Fabricius, Eugen
Friedrich |
F., Sohn des Stadtkämmerers Friedrich August Ludwig F. und Bruder des Industriellen und Großkaufmanns Albert F., studierte in Berlin und Greifswald, ehe er 1836 in seiner Heimatstadt die bekannte Rubachsche Buchhandlung kaufte. Nachdem er Anfang der 1840er Jahre dem Geschäft einen eigenen Zeitungsverlag angegliedert hatte, war er ab 1844 vornehmlich als Verleger und Publizist tätig. Er zog sich 1848 ganz aus dem zuletzt in Gemeinschaft mit Louis Schäfer geführten Sortimentsbuchhandel zurück. F. gehörte zu der zunächst relativ kleinen Gruppe von Bürgern in Magdeburg, die desillusioniert und enttäuscht vom “politischen Aufbruch” im Zusammenhang mit dem Thronwechsel in Preußen 1840 die Formierung der bürgerlich-liberalen Bewegung in der Stadt initiierte. Dabei nutzte F. die Verbindung über seinen Bruder Albert zu den rheinischen Liberalen um Gustav von Mevissen. Ab Februar 1843 gab F. das Magdeburger Wochenblatt für Angelegenheiten des bürgerlichen Lebens heraus, das in kürzester Zeit zum Organ der liberalen Bewegung in der Stadt avancierte und in dem F. namhafte Liberale und Demokraten, wie z. B. Leberecht Uhlich, Friedrich Pax, Karl Heinzen und Edgar Bauer, zu Wort kommen ließ. Besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung erfuhr der “religiöse Liberalismus”, die Bewegung der “Lichtfreunde” um Uhlich, im Wochenblatt, deren Anhänger F. selbst war. Als im August 1844 die Magdeburger Bürgerversammlung, die bis zum Ausbruch der Revolution 1848 das Zentrum der liberalen Bewegung in Magdeburg bildete, gegründet wurde, gehörte F. nicht nur zu deren Wortführern, sondern er stellte sein Wochenblatt konsequent in den Dienst der Bewegung. Obwohl seit 1843 selbst Stadtverordneter, geriet F. aufgrund seines entschlossenen Agierens ins Visier der staatlichen Behörden. Als F. sogar dem junghegelianischen Autor Edgar Bauer, der in Magdeburg in Festungshaft saß, sein Wochenblatt öffnete und dessen bekannte Schrift “Die Kunst der Geschichtsschreibung und Herrn Dahlmanns Geschichte der französischen Revolution” 1846 in seiner Buchhandlung herausbrachte, versuchte der Polizeipräsident Ludwig von Kamptz im Zusammenhang mit der Aufdeckung der Magdeburger Gemeinde des Bundes der Gerechten F. “kommunistischer Umtriebe” zu bezichtigen, was jedoch mangels Beweisen mißlang und F.’ Ansehen innerhalb der liberalen Opposition noch weiter stärkte. Das offensive und kampfentschlossene Auftreten der rheinischen Liberalen im Vereinigten Preußischen Landtag 1847, dem sich auch F.’ liberaler Weggefährte, der Magdeburger Deputierte Gustav Coqui, anschloß, unterstützte F. mittels des Wochenblattes ebenso, wie er in den Auseinandersetzungen um den Prediger Uhlich konsequent für die Sache des “religiösen Liberalismus” eintrat. Als Uhlich im September 1847 demonstrativ aus der Landeskirche ausschied und die Freie Gemeinde Magdeburg gründete, trat F. dieser bei und wurde sogar in deren “Ältestenrat” gewählt. Obwohl F. jede Form eines radikalen Aktionismus ablehnte, verband er mit dem Ausbruch der Revolution 1848 die Hoffnung auf eine rasche Liberalisierung Preußens und die Herstellung der nationalen Einheit Deutschlands, was er in der anstelle des Wochenblattes ab April 1848 als Tageszeitung erscheinenden Elb-Zeitung offenkundig werden ließ, wobei es seiner konstitutionellen Grundüberzeugung entsprach, besonders auf die Wahl zum Frankfurter und Berliner Parlament einzuwirken. Auf den Staatsstreich in Preußen im Herbst 1848 reagierte F. wie einige seiner liberalen Weggefährten in Magdeburg mit einem deutlichen Linksruck. F. engagierte sich, nachdem im Juni 1848 die Elb-Zeitung eingegangen war, im linksliberal und demokratisch ausgerichteten Verein zur Wahrung der Volksrechte in Magdeburg, der über 1.500 Mitglieder – auch aus den Unterschichten – zählte, um die politischen Errungenschaften der Revolution zu bewahren. Nach der Revolution 1848/49 wurde es politisch still um F. und viele Vormärzliberale. Seine ausgezeichneten persönlichen und verwandtschaftlichen Kontakte zu Wirtschaftskreisen der Stadt nutzend, trat er in das nunmehr unter günstigeren Bedingungen prosperierende Wirtschaftsleben ein. Als Direktor der unter Mitwirkung seines liberalen Weggefährten Victor von Unruh geschaffenen Magdeburger Gaskontinentalgesellschaft in den 1860er Jahren zählte er bis zu seinem Tode zu den anerkannten Bürgern seiner Heimatstadt.
Archivalien: Sammlung Jürgen Engelmann, Gerwisch (privat).
Jürgen Engelmann
letzte Änderung: 19.08.2004