Peilert, Friedrich Wilhelm
geb. 23.05.1882 Unterhaun bei Hersfeld,
gest. 25.07.1966 Magdeburg,
Oberingenieur, Chefkonstrukteur.

Zur Vita von P. ist wenig bekannt. Er trat 1922 als stellvertretender Hauptkonstrukteur für Wasserbauwerke in die Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg ein und war hier 1925–36 als Hauptkonstrukteur tätig. Sein Vorgänger in dieser Funktion war Oberingenieur Palmie. Aufgrund eines Augenleidens gab er die Leitung des Konstruktionsbüros 1936 an Oberingenieur Langhammer ab, war aber weiterhin dessen kreativer Stellvertreter. Schon während und nach dem II. Weltkrieg übernahm er wieder die Leitung des Büros und übergab dieselbe 1951 an Oberingenieur Rudolf Thalheim (1906–80), der bereits von 1927 bis zum Beginn des II. Weltkrieges in der Abteilung von P. als Konstrukteur tätig war und dessen Werk fortführte. Als nach dem I. Weltkrieg in Deutschland und Europa große Anstrengungen zum Ausbau der Wasserstraßennetze unternommen wurden, entstanden unter P.s Leitung und Mitwirkung maschinentechnische Ausrüstungen für Schleusen ohne Umläufe. Bei günstigen Anlagenkosten konnten die Schleusenkammern schneller gefüllt und entleert und damit zeitlich besser ausgenutzt werden. Die Ausspiegelung der Kammern erfolgte durch ein Anheben der Hubtore oder durch das Öffnen eingebauter Schütze, wobei das Wasser zur Herabsetzung der Strömungsgeschwindigkeit in besondere Vorkammern geleitet wurde. Gleichzeitig war das Schleusenoberhaupt mit einer 1,25 m hohen Aufsatzklappe zum Ablassen von Eis ausgerüstet. Eine erste Doppelschleuse dieser Bauart mit einer Kammerweite von 12 m, einer Nutzlänge von 105 m und einem Gefälle von 10 m wurde bei Ladenburg am Neckar installiert. Vorteilhaft konstruierte P. Schleusen mit Vorkammern und direkter Füllung für sehr große Gefällehöhen. Eine Treppenschleuse dieser Bauart entwickelte er für Shannon in Irland mit einem Gefälle von 32,2 m und einer maschinentechnischen Sonderkonstruktion. In den drei Häuptern waren Segmentschlitztore eingebaut, wobei das daraus austretende Schleusungswasser zur Beruhigung durch Vorkammern, deren Form mittels strömungstechnischer Versuche bestimmt wurde, strömte und selbst kleinste Schiffe ruhig auf dem Spiegel lagen. Für die Doppelschleuse am Kachlet bei Passau mit einer Weite von je 24 m, einer Nutzlänge von 230 m und einem Gefälle von 9 m entwickelte P. für das Ober- und Unterhaupt Stemmtore. Dieselben ließen sich bereits bei 20 cm Wasserhöhe durch neuartige Rollkeil- bzw. Zylinderschlitze öffnen. Es folgte P.s Sonderkonstruktion einer Doppelschleuse bei Fürstenberg im Oder-Spree-Kanal mit der größten Gefällehöhe in Deutschland von 15,78 m und je 12 m Kammerweite. Die Klapptore am Ober- und die Untertore am Unterhaupt ließen sich bereits bei einem Wasserüberdruck von 1 m öffnen. Das Ausspiegeln der Kammern erfolgte mittels Zylinder- bzw. Rollkeilschützen. P. konstruierte auch die maschinentechnische Ausrüstung für die Schiffshebewerke bei Niederfinow und Magdeburg-Rothensee und übernahm die Projektierung und Ausführung beweglicher Brücken für den Straßen- und Eisenbahnverkehr, so für mehrere verschiedene Klappbrücken, u. a. auch die Hubbrücke in Magdeburg. Für die Erweiterung der Elektrizitätswirtschaft durch Ausbau von Wasserkraftwerken in kohlearmen Ländern konstruierte er des weiteren Wehranlagen, Einlaufbauwerke sowie Abschlußorgane. P. besaß mehrere Patente, trat mit einschlägigen Publikationen hervor und hatte wesentlichen Anteil daran, daß das Magdeburger Grusonwerk in dieser Zeit eine Vielzahl von Sonderkonstruktion für den Wasserbau lieferte und dabei das technische Niveau in Europa mitbestimmte.

Werke: 75 Jahre Grusonwerk in Magdeburg, 1855–1930, 1930, 55–58; Die konstruktive Durchbildung von Wehranlagen mit mechanischem Antrieb, 1955.

Literatur: Wehranlagen, hg. von der Fried. Krupp Grusonwerk AG, Magdeburg-Buckau, 1937. 

Archivalien: LHASA:  SA Rep I 28, Nr. 528; Archiv der Fried. Krupp AG Essen.

Werner Hohaus

letzte Änderung 13.09.2004