Held, Otto, Dr. phil.
geb. 25.11.1885 Ohrsleben,
gest. 19.02.1967 Schönebeck,
Gymnasiallehrer, Sprachforscher.

Der Bauernsohn besuchte das Gymnasium in Neuhaldensleben und studierte danach Germanistik, Mittel-Latein und Geschichte in Leipzig, München und Göttingen, wo er 1912 promovierte. Nach einer Lehrtätigkeit auf Probe folgte 1918 die feste Übernahme in den Schuldienst als Oberlehrer an der Guericke-Oberrealschule in Magdeburg. 1933 wurde H. wegen angeblicher politischer Äußerungen gegen den Nationalsozialismus denunziert, daraufhin vom Dienst beurlaubt und später an eine Oberschule für Mädchen nach Schönebeck versetzt. 1955 pensioniert, war er engagiert, anregend und schützend als Vertrauensmann für Denkmalpflege und Kreisnaturschutzbeauftragter im Kreis Schönebeck tätig. H. beschäftigte sich von Jugend an mit der niederdeutschen Sprache, war seit 1926 Mitglied des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung und förderte selbstlos die Mundartdichter Wilhelm Rauch, Waldemar Uhde, Hedwig Gorges, Heinrich Lindau u. a. Die niederdeutsche Dichtung “Der Altmärker” von Friedrich Schwerin gab H. in sprachlicher Überarbeitung heraus und betreute 1930 die neue Auflage von Uhdes “Himmelssnettelken”. In einer unveröffentlichten Sammlung niederdeutscher Schnurren bewies er selbst hohe Fähigkeiten dichterischer Gestaltung. 1965 übergab er seinen “Plattdeutschen Sprachschatz”, eine Sammlung in der Mundart seines Geburtsortes Ohrsleben (20.000 Zettel), dem Institut für deutsche Sprache und Literatur an der Akademie der Wissenschaften in Berlin. H. veröffentlichte zahlreiche Aufsätze in Heimatbeilagen und Kalendern und äußerte sich kompetent über niederdeutsche Mundart, über Literaturgeschichte, Geschichte und Volkskunde und über Naturerscheinungen der Magdeburger Börde, bearbeitete die Fragebögen zum “Atlas für deutsche Volkskunde”, für das “Mittelelbische Wörterbuch” in Halle, das “Ostfälische Wörterbuch” in Braunschweig u. a. H. gehörte zu den selten gewordenen Menschen, die aus einem überreichen Fundus heimatkundlichen Wissens im weiteren Sinne als Lehrer und Mentor stets und uneigennützig mitteilten. So war H. bis ins hohe Alter in Gesellschaft und Vereinigungen aktiv und gilt als eine der markantesten Persönlichkeiten in der Heimatkunde der Magdeburger Börde.

Werke: Die Hanse und Frankreich in der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Regierungsantritt Karls VIII., Diss. Göttingen 1912; (Hg.) Handels- und Verkehrsgeschichte der deutschen Kaiserzeit (aus dem Nachlaß von W. Stein), 1922; Philipp von Nathusius und Wilhelm von Kügelgen, in: MonBl 68, 1926, 257f.; Christoph Friedrich Schwerin, in: Mitteldt Leb 4, 1929, 377–382; Biber und Trappen im Kreis Calbe, in: Der Kreis Calbe, o. J., 86–89; Das Lichtmeßfest in Glinde an der Elbe, in: Deutsches Jb. für Volkskunde 8, 1962, 178f.

Nachlaß: Bördemuseum Ummendorf; Kreismuseum Schönebeck.

Literatur: Max Pahncke, Vom Altmärker, in: Aus der Heimat. Beilage Wochenblatt Neuhaldensleben, Nr. 3, 1922;  Albert Hansen, O. H. 75 Jahre, in: Korrespondenzblatt für niederdeutsche Sprachforschung 67, 1960; Fritz Heiber, Dr. O. H. 75 Jahre alt, in: Altmark-Bote 6, 1961, 83f.; Saskia Luther/Heinz Nowak, Dr. O. H., eine Bibliographie, Ms. o. J.

Bildquelle: *Bördemuseum Ummendorf.

Saskia Luther/Heinz Nowak

letzte Änderung: 02.02.2005