Baensch, Friedrich Robert Emanuel |
Der Sohn des Druckereibesitzers Robert B. (Heinrich Theodor Emanuel B.) legte 1876 am Domgymnasium in Magdeburg das Abitur ab, studierte kurzzeitig Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Heidelberg und erlernte 1876/1877 das Buchdruckergeschäft in Hannover. Er bereiste zahlreiche Länder und verfügte über gute englische, französische und holländische Sprachkenntnisse. Im März 1878 übernahm B. von der früh verwitweten Mutter die väterliche Druckerei E. B. jun. und gliederte ihr einen Verlag mit zumeist geschichtlichen und genealogischen Übersichtswerken sowie Urkundenbüchern (George Adalbert von Mülverstedt) an. In der Folgezeit baute er die Buch- und Kunstdruckerei in Magdeburg (Breiter Weg 19) zu einem modernen graphischen Großbetrieb aus, die 1878 durch eine Verlagsbuchhandlung, 1879 durch eine mechanisierte Buchbinderei und 1883 durch eine Schriftgießerei sowie ein Plakatinstitut erweitert wurde. B. war technischen Neuerungen gegenüber aufgeschlossen und führte 1882 den Druck von Autotypien, 1890 den Dreifarbendruck und 1900 erste Setzmaschinen ein. Es folgten die Galvanoplastik, gegen 1900 der Rotations- und Lichtdruck, der Musikaliendruck und 1914 das Tiefdruck- und Offsetdruckverfahren. Wegen der Ausdehnung des Geschäftes wurde das Grundstück Bärstraße 8/9 hinzugekauft. Nach einem Neubau 1888 wurde hierher das Kontor verlegt. 1890 waren im Druckereibetrieb 180 Arbeiter und Angestellte beschäftigt. Die Firma führte Arbeiten für Behörden, Gesellschaften, Unternehmen und Privatkunden aus, druckte und verlegte den Magdeburger Anzeiger, mehrere Amtsblätter, verschiedene Monats- und Wochenschriften sowie Fachpublikationen. 1910 wurde sein Sohn Robert Emanuel B. Teilhaber der väterlichen Firma Weil dieser wie auch B.s Schwiegersohn im I. Weltkrieg fielen, wurde die Firma 1924 in eine Familien-Aktiengesellschaft umgewandelt. B. selbst übernahm den Vorsitz des Aufsichtsrates. Als Mitglied der Magdeburger Handelskammer und Vorstandsmitglied der Innung der Buchdrucker galt seine Fürsorge dem heimischen Gewerbe. Er vertrat zudem die Interessen des Deutschen Buchdruckervereins in Magdeburg. B., der in Berufskreisen hohes Ansehen genoß, stand über Jahrzehnte im Mittelpunkt des sozialen, kommunalen und kulturellen Lebens Magdeburgs. 1888 begründete die Firma für ihre Mitarbeiter eine Zuschußkasse für Kranken- und Sterbegelder, später eine Witwenkasse, und errichtete als eine der ersten in Deutschland 1903 ein Erholungsheim für die Belegschaft im Solebad Salzelmen bei Magdeburg. B. war Mitbegründer der Lungenheilstätte Lostau bei Magdeburg, Vorsitzender des Kuratoriums von Bethanien und Vorsitzender des Provinzialvereins des Preußisch-Sächsischen Roten Kreuzes. In dieser Eigenschaft gehörte er auch zu den maßgeblichen Förderern der freiwilligen Sanitätskolonnen dieser Vereinigung, der er seit seiner Jugend seine besondere Aufmerksamkeit und Arbeitskraft widmete. Als langjähriger Vorsitzender des Kreis-Krieger-Verbandes (Amtsnachfolger von Oskar von Hasselbach bis 1910) hatte B. maßgebenden Anteil am weiteren Ausbau des Kriegervereinswesens in der Region. Der politisch begabte und wegen seines Verhandlungsgeschicks und seiner Unparteilichkeit geschätzte B. war von 1894 bis 1919 Stadtverordneter, von 1907 bis 1919 Stadtverordnetenvorsteher in Magdeburg und von 1894 bis 1919 Abgeordneter im Landtag der Provinz Sachsen. Der Träger zahlreicher hoher Auszeichnungen wurde 1905 zum Königlich Preußischen Kommerzienrat ernannt.
Literatur: NDB 1, 521; Ruth Tamms, Erinnerungen an E. B., Privatdruck 1928 (*B); Georg Wenzel (Hg.), Deutsche Wirtschaftsführer, 1929.
Guido Heinrich
letzte Änderung: 01.02.2005