Cuny, Jean Jacques
geb. 1795 Altona,
gest. 29.12.1843 Magdeburg,
Kaufmann, Unternehmer.

C. entstammte einer alten französischen Kaufmannsfamilie, die aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Kalvinismus nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 nach Deutschland floh und seit Anfang der 1720er Jahre in Magdeburg ansässig war. Der Sohn des Louis C. und Enkel des Magdeburger Kaufmanns und Seifenfabrikanten Jean Jacques C. wuchs nach dem frühen Tod des Vaters bei Verwandten in Schwedt auf und erhielt dort seine erste Ausbildung. Gemeinsam mit seinem Onkel David C. übernahm er nach dem Tod des Großvaters (1817) das Geschäft Cuny Sohn & Co. Ende 1831 wurde C. in das Ältestenkollegium der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft gewählt, deren Erster Vorsitzender er als Nachfolger von Carl Schultze von 1837 bis zu seinem Tod war. Als fortschrittlicher Unternehmer engagierte er sich in einer Zeit der wirtschaftlichen Umwälzungen und industriellen Neuerungen besonders für den Bau der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn. Das 1835 gegründete Eisenbahn-Komitee wählte C. zu seinem Vorsitzenden. Außerdem war er Gründungsmitglied der Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie, die 1837 ihren Geschäftsbetrieb aufnahm und im Folgejahr ihren offiziellen Gründungstag feierte. C. hatte entscheidenden Anteil an der am 16.07.1843 stattgefundenen Eröffnung der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn, die später als selbständige Eisenbahngesellschaft auch die 1849 eröffnete Magdeburg-Wittenberger Linie in ihren Besitz nahm. Das Aufkommen neuer Verkehrsmittel und -wege, der damit verbundene ständig wachsende Verkehr und Warenstrom und die Notwendigkeit einer schnellen Abwicklung der Handelsgeschäfte ließen unter C.s Einfluß in der Magdeburger Kaufmannschaft den Entschluß zur “Wiederbelebung” der Börse reifen. Erste unregelmäßige Börsengeschäfte wurden zwar bereits 1824 geschlossen, verdienten aber nicht den Titel einer ordentlichen Handelsbörse. Nach den entsprechenden Vorbereitungen begann im letzten Amtsjahr C.s wieder ein täglicher Börsenhandel, so daß der 01.08.1843 als eigentliches Gründungsjahr der Magdeburger Börse angesehen werden kann. C. war Mitglied der Stadtverwaltung und unbesoldeter Stadtrat sowie mehrfaches Vorstandsmitglied verschiedener gesellschaftlicher Vereine. Er verstarb an den Folgen eines Eisenbahnunfalls.

Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 21–26, 150 (*B); Hans Leonhard, Denkschrift zum hundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 23–26.

Horst-Günther Heinicke