Schultze, Carl
geb. 03.12.1780 Magdeburg,
gest. 31.07.1850 Magdeburg,
Kaufmann, Königlicher Kommerzienrat.

Der Sohn des Packhofinspektors Carl S. besuchte das Altstädtische Gymnasium in Magdeburg und absolvierte anschließend eine kaufmännische Ausbildung. Als Teilhaber der Großhandlung J. C. Weiße & Co. sowie der Handels- und Speditionsfirma Schultze & Eichel galt sein besonderes Engagement der Förderung des Magdeburger Handels, der eine lange Tradition hat und 1425 einen ersten Höhepunkt im Zusammenschluß der Kaufleute-Brüderschaft fand. Nach dem Verbot der Innungen während der französischen Besatzungszeit schlossen sich die nicht in der Brüderschaft organisierten Kaufleute im Verein der Kaufmannschaft zusammen, in dem schließlich auch die Mitglieder der Kaufleute-Brüderschaft aufgingen. Mit der Auflösung des Königreichs Westfalen und durch das Inkrafttreten der preußischen Gesetze in Magdeburg wurde eine Neuordnung der Statuten für die Magdeburger Kaufleute notwendig. Im Sommer 1821 begann unter der Leitung von S. ein Komitee des Vereins der Kaufmannschaft in Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeister August Wilhelm Francke die entsprechenden Vorlagen und Entwürfe auszuarbeiten. Nach mehrmaligen Unterbrechungen erfolgte am 09.04.1825 die königliche Genehmigung und somit die Gründung der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft, die von den Ältesten geführt und deren Erster Vorsitzender S. wurde. Er übte dieses Amt bis Ende 1836 und von 1844 bis 1847 aus. In der Zeit von 1837 bis Ende 1843 leitete Jean Jacques Cuny bis zu seinem tödlichen Unfall die Korporation, ab 1848 folgte Carl Deneke. Die Aufgaben der Ältesten bestanden in der Förderung der gemeinsamen Angelegenheiten und Interessen der Kaufmannschaft, der Verwaltung ihrer öffentlichen Anstalten und Einrichtungen, des Vermögens, der Stiftungen und der Stellung u. a. von Sachverständigen und Schiedsgerichten. Ende 1829 begann S., innerhalb der Kaufmannschaft anfangs auf großen Widerstand stoßend, sich für den Bau der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn einzusetzen. 1835 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Eisenbahn-Komitees zum Bau dieser Strecke, deren erster Abschnitt schließlich am 28.06.1839 eröffnet wurde. Außerdem war S. einer der ersten Direktoren der nach Johann Christian Daniel Pinkernelles Plan 1822 gebildeten Magdeburger Wasser-Assekuranz-Compagnie.

Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 8, 16–20 (B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 9–20 (B).

Bildquelle: *LHASA.

Horst-Günther Heinicke