Hansen, Albert, Dr. med. vet.
geb. 24.07.1892 Klein Wanzleben,
gest. 19.02.1963 Eilsleben,
Tierarzt, Historiker.

Der Sohn eines Schmiedemeisters in Klein Wanzleben besuchte das Realgymnasium in Halberstadt, begann 1914 das Studium der Veterinärmedizin und promovierte, nach kriegsbedingter Unterbrechung des Studiums, 1919 in Berlin. 1920 ließ sich H. in Eilsleben als praktischer Tierarzt nieder und übte diese Praxis bis zu seinem Tode aus. Er schloß sich schon 1911 dem Verein für niederdeutsche Sprachforschung an und legte erste niederdeutsche Wortsammlungen an. Die berufliche Tätigkeit konnte H. mit einer umfassenden landeskundlichen Forschungstätigkeit verbinden. Er befaßte sich vier Jahrzehnte hindurch mit historischen, volkskundlichen und sprachwissenschaftlichen Themen und wandte sich zeitweilig auch der Aufnahme ur- und frühgeschichtlicher Funde zu. In den 1920er Jahren unterstützte H. den Landesgeologen Wilhelm Koert in der Aufnahme des geologischen Meßtischblattes Seehausen. 1922 gehörte H. zu den Gründern des von dem Lehrer Paul Hollop in Wefensleben initiierten Heimatvereins im alten Holzkreise, der im Oberen Allertal viele Mitglieder gewann. Der Verein schuf sich 1924 ein Heimatmuseum in der eben aufgesiedelten Domäne Burg Ummendorf, das unter der Leitung H.s als “Museumswart” und zweitem Vorsitzenden des Vereins eine Entwicklung erlebte, die 1936 in der Etablierung des Ostfälischen Volkskunde-Museums Burg Ummendorf gipfelte. H. bemühte sich stets um die Synthese von Landschaft und Mensch und betonte dabei stammesgeschichtliche Zusammenhänge. Die von ihm gefundenen Ergebnisse verteidigte er mit Leidenschaft. Er wurde besonders durch seinen Versuch, für seine Heimatlandschaft “mit dem thüringischen Vaterhaus und der niederdeutschen Muttersprache” den Stammesnamen “Ostfalen” durchzusetzen, weithin bekannt (s. u. Reichsreform, 1933). In seine intensiven Bemühungen um die Erfassung, Bewahrung und Wiederbelebung der heimischen Mundart bezog H. auch lokale Mundartdichter mit ein und initiierte die Niederdeutsche Spielschar in Eilsleben, die in den 1930er Jahren regionale Auftritte, auch im Rundfunk, erlebte und zahlreiche mundartliche Stücke (u. a. von Wilhelm Rauch) aufführte. H. veröffentlichte eine Vielzahl kleinerer Arbeiten in lokalen Zeitungen und Beilagen. Wichtigere, große Arbeiten konnten erst nach seinem Tode vom Börde-Museum Ummendorf, mit wesentlicher Förderung der Familie, herausgebracht werden. Anderes blieb unveröffentlicht.

Werke: Unsere Heimat, unsere Kultur und die Reichsreform, Selbstverlag 1932; Holzland-Ostfälisches Wörterbuch, aus dem Nachlaß bearbeitet von Helmut Schönfeld, 1964 (Repr. 1994); Die Namenlandschaft zwischen Ober-Aller und Sarre (Bode), aus dem Nachlaß bearbeitet von Max Bathe, I. Halbbd., 1965 (mehr nicht erschienen).

Nachlaß: Börde-Museum Ummendorf.

Literatur: Heinz Nowak, Bestandsübersicht zu Archiv und Dokumentationskartei des Börde-Museum Ummendorf, 1956–90; Werner Flechsig, A. H., der siebzig Jahre alte Ostfalenforscher, in: Braunschweiger Heimat 48, 1962, 98–106; ders., A. H. †, in: Braunschweiger Heimat 49, 1963, 26; Heinz Nowak, A. H. †, in: Js. für mitteldeutsche Vorgeschichte 49, 1965, 259f.; Peter Schmidt, Zur Geschichte der Geologie, Geophysik, Mineralogie und Paläontologie. Bibliographie der DDR. Veröffentlichungen der Bibliothek der Bergakademie Freiberg 40, 1970, Nr. 723, 85; Das Museum in Ummendorf – Trends 1924–89, Ms. 1999.

Bildquelle: *Börde-Museum Ummendorf.

Heinz Nowak

letzte Änderung: 02.02.2005