Resewitz, Friedrich Gabriel |
R. kam als Sohn von Christian Friedrich R. und Marie Elisabeth, geb. Reichel, zur Welt. Sein Vater soll ein getaufter Jude gewesen sein. 1740–47 besuchte R. das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte 1747–50 in Halle evangelische Theologie. Er hörte dabei unter anderem Vorlesungen bei dem Philosophen Georg Friedrich Meier und dem Theologen Sigmund Jakob Baumgarten. 1750 wurde er Reiseprediger des Fürsten Friedrich August von Anhalt-Zerbst, wobei er sich bis 1751 in Paris aufhielt. Nach Deutschland zurückgekehrt, blieb er vermutlich noch einige Zeit in diesem Amt, um danach ab etwa 1755 in Berlin als Privatgelehrter zu leben. Während dieser Zeit wurde er Mitglied einer gelehrten Gesellschaft. Die Bekanntschaft mit dem Verleger Friedrich Nicolai und dem Philosophen Moses Mendelssohn, mit denen er auch später in engem Briefkontakt stand, fällt vermutlich in diese Berliner Jahre. R. folgte 1757 einer Berufung zum Prediger an der Kirche St. Benedikt nach Quedlinburg. Dort schloß er Freundschaft mit Friedrich Klopstock, hielt aber auch seine Berliner Kontakte. Nachdem R. bereits 1759 mit einer beachtenswerten Übersetzung von vier Abhandlungen des schottischen Philosophen David Hume hervorgetreten war, arbeitete er nach Lessings Ausscheiden auch als Rezensent für die Briefe, die neueste Litteratur betreffend (1764–65) und setzte diese Tätigkeit 1765 bis 1780 als Rezensent im Fach Theologie für die von Nicolai herausgegebene Allgemeine deutsche Bibliothek fort. 1767 nahm er die Wahl zum Prediger an der deutschen St. Petri-Kirche in Kopenhagen an. Neben seiner Tätigkeit als Prediger hielt er in Kopenhagen Vorlesungen an der Universität und machte sich um die Neuorganisation der dortigen deutschen Bürgerschule verdient. Er zählte darüber hinaus zu den engen Freunden des Nordischen Dichterkreises und stand in freundschaftlichem Verkehr mit Klopstock, Johann Andreas Cramer, Johann Heinrich Schlegel und Gottfried Benedict Funk. Gemeinsam mit Balthasar Münter ordnete er das Schul- und Armenwesen der Stadt neu und wurde später auch mit dem Direktorat des Kopenhagener Armenwesens betraut. Resultate seiner Reformbemühungen auf pädagogischem Gebiet legte R. in seinem Buch über “Die Erziehung des Bürgers” (1773) nieder, in dem er die Unterschiede in den Zielen und Inhalten des Unterrichts für Bürger und Gelehrte herausarbeitete und damit einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung der Realschulen leistete. Durch das Buch auf ihn aufmerksam geworden, ernannte der preußische Minister Karl Abraham Freiherr von Zedlitz R. 1774 zum Abt des Klosters Berge bei Magdeburg und zum Leiter des dortigen namhaften Pädagogiums. Die Amtseinführung erfolgte 1775, verbunden mit der Generalsuperintendentur für das Herzogtum Magdeburg. Bedingt durch verschiedene äußere und innere Ursachen gelang es R. in der Folgezeit jedoch nicht, den in der pietistischen Phase begründeten guten Ruf der Schule wieder herzustellen. Der vornehmlich der pädagogischen Theorie verpflichtete R. gab ein pädagogisches Periodikum heraus (1778–84), in dem auch der bekannte philanthropische Pädagoge Peter Villaume publizierte. In der Folge einer Schulvisitation wurde Ende 1796 Christian Friedrich Schewe zum neuen Oberdirektor des Pädagogiums und Adjunkt des Abtes R. sowie Johann Gottfried Gurlitt zum Professor und zweiten Direktor des Pädagogiums ernannt. 1805 legte R. sein ihm verbliebenes Amt als Abt nieder und verstarb wenig später. Als entschiedener Vertreter der Aufklärung und des theologischen Rationalismus wirkte er auch in seinen letzten Lebensjahren in einer Vielzahl von Schriften weiter für die Verbesserung des Schul- und Erziehungswesens.
Werke: (Üb.) David Hume, Vier Abh., 1759; Ueber die Versorgung der Armen, 1769; Nachricht von der gegenwärtigen Einrichtung in Unterricht, Lehrart und Erziehung auf dem Pädagogio zu Kloster Berge, 1776; Gedanken, Vorschläge und Wünsche zur Verbesserung der öffentlichen Erziehung als Materialien zur Pädagogik (5 Bde), 1778–86.
Literatur: ADB 28, 241–245; Heinrich Rathmann, Kurze Geschichte der Schule zu Kloster Bergen bis zu ihrer Aufhebung, 1812; Waldemar Kawerau, F. G. R., in: ders., Aus Magdeburgs Vergangenheit. Beiträge zur Litteratur- und Culturgeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, 1886, 75–140; Hugo Holstein, Geschichte der ehemaligen Schule zu Kloster Berge, 1886; Emil Schöbel, Die pädagogischen Bestrebungen von F. G. R. Ein Beitrag zur Geschichte der Pädagogik des 18. Jahrhunderts, Diss. Leipzig 1912 (W); Johannes Jäger, R. als Didaktiker, Diss. Würzburg 1921 (Ms.); Horst M. P. Krause, Einleitung zu: F. G. R., Die Erziehung des Bürgers (unveränderter Neudruck der Ausgabe Wien 1787), 1975, 1–83; Uwe Förster, Unterricht und Erziehung an den Magdeburger Pädagogien zwischen 1775 und 1824, Diss. Magdeburg 1998, 12f., 63ff., 103ff., 331f.
Bildquelle: *Allgemeine deutsche Bibliothek, Bd. 40, 1780.
Uwe Förster