Funk, Gottfried Benedict, Dr. phil., Dr. theol.
geb. 29.11.1734 Hartenstein/Erzgebirge,
gest. 18.06.1814 Magdeburg,
Pädagoge, Schulrektor, Konsistorialrat.

F. war Sohn des Hof- und Stadtkantors Gottlieb F. und wurde von diesem auch zunächst unterrichtet. Mit 13 Jahren kam er auf das Gymnasium in Freiberg bei Dresden. Nach einer Tätigkeit als Hauslehrer nahm F. ab 1755 ein Jurastudium in Leipzig auf. Doch bereits ein Jahr später erhielt er einen Ruf als Hauslehrer des Aufklärungsschriftstellers und deutschen Hofpredigers Johann Andreas Cramer nach Kopenhagen. F. nahm das Angebot an und blieb 13 Jahre in Dänemark. Dort vervollständigte er seine Kenntnisse in Theologie, Philologie, Philosophie, Kunst und orientalischen Sprachen. Durch die Bekanntschaft mit Cramer kam er auch mit anderen Vertretern der deutschen Aufklärung zusammen, so u. a. mit Basedow, Balthasar Münter, Helferich Peter Sturz, Friedrich Gabriel Resewitz, Johann Heinrich Schlegel und Heinrich Wilhelm Gerstenberg. Eine besonders enge Freundschaft verband F. mit dem Dichter Klopstock und später mit Basedow, der sich auch in seinen letzten Lebensjahren z. T. monatelang in Magdeburg aufhielt und meist in F.s Haus wohnte. Angeregt durch diesen Freundes- und Bekanntenkreis begann F. geistliche Lieder zu schreiben. Der größte Teil seiner 25 Lieder ist in Kopenhagen entstanden, die gesammelt erst nach F.s Tod als “Lieder der öffentlichen und häuslichen Erbauung” (1815) erschienen. Zudem lieferte er Beiträge zu Cramers Nordischem Aufseher und zu Gerstenbergs “Briefen über Merkwürdigkeiten die neueste Literatur betreffend” und übersetzte ästhetische Werke von Jean-Baptiste Du Bos und Schlegel. 1769 erhielt F. einen Ruf als Subrektor an die Domschule in Magdeburg, wo er bereits wenige Jahre später, im Alter von nur 37 Jahren, als Nachfolger von Johann Eustachius Goldhagen in das Rektorenamt dieser Schule eingeführt wurde. F. blieb in diesem Amt bis zu seinem Tode 1814. 1785 wurde er zum Konsistorialrat ernannt, 1804 verlieh ihm die Universität Halle den Titel eines Doktors der Theologie. Unter F.s Leitung wurde 1783 mit der Domschule ein Schullehrerseminar verbunden. Er faßte zu diesem Zweck die Domschüler, die Volksschullehrer werden wollten, ab Tertia in einer Klasse zusammen und ließ sie speziell in den für Volks- und Bürgerschulen wichtigen Unterrichtsinhalten unterrichten. 1789 wurden in Preußen und somit auch an der Domschule die Abiturprüfungen eingeführt, was nicht zuletzt auf F.s Initiative zurückzuführen war. Ab 1806 wurde auf F.s Veranlassung durch das Domkapitel eine Freischule in der Sudenburg eingerichtet, in der ca. 100 Kinder aus ärmeren Schichten durch die Seminaristen des Schullehrerseminars an der Domschule unterrichtet wurden. Die Domschule in Magdeburg entwickelte sich in F.s Amtszeit zu einer der bedeutendsten Bildungseinrichtungen in Mitteldeutschland. F., der großes pädagogisches Geschick mit breiter humanistischer Bildung und tiefer Religiosität verband, gehörte in Preußen und auch darüber hinaus zu den angesehensten Pädagogen seiner Zeit. 1805 gab er mit Christian Conrad Duhm und Franz Bogislaus Westermeier ein “Gesangbuch zum gottesdienstlichen Gebrauche für die Stadt und das Herzogtum Magdeburg” (51827) heraus, das auch eigene geistliche Lieder enthielt. Weit bekannt war F. durch seine pädagogischen Schriften, so u. a. durch das bereits 1766 in Kopenhagen erschienene Buch “Kleine Beschäftigungen für Kinder” (21772). Darüber hinaus gehörte er der Redaktion der von Campe herausgegebenen “Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens von einer Gesellschaft praktischer Erzieher” als “ordentliches Mitglied” an. Auf Anregung Wilhelm Anton von Klewiz’ wurde nach F.s Tod aus Mitteln ehemaliger Schüler und Freunde die “F.sche Stiftung für die Domschule in Magdeburg” ins Leben gerufen, die 1820 ihre Arbeit aufnahm.

Werke: s.o.; Gedanken von dem Nutzen richtig getriebener Philologie in den Schulen, 1774; Karl Funk (Hg.), G. B. F.’s Schriften (2 Bde), 1820–1821.

Literatur: ADB 8, 201f.; BBKL 2, Sp. 156f.; Mitteldt Leb 3, 101–117 (*B); Ersch/Gruber, Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Sek. A, Bd. 51, 1850, 109f.; Hugo Holstein, Geschichte des Königlichen Domgymnasiums zu Magdeburg 1675–1875, 1875; N. N., Klopstock und G. B. F., in: Bll. HGusL 30, 1878, 89–91; Heinrich Röthe, Die Magdeburger Domschule und G. B. F., in: MonBl 69, 1927, 9–11, 17–19; Daniela Marx, Das Leben und Wirken eines der bedeutendsten Rektoren der Magdeburger Domschule – G. B. F., Staatsexamensarbeit Universität Magdeburg, 1994.

Wolfgang Mayrhofer

letzte Änderung: 19.08.2004