Bodenstein, Paul Peter
geb. 01.12.1881 Friedland/Ostpreußen,
gest. nach 1945 nicht ermittelbar,
Bergassessor, Konstruktionsdirektor.

Der Sohn des Proviantamt-Direktors Theodor B. besuchte 1888–1901 die Vorschule in Brieg, Allenstein und die Gymnasien Allenstein, Brandenburg, Kassel und Mainz. Nach seinem Praktischen Dienstjahr 1901/02 studierte er von 1902 bis 1906 an den Universitäten München, Berlin sowie der Bergakademie Berlin und wurde 1906 Bergreferendar. 1910 zum Bergassessor mit Patent ernannt, übernahm er als Abteilungs-Vorsteher bei der Maschinenbau-Anstalt Humboldt Berlin die Entwicklung und Konstruktion der Ausrüstungen zur Erzaufbereitung einschließlich Versuchsstation. 1902–03 leistete er seinen Militärdienst beim Fußartillerieregiment Nr. 3 in Mainz ab und wurde später Hauptmann der Reserve. 1922 trat er bei der Fried. Krupp Grusonwerk AG. Magdeburg als Vorsteher der Erzaufbereitungsabteilung ein. Er erhielt Prokura und wurde 1927 Konstruktionsdirektor des erweiterten Bereiches Erzaufbereitung und Hüttenwesen. Hermann Gruson hatte bereits mit seinen Goldaufbereitungsanlagen, die um 1880 in einer Zweigniederlassung im südafrikanischen Johannesburg vertrieben wurden, guten Erfolg. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen und dem bereits durch seinen Vorgänger, den Oberingenieur Bitter, erreichten hohen Stand bei der vorwiegend angewandten naßmechanischen Aufbereitung, wandte sich B. der wirtschaftlichen Aufbereitung von zunehmend im Erzgehalt nachlassenden Erzen zu. So entwickelte er Magnetscheider der Bauart Ullrich, die schwachmagnetische Erze, wie z. B. Magneteisenstein, Magnesit, Monazitsand und Zinn-Wolframerz, aber auch die Wiedergewinnung von Kohle und Koks aus Feuerungsrückständen ermöglichten. Die Anlagentechnik für die Schwimmaufbereitungsverfahren erweiterte er so, daß sie sich zu einem Hauptverfahren der Aufbereitung entwickelten und damit ebenfalls Oxyde, Karbonate und Sulfate vieler Metalle aufbereitet wurden. Besonders hervorzuheben waren die Entwicklung des Wälzverfahrens, angewandt zur Aufbereitung verflüchtungsfähiger Metalle und Metallverbindungen, und das Rennverfahren (1931) für die Verarbeitung armer Eisenerze (Niederschachtofenwerk Calbe). Zur verstärkten wissenschaftlichen Durchdringung des Gebietes der Aufbereitungs- und Hüttentechnik und zur weiteren systematischen Ableitung und Erprobung neuer Verfahren und Ausrüstungen nahm B. 1923 auf den Auf- und den weiteren Ausbau einer umfangreichen Versuchsanstalt im Grusonwerk gezielt Einfluß. Im Ergebnis weiterer wissenschaftlich-technischen Untersuchungen entwickelte und konstruierte er Rechen-Klassierapparate zum Abtrennen der sandigen Bestandteile aus schlammigen Erztrüben, maschenbewegliche Klassierroste zum Absieben von Erzen, Gestein, Koks u. a., Rohrmühlen mit Stabfüllung für die nasse Feinmahlung von Erzen sowie Wälzanlagen zur Verarbeitung von Zinkerzen. B. war ein kreativer Ingenieur und praktizierender Wegbereiter der Aufbereitungstechnik, der wesentlich zur weltweiten Vorrangstellung der Fried. Krupp Grusonwerk AG. Magdeburg auf diesem Gebiet beitrug.

Werke: 75 Jahre Grusonwerk 1855–1930, 1930, 21–27; Fried. Krupp Grusonwerk AG. Magdeburg, Untersuchung der Rohstoffe zum Herstellen und Verarbeiten von Zement, Kalk, Gips, Ton und dergleichen (Archiv der Fried. Krupp AG Essen: S2 Gru 1/3, 12/1922).

Archivalien: LHASA: SA Rep. I 28, Nr. 582; Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA XVI 1 33a.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 01.02.2005