Baensch, Heinrich Theodor Emanuel |
Ein Jahr nach dem frühen Verlust des Vaters, des Pastors und Kantors Heinrich B., begann B. 1802 eine Nadlerlehre in Quedlinburg, erhielt nach deren Abschluß 1807 eine erste Anstellung in Blankenburg und begab sich 1808–11 auf die Wanderschaft durch Deutschland und die Schweiz. Nachdem er dabei in den von französischen Truppen besetzten Gebieten mehrfach militärischen Rekrutierungsversuchen entgangen war, siedelte er sich Ende 1811 in Magdeburg an, wo sein älterer Bruder August B. seit 1808 ein eigenes Geschäft betrieb. B. eröffnete im April 1812 ein Bijouteriewarengeschäft auf dem Breiten Weg 37, das er bald zu Ansehen brachte. 1813 erhielt B. das Bürgerrecht der Stadt Magdeburg und erwarb 1820, nach umfangreicher Ausdehnung seiner Geschäftsbeziehungen, mit dem Haus Breiter Weg 40 größere Räumlichkeiten. Hier eröffnete er noch im selben Jahr ein Garn- und Tapisseriegeschäft en gros und en detail. 1826 wurde dem florierenden Unternehmen eine mit zwei Holzpressen arbeitende Buchdruckerei, die B. von seinem kinderlos verstorbenen Schwager Carl Strube übernahm, sowie ein kleiner Verlag angegliedert. 1833 veräußerte er seinen bisherigen Besitz, trennte sich von seinem Bijouterie- und dem Detail-Garn- und Tapisseriegeschäft und erwarb vom Großschiffer Friedrich Steger das Haus der ehemals Gräflich-Asseburgschen Familie Breiter Weg 19 (“Das weiße Roß”). 1839 richtete B. hier auch eine Steindruckerei ein, die sich auf die Herstellung von Behördendrucksachen spezialisierte und zudem einige Periodika wie die Tageszeitung Magdeburger Correspondent (ab 1849) druckte. B.s Unternehmungen wurden sehr erfolgreich von seinen Söhnen weitergeführt, die den Ruf der Familie B. als einer Kaufmanns-, Buchdrucker- und Verlegerfamilie von überregionalem Rang begründeten. Die Artikel seines Verlages gingen 1841 auf die von seinem Sohn Emil B. im Breiten Weg 9 gegründete Verlagsbuchhandlung über, die bald zu den führenden Buchhandlungen der Stadt gehörte. 1848 erwarb B. den seit 1817 in Magdeburg bestehenden und nach 1835 in Berlin ansässigen Verlag des mit ihm befreundeten Ferdinand Rubach für seinen Sohn Wilhelm B. und übergab die Geschäftsführung der eigenen Druckerei 1855 an seinen Sohn Robert B. (geb. 05.11.1829 Magdeburg, gest. 21.06.1863 Magdeburg), der die Firma bis zu seinem frühen Tod leitete und als erster in einer Magdeburger Druckerei den Dampfbetrieb einführte. Nach 1863 wurde das Unternehmen von dessen Witwe Elise B. weitergeführt, bis sein Sohn Friedrich Robert Emanuel B. 1878 diese übernahm und zu überregionaler Bedeutung ausbaute. Schließlich übergab B. das Garn- und Tapisseriegeschäft en gros 1841 Jahre seinem Sohn Eduard B. (geb. 11.04.1816 Magdeburg, gest. 16.07.1895 Magdeburg), der es unter eigenem Namen seit 1844 als Firma für Garne und Manufakturwaren zu weiterem Ansehen brachte. B., der seit 1837 der Korporation der Kaufmannschaft in Magdeburg angehörte, galt als einer der angesehensten Kaufleute der Stadt und versah zugleich mannigfaltige Ehrenämter. Er war seit 1816 als Klingeherr und seit 1823 als Vorsteher (Kirchenvater) bei der Heiligen Geist-Kirche gewählt und wirkte später als Administrator der Kirche und Subsenior des Kirchen-Kollegiums. In seine Amtszeit fielen der gesamte Umbau des Kircheninneren sowie der sehr vorteilhafte Verkauf der alten Predigerhäuser und die dadurch ermöglichten Neubauten derselben. Eine enge Freundschaft verband ihn mit den Predigern Wilhelm Franz Sintenis und August Klusemann, mit denen er auch durch sein bürgerliches Engagement in der Magdeburger Loge verbunden war. 1823 in die Loge “Friedrich zur Tugend” in Brandenburg/Havel aufgenommen, wurde B. Ende 1832 in der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” in Magdeburg affiliiert und trat 1848 auch der Alt-Schottischen Loge “Friedrich zur grünenden Linde” bei, in der er den höchsten Grad erreichte. Neben der Erziehung von zwölf leiblichen Kindern widmete sich B. von 1823 bis 1845 als Waisen-Vormund und Berater verwitweter Frauen der Unterstützung in Not geratener Familien und förderte die Ausbildung von Kindern mittelloser Eltern.
Literatur: ADB 46, 204; NDB 1, 521; Wilhelm v. B., Von der Familie B., 1878; ders., Zur Geschichte der Firma Wilhelm Baensch, 1898; Oskar Friese, Ein Rückblick. Anläßlich des 25jährigen Bestehens der Innung des Buchdruckergewerbes zu Magdeburg am 1. Februar 1925. Mit einem Anhang: Die Magdeburger Buchdrucker von 1483 bis 1924, 1925, 22.
Bildquelle: Deutsches Geschlechterbuch. Genealogisches Hdb. bürgerlicher Familien, Bd. 39, 1923.
Guido Heinrich