Schwerin, Christoph Friedrich (Fritz)
geb. 02.01.1829 Rohrberg bei Beetzendorf/Kreis Salzwedel,
gest. 23.05.1870 Altenhausen/Kreis Neuhaldensleben,
Lehrer, Kantor, Mundartdichter, Erzähler.

S. wuchs als Sohn eines Böttchermeisters in einem Elternhaus auf, in welchem die Grundsätze der Herrnhuter Brüdergemeinde galten: Auch ein schwerer Arbeitsalltag mit eingeschränkten Einkünften ist eine gottgegebene Gnade, für die man stets dankbar sein muß. S. war ein strebsamer Schüler, der endlich 1846 die Präparandenanstalt in Magdeburg besuchen durfte, um sich auf die Landlehrerausbildung vorzubereiten. Am Lehrerseminar in Magdeburg studierte er 1847 bis 1850 und schloß seine Ausbildung mit “sehr gut” ab. In dieser Zeit kam S. zuerst mit zeitgenössischer Literatur und speziell der aufblühenden niederdeutschen Dichtung in Berührung und erkannte, welchen sprachlichen Reichtum er durch sein unmittelbares Aufwachsen im “plattdeutsch-altmärkischen” Sprachgebiet besaß. Er las unter anderen die vielgelobten Gedichte von Wilhelm Bornemann, die freilich das Niederdeutsche oft nur sehr dürftig für biedermeierlich-harmlose Unterhaltung nutzten. Größer war der Einfluß durch Fritz Reuter, mit dem S. in Briefwechsel trat. Mit seiner Lehrbefähigung begann S. seine berufliche Laufbahn in Quedlinburg und unterrichtete verwahrloste Kinder in einem Heim. Durch Philipp von Nathusius und Marie Nathusius war in jener Zeit im nahen Neinstedt eine solche christliche Erziehungseinrichtung geschaffen und wurde nachgeahmt. Als sich aber eine Lehrerstelle an einer Privatschule in Klötze anbot, kehrte S. 1851 in seine altmärkische Heimat zurück. Im Jahr darauf wurde er Kantor und Lehrer in Emden und 1854 in gleicher Position in Altenhausen/Kreis Neuhaldensleben angestellt, das seit 1475 im Besitz der Grafen von der Schulenburg (Karl von der Schulenburg) war. In diesem Ort fand der geschätzte Pädagoge Möglichkeiten, seinen historischen und poetischen Interessen auch schriftstellerisch nachzugehen, wobei angemerkt sei, daß S. sie durchaus in erster Linie mit oft spürbarer pädagogischer Absicht niederschrieb. Er verstand dieses Bestreben als Verpflichtung für einen “Volksschriftsteller”. S. begann mit “Joachim Wernemann” (1855) – als “altmärkische Dorfgeschichte” deklariert, in Wirklichkeit eine erzählende Volkskunde, eine fiktive Biographie mit detailliertem Wissen um Brauchtum und Alltagswelt in einem Dorf der nordwestlichen Altmark. 1858 erschien S.s Hauptwerk “Der Altmärker”, eine Auslegung niederdeutscher Sprichwörter im christlichen Sinne mit eigenen Gedichten. Diese Sammlung wurde in 2. Auflage 1896 vollkommen in Sprache und Duktus zerstört, durch einen Herausgeber, der stolz war, kaum eine Zeile in ursprünglicher Form gelassen zu haben. Dabei hatte Johann Friedrich Danneil 1859 in seinem “Wörterbuch der altmärkisch-plattdeutschen Mundart” gültig behauptet: “Das beste altmärkische Platt schreibt Fritz S., Kantor in Altenhausen”. Als eine Art Anhang erschien noch “Vöggel-Sprak und Snack” (1859). Nach Archivalien im Schloß der Grafen von der Schulenburg entstand in Altenhausen zudem die Biographie “Alexander von der Schulenburg” (1858) und “Fünf Edelleute aus vorigen Tagen” (1859), die im Gegensatz zu den niederdeutschen Texten heute nur noch historisches Interesse finden werden.

Werke: s. o.; Der Altmärker. Schatzkästlein für echte altmärkisch schlagende Herzen und in plattdeutscher Umgangssprache redende Zungen, 1858, 21896 (unbrauchbar), 31921.

Literatur: Mitteldt Leb 4, 377–382 (*B); Th. Plügge, F. S. Abriß seines Lebens, in: Der Altmärker, 1898, 321–348; F. Wippermann, F. S., in: MonBl 82, 1940; Martin Wiehle, Altmark-Persönlichkeiten, 1999, 163.

Hanns H. F. Schmidt