Mülverstedt, Johann George Adalbert von
geb. 04.07.1825 Neufahrwasser bei Danzig,
gest. 29.09.1914 Magdeburg,
Archivar, Genealoge, Heraldiker.

M., Sohn des Leutnants und Salzmagazininspektors Hans Georg M., besuchte das Gymnasium in Tilsit und legte hier 1844 die Reifeprüfung ab. 1844/45 studierte er Philologie an der Universität Königsberg. Nach einer aus gesundheitlichen Gründen eingelegten Pause nahm er dort 1847 ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Im Sommer 1850 trat er als Appellationsgerichtsauskultator in den Dienst des Kreisgerichts in Königsberg und bestand zwei Jahre später die Referendariatsprüfung. Bereits während des Studiums wandte er sich genealogischen und ortskundlichen Forschungen zu und arbeitete hierzu im Provinzialarchiv (bzw. seit 1867 Staatsarchiv) Königsberg. Dort beteiligte er sich an archivalischen Ordnungsarbeiten und legte das sogenannte Adelsarchiv an. Um sich seinem neuen Betätigungsfeld intensiv widmen zu können, ließ er sich Ende 1854 einen einjährigen Urlaub genehmigen, der verlängert wurde, nachdem er mit der Neuordnung des Archivs der Landstände der Mark Brandenburg in Berlin betraut worden war (1855–57). Im Ergebnis dieser Arbeit legte er die seinerzeit vielbeachtete Arbeit “Die ältere Verfassung der Landstände der Mark Brandenburg, vornehmlich im 16. und 17. Jahrhundert” (1858) vor. Hiermit hatte er seine Eignung für den Archivdienst unter Beweis gestellt, so daß ihm 1857 die Leitung des Provinzialarchivs (seit 1867 Staatsarchiv) in Magdeburg übertragen wurde, die er bis zu seiner Pensionierung 1898 ausübte. Seine Arbeit war durch das Bemühen um Rettung gefährdeter Dokumente geprägt. So machte er sich auch um den Erhalt städtischer und kirchlicher Quellen verdient, indem er sich z. B. für die fachgerechte Ordnung und Verwahrung der Stadtarchive Nordhausen und Mühlhausen einsetzte. Zu den ins Provinzialarchiv übernommenen Urkunden und Akten legte er neben den üblichen Repertorien Orts-, Personen- und Sachregister an. Darüber hinaus erstellte er Spezialverzeichnisse der Urkunden, z. B. des Magdeburger Klosters Unser Lieben Frauen, und schuf damit bessere Forschungsbedingungen. Hierzu trugen auch die von ihm erarbeiteten Übersichten über die im Territorium verschiedener Kreise und Städte existierenden Stifte, Klöster, Kapellen, Hospitäler und frommen Brüderschaften bei. Neben seiner beruflichen Tätigkeit war er Mitglied zahlreicher Geschichtsvereine, so des 1865 von ihm mitbegründeten Vereins für die Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg, des Harzvereins und des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. 1880–83 fungierte er außerdem als stellvertretender Vorsitzender der Historischen Kommission der Provinz Sachsen und für Anhalt. Seine umfangreiche Forschungstätigkeit, die sich v.a. auf die Familiengeschichte – besonders auf die der adligen Geschlechter – erstreckte, hatte v.a. sammelnden Charakter. Großes Interesse schenkte er auch der Heraldik und der Numismatik. Bleibende Verdienste erwarb er sich mit der Sammlung, Zusammenstellung und Herausgabe der “Regesta Archiepiscopatus Magdeburgensis”, die 1876, 1881 und 1886 erschienen. Für seine Arbeit auf dem Gebiet der Geschichtsforschung und deren Förderung wurde er mit mehreren Orden geehrt. Zudem war er 1865 zum Archivrat, 1877 zum Geheimen Archivrat und 1897 zum Vorsteher des Staatsarchivs Magdeburg ernannt worden.

Werke: s.o.; Magdeburgisches Münzkabinett des neuen Zeitalters, 1868; Wer durfte im Dom zu Magdeburg im Mittelalter begraben werden? Zugleich ein Betrag zur Geschichte des Ministerialwesens im Erzstift Magdeburg, 1871; Der abgestorbene Adel der Provinz Sachsen, ausschließlich der Altmark, in: J. Siebmachers großes und allgemeines Wappenbuch, Bd. 6, Abteilung 6, 1884; Codex Diplomaticus Alvenslebianus (5 Bde), 1879–1896.

Nachlaß: LHASA.

Literatur: NDB 18, 516f.; Mitteldt Leb 2, 336–352 (B); Leesch 2, 425; Rechenschaftsbericht über eine 31jährige literarischen Tätigkeit auf dem Gebiet der vaterländischen Geschichtsforschung, als Ms. gedruckt, 1880; R. Krieg, Nachruf Geheimer Archivrat v.M., in: Zs. des Harzvereins für Geschichte und Alterthumskunde 47, 1914, XII-XIII; Melle Klingenborg, Das Archiv der brandenburgischen Provinzialverwaltung, Bd. 1, Das kurmärkische Ständearchiv, 1920, 319–324; Walter Friedensburg/Hellmut Kretzschmar, Geschichte des Staatsarchivs Magdeburg, Ms. ca. 1922; Christian Krollmann (Hg.), Altpreußische Biographien, Bd. 1, 1941, 452.

Bildquelle: *LHASA.

Antje Herfurth

letzte Änderung: 01.03.2005