Weitzdörfer, Eduard
geb. 24.01.1874 Franzensbad/Böhmen (Österreich-Ungarn),
gest. um 1947 n. e.,
Oberingenieur, Hauptkonstrukteur.

W. besuchte 1879–85 die Volksschule in Franzensbad, anschließend bis 1889 das Gymnasium zu Eger und studierte an der Staatsbeamtenschule zu Reichenberg/Böhmen, wo er 1892 die Reifeprüfung mit Auszeichnung abschloß. 1892–98 war er in den Eisenwerken vormals Nagel & Kaemp AG Hamburg/Uhlenhorst als Ingenieur im Hebezeugbau sowie in der Hartzerkleinerung und im Turbinenbau tätig. Als stellvertretender Vorsteher des Konstruktionsbüros für Hebevorrichtungen – sein Chef war Oberingenieur Forstreuter – der Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg begann er im selben Jahr seine Tätigkeit und übernahm diese Abteilung 1914 als Vorsteher. Der Hebezeugbau hatte bereits bei Hermann Gruson eine lange Tradition, da neben dem Transport der bis zu 150 t schweren Hartguß-Panzertürme im Unternehmen diese auch beim Aufstellen und Warten durch den Betreiber gehoben werden mußten. So wurden bereits 1860 dampfhydraulische fahrbare Bockkrane nach Grusons Ideen konstruiert und ausgeliefert, die diese Aufgaben erfüllten. Nachdem bereits sein Vorgänger den elektromotorischen Einzelantrieb für das Hub-, Katzfahr- und Fahrwerk bei Brückenkranen erfolgreich eingeführt hatte, wurden unter W.s Leitung Hebezeuge mit neuen größeren Dimensionen gebaut. Er entwickelte und baute die zwei größten Laufkrane der Welt mit einer Tragfähigkeit von je 300 t für das Stammwerk in Essen. Es folgten Brückenkrane für Gießereien und zur Schienenverladung mit einer Spannweite von 40 m und einer Tragfähigkeit von 150 t sowie Waggonkipperanlagen. Er schuf die entwicklungstechnischen Voraussetzungen dafür, daß die Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg als eines der ersten Unternehmen Wippdrehkrane für den energieverlustarmen Horizontaltransport von Lasten zur Schiffsbe- und -entladung bauen konnte. Kohleverladeanlagen für die Großgaserei in Magdeburg mit einer verfahrbaren Brücke großer Spannweite und einem darauf beweglichen Portaldrehkran, aber auch die ersten schwimmenden Kohleheber für gleichzeitiges Bekohlen von Seeschiffen auf beiden Bordseiten von einer Bordseite aus und Schiebebühnen mit Anhängerbühne zum Umsetzen von schienengebundenen Fahrzeugen kamen aus dem Konstruktionsbüro von W. Gleichzeitig war sein Hebezeugbau so konzipiert, daß Stetigförderer aller Art entsprechend der technologischen Anforderung der gelieferten Anlagentechnik des Grusonwerkes beigestellt wurden. Das betraf u. a. Greiferkrane, Kippbühnen, Erz-Verladebrücken, Kippaufzüge, Chargierkrane, Spille und Montagekrane. W. war ein kreativer Konstrukteur und Statiker, der auch Maßstäbe bei der Entwicklung großer Unstetigförderer setzte.

Werke: 75 Jahre Grusonwerk in Magdeburg, 1855–1930, 1930, 51–54.

Archivalien: LHASA: Rep I 28, Nr. 582; Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA 131/3119.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 13.09.2004