Törring, Thomas
geb. 04.09.1863 Skive (Dänemark),
gest. 16.07.1924 Hamburg,
Oberingenieur, Konstrukteur, Konstruktionsdirektor.

Der Sohn eines Kaufmanns besuchte bis 1878 die Realschule in Skive und ging 1878–82 einer praktischen Arbeit in Hamburg nach. 1882–83 absolvierte er die Staatliche Gewerbeschule in Hamburg und studierte anschließend bis 1886 an der Technischen Hochschule Darmstadt Maschinenbau. Es schlossen sich Tätigkeiten als Konstrukteur bei der Maschinenbau AG vormals Daniel Klein in Dahlbrüch (1886–96) und als Chef eines Konstruktionsbüros bei der Maschinenfabrik Thyssen in Mühlheim (1896–1903) an. Nach einer einjährigen Tätigkeit im Stammbetrieb der Fried. Krupp AG in Essen begann er 1904 das Büro für Eisen und Stahlwerke im Fried. Krupp Grusonwerk Magdeburg aufzubauen. Nach der Bildung der AG Grusonwerk (1886) und seiner Übernahme von Krupp zum Krupp-Grusonwerk (1893) begann die allmähliche Verlagerung von Kriegsbedarfsartikeln von Magdeburg nach Essen, gleichzeitig war die Weiterbeschäftigung des Personals in Magdeburg zu sichern. So wurde neben dem bereits bestehenden Konstruktionsbüro für Gummi-, Linoleum- und Walzwerksmaschinen (Nichteisenmetalle) unter der Leitung von Knauerhase das Walzwerksbüro unter T.s Leitung gegründet. Ersteres Büro hatte bereits um 1870 ein Kupferwalzwerk für das Kupferwerk Osterode/Harz ausgeführt, das noch in Betrieb war. Grundlage dieser Entwicklungen war der zähe und oberflächenverschleißfeste Schalenhartguß für die Walzen zum Warm- und Kaltwalzen, den Hermann Gruson entwickelte. T. begann mit fünf Mitarbeitern und schuf Kalkulationsunterlagen für Wiederholteile und Projektzeichnungen von Block-, Mittel- und Feineisenwalzwerken für spätere Angebotsverhandlungen. Bereits 1905 realisierte er den ersten Auftrag für die Stahlwerke Wakamatsu in Japan –ein 550er Universalwalzwerk mit Hebetischen, Rollgängen, hydraulischer Richtbank mit Überhebevorrichtung, Universaleisenschere und einer Dampfmaschine der Sächsischen Maschinenbau AG aus Chemnitz. T. leitete die Abteilung sehr umsichtig und ließ sukzessive Neu- und Weiterentwicklungen in die stetig zunehmende Zahl von Aufträgen einfließen, baute eine Projektierungsabteilung auf und erweiterte die Angebotsarbeit im Ausland. Bereits 1910 ließ er getypte Kaltwalzwerke aufgrund der hohen Nachfrage auf Vorrat bauen. Sein Konstruktionsbereich wurde durch Angliederung von weiteren Abteilungen wesentlich erweitert. 1911 baute er die erste kontinuierliche Walzstraße sowie das größte Trioblechwalzwerk in Europa. In dieser Zeit wurden jährlich mehrere Walzstraßen oder bis zu fünf Walzwerke mit einer großen Anzahl von Walzgerüsten gebaut. Bis zu seiner Pensionierung 1921 entwickelte T. den Walzwerksbereich neben dem Zerkleinerungsbüro zum stärksten Konstruktionsbereich der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg, wobei ihm Oscar Tübben ein fähiger Stellvertreter war. T. gehört zu den Begründern des modernen Walzwerksbaus in Deutschland.

Literatur: 75 Jahre Grusonwerk 1855–1930, 1930, 28–41; Martin Lichtenberg, Entwicklungstendenzen in der Magdeburger Industrie, Diss. 1934, 42; Oscar Tübben, Das Walzwerksbüro, seine Entstehung und Tätigkeitsbericht, Ms. 1938;  Manfred Beckert, Härter als Kruppstahl. 150 Jahre Magdeburger Maschinenbau, in: Volksstimme Magdeburg vom 06.10.1988.

Archivalien:  LHASA: Rep I 28, Nr. 582; Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA 131/2789.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 02.03.2005