Ebeling, Carl Wilhelm Conrad
geb. 28.09.1862 Ruthe/Kreis Hildesheim,
gest. 16.01.1927 Hannover,
Oberingenieur, Technischer Direktor.

E. besuchte das Gymnasium und Realgymnasium in Hildesheim und legte nach dem Besuch einer Technischen Hochschule das I. Staatsexamen als Maschineningenieur ab. Nachdem er in verschiedenen Maschinenbauunternehmen tätig war, trat er 1899 als Mitglied des Direktoriums bei der Fried. Krupp Grusonwerk AG. Magdeburg ein und bestimmte 20 Jahre als Technischer Direktor unter Kurt Sorge die technische Politik seiner Büros und Betriebe. Nach der Bildung der A.G. Grusonwerk (1886) und seiner Übernahme von Krupp zum Krupp-Grusonwerk (1893) begann die allmähliche Verlagerung von Kriegsbedarfsartikeln von Magdeburg nach Essen, wobei damit gleichzeitig die Weiterbeschäftigung von etwa 2.800 Personen in Magdeburg gewährleistet werden mußte. In Europa und Übersee tendierten die Auftraggeber zunehmend dazu, eine komplette Anlagentechnik zur Gewinnung, Aufbereitung, Verhüttung und/oder Veredlung ihrer Rohstoffvorkommen von einem Lieferanten zu beziehen. Gleichzeitig bemühten sich die Länder Europas, ihre Verkehrsnetze auf- bzw. auszubauen. E. führte, den komplexen Anforderungen Rechnung tragend, bezüglich der technischen Büros und Fertigungsstätten neue Leitungsstrukturen sowie anlagen- und querschnittsorientierte Abteilungen und Bezeichnungen ein. So wurden das Zerkleinerungsbüro unter Carl Mittag, das Aufbereitungs- und Hüttentechnikbüro unter Paul Bodenstein wesentlich erweitert und mit Labors und Versuchsstationen ausgerüstet. Neu gründete er das Walzwerksbüro unter Thomas Törring und legte es später mit dem bereits für Nichteisenmetalle bestehenden sowie dem für Verseilmaschinen zusammen. Er erweiterte das Hebezeugbüro unter Eduard Weitzdörfer, das alle Projektierungsabteilungen bediente, und installierte, dem zunehmenden Wiederholcharakter von Teilen und dem Erfordernis nach einem einheitlichen Passungssystem im Werk Rechnung tragend, die Normalienabteilung unter Friedrich Thiemann. Die von Julius von Schütz gegründete Patentabteilung erweiterte er durch die für Straßenbaumaschinen und die Wasserbauabteilung, die später Friedrich Wilhelm Peilert leitete. E. besaß zudem großen Anteil am Bau (1900) und der 1905 erfolgten Erweiterung der Rädergießerei und Schmiede. Er führte schrittweise unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten elektromotorische Einzelantriebe insbesondere an Werkzeugmaschinen wie Radkranzdreh- und Biegeblechmaschinen sowie zur Erprobung an eigenentwickelten Brückenkranen mit elektrischen Mehrmotorenantrieben ein. E., der 1920 in den Ruhestand trat, hatte im Rahmen der Umstellungs- und Profilierungsphase bei gleichzeitiger Beibehaltung des Arbeitskräftepotentials wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg.

Literatur: Fried. Krupp AG Magdeburg-Buckau. Als Erinnerungsschrift gewidmet, 1903 (Archiv der Fried. Krupp AG Essen: S2 Gru 1/2); Fried. Krupp AG Grusonwerk Magdeburg-Buckau, 1905; Ehrung der Jubilare des Krupp-Grusonwerks zur 75 Jahrfeier des Krupp-Grusonwerks Magdeburg, in: Nach der Schicht, Juli 1930; Martin Lichtenberg, Entwicklungstendenzen in der Magdeburger Industrie, Diss. 1934, 42

Archivalien: LHASA : SA Rep. I 409; Archiv der Fried. Krupp AG, Essen: WA 131/634.

Werner Hohaus

letzte Änderung 13.09.2004