Thiemann, Friedrich Karl Eduard
geb. 27.07.1868 Helmstedt,
gest. 1922 n. e.,
Oberingenieur.

Durch die Verlagerung der Kriegsproduktion der Fried. Krupp Grusonwerk AG in das Hauptwerk nach Essen und eine damit erforderliche wesentliche Erweiterung des Produktionsprofils durch Kurt Sorge und Carl Ebeling stieg der Wiederholteilcharakter bei der Herstellung dieser Erzeugnispalette an und die Vereinheitlichung und Typisierung von Bearbeitungsverfahren, Werkzeugen, Baugruppen und Bauteilen gewann an Bedeutung. T., Sohn des Bau- und Schlossermeisters Johann August Friedrich Eduard T., stellte sich dieser Aufgabe, baute 1906 das erste Normalienbüro in der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg auf und leitete dasselbe bis 1922. Erstmalig erfaßte er gleichartige Teile im Werk, analysierte und katalogisierte diese und entwickelte daraus das “Braune Tabellenwerk” zur Verwendung genormter Teile in den Konstruktionsabteilung der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg. T. nahm regelmäßig als Vertreter eines der größten Schwermaschinenbauunternehmen Deutschlands an den Sitzungen des Deutschen Normenausschusses teil und brachte hier seine Erfahrungen und Erkenntnisse ein. Das von ihm entwickelte Tabellenwerk mit wesentlichen Werkstandards der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg diente als Grundlage der Deutschen Industrienormen (DIN) auf dem Gebiet des Maschinenbaus. In Magdeburg führte er seine Normungsarbeiten zielgerichtet fort, schuf für wesentliche Bearbeitungsverfahren das erste Grenzlehrsystem für Passungen und Toleranzen mit einem Kennzeichnungssystem für die Technischen Zeichnungen und erarbeitete und führte die ersten Fachnormen für Schleifmittel, Werkzeuge und Erzeugnisse der Elektrotechnik mit der Kennzeichnung “N” (Norm) in die technische Arbeit des Werkes ein. T. leistete Pionierarbeit bei der Schaffung wesentlicher Grundlagen zur Entwicklung der Deutschen Industrienormen auf dem Gebiet des Maschinenbaus.

Literatur: Thomas Wölker, Entstehung und Entwicklung des Deutschen Normenausschusses 1917–1925, 1992.

Archivalien:  LHASA: SA Rep I 28, Nr. 528; Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA XVI 1 33a.

Bildquelle: *Archiv der Fried. Krupp AG Essen.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 01.03.2005