Schwantes, Martin Paul Albert
geb. 20.08.1904 Drengfurth bei Rastenburg/Ostpreußen,
gest. 05.02.1945 Zuchthaus Brandenburg (hingerichtet),
Lehrer, Widerstandskämpfer.

S. war ältestes Kind des Uhrmachermeisters Hermann S.  Die Familie lebte seit 1906 in Gommern. Ab 1910 besuchte S. die Volksschule Gommern, belegte 1918–24 die Präparandenanstalt und das Lehrerseminar in Quedlinburg. S. war hier Mitglied der Poetengemeinschaft Johannes. Danach arbeitslos, hielt sich S. 1924–26 als Gelegenheitsarbeiter in den USA auf. Er übernahm 1926 eine Hilfsstelle als Volksschullehrer für gehobene Klassen in Gommern, arbeitete ab 1927 an Magdeburger Schulen, u. a. an einer weltlichen Schule. In den 1920er Jahren hielt er freundschaftliche Kontakte mit dem sozialdemokratischem Lehrer Fritz Heicke in Gommern. 1928 trat S. der KPD bei, betätigte sich fortan politisch und wurde Mitglied der Bezirksleitung der KPD Magdeburg-Anhalt. 1931 unternahm S. mit der Freien Lehrergewerkschaft Deutschlands eine Reise in die Sowjetunion. Im gleichen Jahr machte er seine zweite Lehrerprüfung. Ab 1932 arbeitete er an der kommunistischen Zeitung Tribüne mit. 1933 wurde S. aus dem Schuldienst entfernt, und sein Leben in der Illegalität begann. Er arbeitete neben Ernst Brandt und Walter Kaßner als Bezirksinstrukteur in der Region und wurde wenig später zum Instrukteur des Zentralkomitee der KPD berufen. Ab 1934 folgten Verhaftung, Gefängnislazarett, Zuchthäuser und Schutzhaft im Konzentrationslager Sachsenhausen. Nach seiner Entlassung 1941 fand er Beschäftigung in der Schuhfabrik von Otto Krieger in Gommern. Er leistete illegale Arbeit mit Johann Schellheimer, Hermann Danz und Friedrich Rödel in Magdeburg und ab 1943 mit weiteren Gesinnungsgenossen im Nationalkomitee Freies Deutschland, besonders mit der Anton-Saefkow-Gruppe in Berlin. S. war zuständig für die illegale Arbeit in Mitteldeutschland. Er wurde Mitglied der operativen Landesleitung der KPD in Sachsen-Anhalt und entwarf u. a. Konzepte für die Jugendarbeit und das Schulwesen nach der Niederlage des Nationalsozialismus 1944 folgten die erneute Verhaftung, Todesurteil und Hinrichtung unter dem Fallbeil. In der DDR wurden pädagogische Einrichtungen, Straßen und Sportstätten nach S. benannt.

Literatur: Klaus Drobisch, M. S., in: Anti- faschistische Lehrer im Widerstandskampf, 1967, 95; Günter Wingert, Nur eine klassenlose Gesellschaft kann den Weg in die Zukunft weisen. Aus Briefen von M. S., in: Der Gemeindeverband Gommern, 1974, 6–8; Heiko S., Lebensweg des Antifaschisten und Pädagogen M. S., Diplom-Arbeit Magdeburg 1978; Herbert Matthias/Heiko S./Mathias Tullner, M. S. – ein Lebensweg, 1986; Heiko S., M. S. – ein Leben erfüllt vom Kampf für Frieden, Fortschritt und Demokratie, in: Magdeburger Blätter 1988, 30–36; Wolfgang Benz/Walter H. Pehle (Hg.), Lexikon des deutschen Widerstandes, 1994, 394; Peter Steinbach/ Johannes Tuchel (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 1994, 171; Günter Wingert, M. S. – ein Sohn unserer Stadt, in: Gommern Mosaik, 1997, 78f.; Bruno Heyne, Nach dem I. Weltkrieg bis Mai 1945, in: Fs. 1050 Jahre Gommern, 1998, 41f.; M.-S.-Archiv Elke Klitzschmüller, Gommern (privat); Familienunterlagen Siegfried S., Magdeburg (privat).

Bildquelle: *M.-S.-Archiv Elke Klitzschmüller, Gommern (privat).

Elke Klitzschmüller

letzte Änderung: 01.03.2005