Deneke, Carl
Friedrich |
D. war das zweite von sechs Kindern eines seit dem Jahre 1800 in Magdeburg niedergelassenen Papier- und Kunsthändlers. Er ging ab 1816 bei der Firma Schütz & Co. in Magdeburg in die Lehre und gründete schon 1828 mit Friedrich Gneist die Handelsfirma Gneist & Deneke, in die 1830 der Industrielle Gustav Coqui als stiller Teilhaber eintrat. Der Handel vor allem mit russischen landwirtschaftlichen Produkten ging so gut, daß D. den wirtschaftlichen Aufstieg in das Besitzbürgertum der Stadt schaffte. 1834 heiratete er Idi Jaeger, und im selben Jahr trennten sich die Geschäftspartner. 1836 gründete D. ein Speditionsunternehmen und stieg in den Düngemittelhandel ein. Anfang 1838 wurde er erstmals in die Stadtverordnetenversammlung Magdeburgs gewählt, der er 35 Jahre – davon zehn als Vorsitzender – angehörte. Seit 1836 war er Mitglied des Ältestenrates der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft, zu deren Vorsitzenden er 1848 avancierte. Dieses Amt behielt er bis 1877. Neben seinen eigenen Handels-, Speditions-, Zichorien- und Zementgeschäften war D. seit 1846 Direktor der Magdeburger Wasser-Assekuranz, Generalagent der Erfurter Gesellschaft Thuringia sowie einer großen Zementfabrik in Stettin. D. gehörte zum Kreis der Magdeburger Industriellen, die die 1825 gegründete Börse 1843 wiederbelebten. Er engagierte sich ebenso leidenschaftlich für die Aufhebung der Elbzölle wie für den Ausbau des Eisenbahnnetzes von und nach Magdeburg. Er gründete die Wittenberger Eisenbahn, kämpfte für den Bau der Eisenbahnverbindung nach Helmstedt und wurde erster Vorsitzender der am 15.01.1857 eröffneten ersten Magdeburger Privatbank. 1862 beteiligte er sich an den Verhandlungen zum Bau des Rhein-Elbe-Kanals. D. griff zusammen mit Eugen Fabricius, Friedrich Pax, Leberecht Uhlich, Gustav Coqui, Victor von Unruh u. a. auch in die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit ein. Er gehörte zum aktiven Kreis der Magdeburger Vormärzliberalen, die vor allem über die Bürgerversammlung – den Kristallisationspunkt der liberalen Opposition in der Stadt – und deren Presseorgan Magdeburger Wochenblatt für Angelegenheiten des bürgerlichen Lebens um politischen Einfluß rangen. Er vertrat 1848/49 die Stadt bei der Frankfurter Nationalversammlung als eifriger Verfechter der wirtschaftspolitischen Interessen des Bürgertums. D. arbeitete an der Preußischen Verfassung von 1850 ebenso wie am Zolltarif von 1850, der Preußischen Konkursordnung von 1854 und dem Handelsgesetzbuch von 1856 mit. Von 1852 bis 1855 war er Deputierter Magdeburgs im Preußischen Abgeordnetenhaus. Anläßlich seines 25jährigen Jubiläums als erster Vorsitzender der Kaufmannskorporation erhielt D. am 07.01.1873 die Ehrenbürgerurkunde seiner Heimatstadt und wurde vom König zum Preußischen Geheimen Kommerzienrat ernannt.
Literatur: Martin Behrend (Hg.), Magdeburger Großkaufleute, 1906, 27–44 u.ö. (B); Hans Leonhardt (Hg.), Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK zu Magdeburg, 1925, 30 u.ö. (B); Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, hg. von der Landeshauptstadt Magdeburg, 1994, 26f. (B).
Bildquellen: StadtA Magdeburg; *LHASA.
Jürgen Engelmann
geändert: 09.06.2004