Klusemann, Johann Friedrich August |
Der Sohn des Magdeburger Zeichners, Radierers und Kupferstechers Johann Friedrich K. trat 1805 in die Magdeburger Domschule ein und legte hier, nachdem er 1814/15 und 1816 an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teilgenommen hatte, 1817 sein Abitur ab. Von 1817 bis 1820 studierte K. an der Hallenser Universität evangelische Theologie und bewarb sich 1820 erstmals beim evangelischen Konsistorium in Magdeburg um eine Anstellung. 1822–24 wirkte er als Pfarrer in Löderburg und wurde 1831 Diakon an der Heiligen Geist-Kirche in Magdeburg, eine der großen Altstadtgemeinden. 1859 erfolgte seine Berufung als Oberprediger an dieser Kirche. Nach 46jähriger Amtstätigkeit erhielt er 1868 auf eigenen Wunsch seine Emeritierung. Bereits 1821 als Freimaurer in Aschersleben aufgenommen, trat er 1831 der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” in Magdeburg bei, die in dieser Zeit auffallend zahlreich Mitglieder der evangelischer Altstadtgemeinden zusammenführte. Von 1861 bis 1875 stand K. der Loge als Meister vom Stuhle vor. Als Geistlicher hat sich K. durch seine liberalen theologischen Ansichten nicht nur die Anerkennung seiner Gemeinde – seine Predigten waren berühmt –, sondern auch Verdienste um die Ferdinand-Loge erworben. Als Redner der Loge sorgte er für die Liebe zur Religion unter den Brüdern und die darauf basierende Achtung untereinander. Als sich unter dem Einfluß einer restaurativen Kirchenpolitik die Angriffe des Kirchenregiments gegen die Freimaurerei auch in Magdeburg häuften, äußerte sich K. mit sechs weiteren Geistlichen in einem öffentlichen Brief vom 23.05.1856 zu den Vorwürfen. Sie wandten sich gegen eine Predigt des Generalsuperintendenten der Provinz Sachsen Johann Friedrich Moeller und bekräftigten öffentlich ihre Mitgliedschaft zum Bund der Freimaurer. Auszüge des Briefes druckte die Presse ab. Tatsächlich hörten danach in Mitteldeutschland die öffentlichen Attacken von Seiten der oberen Kirchenbehörden auf. Anlässlich seines 50jährigen Logenjubiläums errichtete die Magdeburger Loge am 11.05.1871 zu Ehren des langjährigen verdienstvollen Meisters eine Stiftung, die als Klusemann-Stiftung über ein Kapital von 2.000 Talern verfügte und deren Zinsen halbjährlich zur Unterstützung von Invaliden und Hinterbliebenen der Gefallenen des Krieges von 1870/71 verwandt wurden. K. war Anhänger der 1841 von Leberecht Uhlich gegründeten freikirchlichen Bewegung der sogenannten “Lichtfreunde” und setzte sich für Glaubensfreiheit und freie Forschung ein. Hier schloß sich der Kreis seines Wirkens als Freimaurer und Theologe.
Werke: Freundliche Gabe an die in die Heilige Geist-Kirche zu Magdeburg 1833, 1835, 1837, 1839, 1841 Confirmirten (2 Bde), 1839–1841; Zwei Predigten. Der Weihnachtsbaum und, daß Liebe zur Religion eine heilige Pflicht der Eltern gegen Kinder sei, 1837/38; Selig sind die Augen, die da sehen, das Ihr sehet! Luc. 10, 23–37. Predigt, 1845; Was wir an unserer Kirche haben? Predigt, am 2. Pfingstfeiertage 1846 gehalten, 1846.
Literatur: Ämil Funk, Geschichte der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” im Orient Magdeburg im ersten Jahrhundert ihres Bestehens, 1861, 141–158, 199f.; Magdeburgische Zeitung vom 25.04.1877.
Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, K 494 (PA).
Bildquellen: Erinnerungs-Blätter zum hundertfünfzigjährigen Stiftungsfeste der Loge “Ferdinand zur Glückseligkeit” zu Magdeburg am 23. Februar 1911, o. J. (Edmund Wodick); KHM Magdeburg; *Hartwig K., Wiesbaden (privat).
Heike Kriewald
letzte Änderung: 01.08.2006