Rauch, Friedrich Wilhelm Andreas
geb. 16.04.1871 Altenhausen,
gest. 14.03.1952 Gutenswegen,
Landwirt, Mundartdichter.

Der Sohn eines Landwirts wuchs in Altenhausen auf, besuchte einige Jahre das Magdeburger Domgymnasium, absolvierte die landwirtschaftliche Fachschule in Helmstedt und trat anschließend zur praktischen Ausbildung in die elterliche Landwirtschaft ein. 1891–94 diente R. als Dreijährig-Freiwilliger im deutschen Heer. Seine berufliche Laufbahn begann er im Oktober 1894 als Hof- und Feldverwalter in Helmsdorf bei Eisleben im Mansfelder Seekreis auf dem Gut der Familie von Krosigk, wechselte Anfang 1897 als landwirtschaftlicher Beamter auf das Rittergut Liepen bei Tessin/Mecklenburg und trat 1898 als Inspektor in die Firma Jenrich, Druckenbrodt & Co. in Gutenswegen bei Magdeburg ein. Nach seiner Heirat 1903 bewirtschaftete er den Gutshof seiner Frau in Gutenswegen, bevor ihn von Krosigk 1907 erneut zum landwirtschaftlichen Oberinspektor seiner Ländereien in Helmsdorf berief. R. leitete das Gut 1914–18 völlig selbständig und war bis 1920 u. a. als stellvertretender Amtsvorsteher für den Amtsbezirk Heiligenthal-Helmsdorf tätig. Er kehrte 1920 mit seiner Familie nach Gutenswegen zurück und bewirtschaftete bis zu seinem Tode das zuvor verpachtete eigene Gut, zuletzt im Verein mit seinem Sohn. R., dessen erste literarische Versuche in seine Schulzeit und frühe Berufstätigkeit vor 1900 fielen, nahm seine literarischen Arbeit erst in Gutenswegen wieder systematisch auf. 1920 trat er dem kurz zuvor gegründeten Literatur Verein Gutenswegen bei, fungierte hier ab 1922 als 2. Vorsitzender und bereicherte das Vereinsleben durch Rezitationen mundartlicher Texte und den Vortrag eigener Gedichte und Kurzgeschichten in plattdeutscher Sprache, die er auch in Tageszeitungen und regionalen Periodika publizierte. Größere Bekanntheit erlangte R. als Verfasser plattdeutscher Bühnenstücke wie des Bauerndramas “De witte Rausenstrutz” (1925) und der Einakter “Op Friersfäuten”, “Burssenrecht” und “Dat Wodanswegsche Wiehnachtsspeel” (Manuskripte, nicht gedruckt), die von Laienschauspielgruppen auf ländlichen Volksbühnen aufgeführt wurden, in der Region großen Anklang fanden und bis Ende der 1930er Jahre zahlreiche Aufführungen erlebten (“De witte Rausenstrutz” mehr als 100 mal). Eine Sammlung seiner plattdeutscher Gedichte und Geschichten erschien 1929 unter dem Titel “Minschen, Lüe und Kinner. Vorrtellijen ut de Madeborjer Börde”. In den 1930er Jahren war R. Mitarbeiter der Volkshochschule sowie des Volksbildungswerkes der Deutschen Arbeitsfront in Magdeburg und arbeitete als plattdeutscher Rezitator im Rahmen der “Kraft durch Freude”-Bewegung. 1936 nahm er als regionaler Vertreter am Wettstreit deutscher Mundarten in Wuppertal teil. R., der sich bereits in Helmsdorf 1907–20 als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Eisleber Heimatforscher aktiv an archäologischen Ausgrabungen beteiligte, war Ehrenmitglied des Aller-Vereins in Neuhaldensleben.

Werke: s. o.; Urnenfunde bei Helmsdorf, Mansfelder Seekreis, in: Nachrichten über deutsche Altertumsfunde 6, H. 6, 1895, 90f.; Grabmalkunst in und bei Bösenburg im Mansfelder Seekreise, in: Mansfelder Heimatkalender 1925, 1925, 76–80.

Nachlaß: Universitäts- und Landesbibliothek Halle.

Literatur: Wer ist’s 10, 1935, 1264; Saskia Luther / Jürgen Kanstorf, "Kein anderer Stand kann de Poesie bi de Arbeit mehr bruken als de Buerstand...", W. R. (1871-1952) - Dichter und Bauer, in: Js. der Museen des Ohrekreises 9(42), 2002, 117-125 (B); Materialsammlung Jürgen Kanstorf, Gutenswegen (privat).

Bildquelle: *Jürgen Kanstorf, Gutenswegen (privat).

Guido Heinrich

letzte Änderung: 03.03.2005