Hasselbach, Carl Gustav
Friedrich |
Der konservative Kommunalpolitiker war von 1851 bis 1881 Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg. Mit seinem Wirken ist vor allem die Stadterweiterung nach 1871 und damit die Entstehung der bis in die Gegenwart existenten Ausdehnung der Innenstadt und zum Teil auch ein bis heute den innerstädtischen Bereich prägendes Stadtbild verbunden. H. hatte großen persönlichen Anteil daran, daß die Entwicklung Magdeburgs zur modernen Großstadt möglich geworden ist. In der Zeit seiner Amtstätigkeit entwickelte sich Magdeburg zu einer Industrie- und Arbeiterstadt. H. stammte aus einer bürgerlichen Familie, besuchte in Stettin die Schule und studierte in Göttingen und Berlin Rechts- und Kameralwissenschaften. 1830 trat er in den preußischen Staatsdienst ein und kam 1836 als stellvertretender Departementsdomänenrat erstmals an die Königliche Regierung in Magdeburg. 1839 erfolgte seine Ernennung zum Regierungs-Rat und die Versetzung nach Gumbinnen. 1842 war H. kurzzeitig erneut in der Regierung Magdeburg tätig, wurde aber noch im gleichen Jahr an das Königliche Hausministerium versetzt. Darauf folgte mit der Ernennung zum Oberregierungs-Rat eine Tätigkeit als Abteilungs-Dirigent (Abteilungs-Leiter) in der Regierung in Minden. Der Wahl zum ersten Bürgermeister in Magdeburg am 20.08.1851 waren in der Elbestadt heftige politische Kämpfe vorausgegangen, die mit der Situation der Stadt vor und während der Revolution von 1848/49 zusammenhingen. Seit dieser Zeit war die Stadt ohne Oberbürgermeister, da August Wilhelm Francke das Amt 1848 wegen der Auseinandersetzungen der Revolutionszeit niedergelegt hatte. Obwohl in Magdeburg eine starke liberale Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung bestand, war die Wahl eines liberalen Kandidaten (Victor von Unruh war der Wunschkandidat) wegen der politischen Verhältnisse in Preußen nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 aussichtslos, denn die Wahl bedurfte der Bestätigung durch die Krone. In der Stadt existierte zudem seit der Zeit vor der Revolution die stärkste freireligiöse Gemeinde in Preußen unter Leberecht Uhlich, die aus der Sicht der Regierung eine große politische Gefahr darstellte. Die Bekämpfung dieser Gemeinde wurde daher dem neuen Stadtoberhaupt zur Aufgabe gestellt. H., konservativ und königstreu, erwies sich als Oberbürgermeister kompromißfähig gegenüber der liberalen Mehrheit der Bürgerschaft und trug dadurch erheblich zur Beruhigung der politischen Verhältnisse in Magdeburg bei. Starke politische Polarisierungen blieben jedoch weiter bestehen. Nach zweijähriger Tätigkeit gelang es H., den König von Preußen, der seit dem Aufblühen der Freien Gemeinde im Vormärz und während der Revolution von 1848/49 die Stadt Magdeburg gemieden hatte, zu einem Besuch zu bewegen. Der Anlaß war die Grundsteinlegung für den Umbau des Augustinerklosters im Oktober 1853. Im Ergebnis des Besuches des Königs wurde H. zum Oberbürgermeister ernannt. H. hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung Magdeburgs zur modernen Großstadt. Kommunalpolitisch erfolgten unter H. bedeutende Modernisierungen in der Stadt: Gasbeleuchtung, Regelung der Abwasserfrage, Straßenpflasterung, Errichtung des Wasserwerkes Buckau. 1862 konnte in Anwesenheit von König Wilhelm und Ministerpräsident Otto von Bismarck die eiserne Strombrücke eingeweiht werden. Der Prozeß der Urbanisierung und Entwicklung zur modernen Großstadt wurde aber entscheidend durch die anhaltende Festungssituation der Stadt gebremst. Industriebetriebe konnten sich in der Stadt selbst kaum ansiedeln und gingen in die Vorstädte (Buckau). Für eine weitere Entwicklung der Stadt war ihre Erweiterung nötig. Ein erster Erfolg war die Eingemeindung von Sudenburg im Jahre 1867. 1871 konnte die Stadt der preußischen Regierung einen großen Teil des bisherigen Festungsgeländes im Westen und Süden, ein Areal von ca. 54 Hektar, abkaufen und für ihre Zwecke nutzen. Da die erheblichen Summen zum Ankauf des Geländes nur auf der damals nicht alltäglichen Basis von Krediten aufzubringen waren, kam in Magdeburg die Rede auf, H. sei der Erfinder der “Geldpumpe” gewesen. Das Gelände reichte im Süden bis zum heutigen H.platz und im Westen bis an die Gleisanlagen an der Bahnhofsstraße. H. war maßgeblich an diesem Erfolg, der die jahrhundertlange Einschnürung der Stadt aufgebrochen hat, beteiligt. Bis 1885 entstanden auf dem gewonnenen Gelände erhebliche Erweiterungen, die fortan charakteristisch für das Stadtbild waren. Der größere Teil des Geländes war an private Nutzer verkauft worden, während die Stadtverwaltung einen Teil des Geländes für repräsentative öffentliche Bauten vorsah. Darunter befanden sich eine Reihe von Schulen, das 1876 vollendete Stadttheater sowie weitere Einrichtungen, wie die Berufsfeuerwehr. Weitere Grundstücke wurden für künftige repräsentative Gebäude freigehalten. Eine der wichtigsten Fragen war die Anlage eines Zentralbahnhofes für die verschiedenen Eisenbahnlinien. Durch dessen Eröffnung im Jahre 1874 erhielt die Elbestadt einen großen Teil ihrer früheren Bedeutung für den Eisenbahnverkehr zurück. Das für die Stadt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts charakteristische Industrieprofil mit der Dominanz des Maschinen-, Apparate- und Anlagenbaus neben der Zuckerindustrie prägte sich aus. Wichtige Unternehmen wie die Maschinenfabriken von Rudolf Wolf und Hermann Gruson sowie Schäffer & Budenberg entwickelten sich vor allem im Vorort Buckau. Politisch war H. konservativ. Er gehörte zahlreichen lokalen und regionalen Vereinen konservativer und klerikaler Prägung an, die von einer konservativ-christlichen Position her auch Bestrebungen entwickelten, die aufkommenden Sozialfragen zu lösen. Die sich entwickelnde Sozialdemokratie wurde unter maßgeblicher Mitwirkung von H. in Magdeburg auch mit staatlichen Machtmitteln energisch bekämpft. Aus Anlaß seines dreißigjährigen Dienstjubiläums erhielt H. im November 1881 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Magdeburg. Gleichzeitig schied er aus dem Amt und verstarb kurz darauf. H. wurde auf dem 1872 angelegten Südfriedhof bestattet. Wenige Zeit nach seinem Tode wurde bereits beschlossen, ein Denkmal für ihn in der Gestalt eines monumentalen Brunnens zu errichten. Das Denkmal wurde im November 1890 an der “Gabelung”, dem nachfolgend so benannten Hasselbach-Platz, enthüllt. Es handelte sich um die Stelle, die die weiteste Ausdehnung des unter seiner Leitung neu erworbenen Stadtgebietes markierte.
Literatur: Friedrich Wilhelm Hoffmann, Geschichte der Stadt Magdeburg, neu bearbeitet von Gustav Hertel und Friedrich Hülße (2 Bde), 1885, 525ff.; Ingelore Buchholz/Maren Ballerstedt/Konstanze Buchholz, Magdeburger Bürgermeister, o. J., 28–32 (B); Ingelore Buchholz/Maren Ballerstedt, Man setzte ihnen ein Denkmal, o. J., 28–35.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Mathias Tullner