Friedensburg, Karl Walter,
Dr. theol., Dr. phil., Dr. jur. h.c. |
Der Sohn eines Zeitungsredakteurs besuchte bis 1874 die Hamburger Gelehrtenschule, studierte Geschichte in Göttingen und Breslau, promovierte 1877 (Göttingen) und habilitierte sich 1878 (Marburg). 1878–80 war er in Göttingen Mitarbeiter an der Edition der deutschen Reichstagsakten und trat 1880 in Marburg in den preußischen Archivdienst ein. Um wissenschaftlich besser arbeiten zu können, schied er 1883 auf eigenen Wunsch aus dem Archivdienst aus und lehrte als Privatdozent an den Universitäten Marburg bzw. Göttingen. In der Zeit von 1888 bis 1901 war F. zuerst als Assistent und dann als Leiter bzw. erster Sekretär am neu gegründeten Preußischen Historischen Institut in Rom tätig. 1889 zum außerordentlichen Professor an die Universität Halle-Wittenberg berufen, wurde er in dieser Eigenschaft jedoch nicht tätig. Aus Rom zurückgekehrt, trat er 1901 die Stelle des Archivdirektors am Staatsarchiv in Stettin an, wurde 1910 zum Geheimen Archivrat ernannt und übernahm 1913 als Nachfolger von Georg Winter schließlich die Direktion des Staatsarchivs Magdeburg. Hier war er u. a. mit Ordnungsarbeiten befaßt und machte sich als Mitautor einer “Geschichte des Staatsarchiv Magdeburg” (Manuskript ca. 1922) verdient. Um diese Arbeiten abschließen zu können sowie aus finanziellen Erwägungen, stellte er zweimal den Antrag auf Verschiebung der Pensionierung. 1923 trat F. in den Ruhestand und siedelte ein Jahr später nach Wernigerode um. Er war u. a. Mitglied (1913–33/34) und Vorsitzender (1922–23) der Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg sowie im geschäftsführenden Vorstand des Vereins für Kirchengeschichte der Provinz Sachsen und Anhalts. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse galt der Reformationsgeschichte. Dies fand entsprechenden Niederschlag in einer Vielzahl von Publikationen. Dem Verein für Reformationsgeschichte (später auch dem Vorstand) gehörte er seit dessen Gründung 1883 an und leitete von 1903 an für 34 Jahre mit dem Archiv für Reformationsgeschichte die Zeitschrift des Vereins.
Werke: Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne 1325/26, 1877; Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst ergänzenden Aktenstücken, 1. Abt. 1533–1559 (Bände 1–4, 8–11) 1889–1910; Geschichte der Universität Wittenberg, 1917; Die Provinz Sachsen, ihre Entstehung und Entwicklung, 1919.
Literatur: Leesch 2, 167f.; Wer ist’s, 101935; Walther Köhler, W. F. zum Gedächtnis, in: Archiv für Reformationsgeschichte 35, 1938, 32–38.
Archivalien: Geheimes StA Berlin: PA, Rep. 178 XIII F Nr. 3 (2 Bde); LHASA: Personalakten, Rep. C 22 Nr. 300.
Bildquelle: *LHASA.
Mathias Schiller
letzte Änderung: 19.08.2004