Hertel, Gustav
Heinrich Gottfried, Prof. Dr. phil. |
Der Sohn eines Schiffseigners absolvierte seine Gymnasialbildung auf der Latina der Franckeschen Stiftungen in Halle. Ab 1867 studierte er an der dortigen Universität Philologie und Geschichte. Das Studium wurde durch Teilnahme am deutsch- französischen Krieg unterbrochen. Nach Studienabschluß ging er 1873 als Lehrer an das Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen Magdeburg. Sein Leben lang blieb er dem Lehramt an dieser Anstalt treu, ab 1873 als ordentlicher Lehrer, ab 1891 als Oberlehrer und ab 1893 als Professor. Er unterrichtete Geschichte, Geographie, Französisch und Latein. Seine Forschungen galten v.a. der Geschichte des Erzbistums sowie der Stadt Magdeburg und der engeren Heimat. H.s Name ist verbunden mit der Herausgabe umfangreicher historischer Quellenwerke und Darstellungen. Im Auftrag der Historischen Kommission der Provinz Sachsen, der er viele Jahre angehörte, bearbeitete er mehrere Urkundenbücher. Zusammen mit Friedrich Hülße gab er 1885 Friedrich Wilhelm Hoffmanns “Geschichte der Stadt Magdeburg” neu bearbeitet in zwei Bänden heraus. Für nachfolgende Vertreter der regionalen Geschichtsschreibung wurden die Werke von H. vor allem aufgrund ihrer auf fleißigem Quellenstudium basierenden Faktenfülle zur Pflichtliteratur. Jahrzehnte stellte sich H. in den Dienst des Vereins für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg. Fast 25 Jahre lang war er Redakteur der von diesem Verein herausgegebenen Geschichts-Blätter für Stadt und Land Magdeburg, für die er zahlreiche Aufsätze und Literaturberichte verfaßte und ein Register der ersten 20 Jahrgänge anfertigte. Im Jahre 1900 wurde er zum 1. Vorsitzenden des Magdeburger Geschichtsvereins gewählt.
Werke: Urkundenbuch des Klosters Unser Lieben Frauen zu Madgeburg, 1878; Der Anfall der Stadt und des Erzstifts Magdeburg an das Kurfürstentum Brandenburg, 1880; Die “Historia” des Möllenvoigtes Sebastian Langhans, betrifft die Einführung der Reformation in Magdeburg, 1881; Die Hallischen Schöffenbücher (2 Bde), 1882–87; Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe, 1883; Geschichte des Klosters Unser Lieben Frauen zu Magdeburg, 1885 (mit Albert Bormann); Die Gegenreformation in Magdeburg, 1886; Urkundenbuch der Stadt Magdeburg (3 Bde), 1892–96; (Üb.) Leben des heiligen Norbert, Erzbischofs von Magdeburg, 1895; Die Annahme der Reformation durch das Magdeburger Domkapitel, in: Jb. des Pädagogiums zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg, 1895, 1–34; Rückblick auf die Entwicklung des Klosters Unser Lieben Frauen, in: ebd., 1898, 1–5; Die Wüstungen im Nordthüringgau, 1899; Geschichte der Stadt Calbe an der Saale, 1904; Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt, 31905.
Literatur: Jb. des Pädagogiums zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg, H. 63, 1899, 40; Eduard Ausfeld, G. H. (†), in: GeschBll 39, 1904, 1–5; Otto Heinemann, Systematisches Inhaltsverzeichnis zu den Jgg. 1–50 der GeschBll und der Fs. von 1891, 1917, 10–15 (W).
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Maren Ballerstedt