Koepcken, Friedrich von (seit
1786) |
K. besuchte ab 1751 die Schulen des Klosters Unser Lieben Frauen und des Klosters Berge bei Magdeburg und ging 1756 zum Jurastudium nach Halle. Nach bestandener juristischer Staatsprüfung wurde K. 1761 als Regierungsadvokat nach Magdeburg berufen. 1765 wurde ihm der Titel eines Geheimen Hofrats verliehen, 1766 wurde er Syndikus des Stifts Petri und Pauli in Neustadt bei Magdeburg, 1776 Justitiar in Wolmirstedt und 1785 Syndikus des Klosters Unser Lieben Frauen zu Magdeburg. Im Zusammenhang mit der Adelserhebung seines Cousins wurde auch er 1786 nobilitiert. Um 1790 gab er seine juristische Praxis auf und trat in den Ruhestand. Zeit seines Lebens war K. literarisch interessiert und betätigte sich schon früh als Schriftsteller und Literaturkritiker. Seine wichtigste Leistung besteht allerdings in seinem Bemühen, das kulturelle Leben Magdeburgs zu bereichern und ein Forum für den geselligen Austausch literarisch Interessierter über Standesgrenzen hinweg zu organisieren. Er war Gründungsmitglied des Gelehrten Clubs (später auch Mittwochsgesellschaft und ab 1775 Literarische Gesellschaft genannt), einer über viele Jahrzehnte das geistige Leben der Stadt außerordentlich befruchtenden Institution, der zahlreiche führende Magdeburger und auswärtige Persönlichkeiten angehörten, so z. B. Friedrich Gabriel Resewitz, Johann Bernhard Basedow, Leopold Friedrich Günther von Goeckingk, Karl Zerrenner und August Wilhelm Francke. In den Wirren des Siebenjährigen Krieges entstanden, als die stärkste preußische Festung Magdeburg dem Berliner Hof Schutz gewährte, trafen sich hier erstmalig literarisch Gleichgesinnte, die innerhalb ihrer Gemeinschaft, bezogen auf die Inhalte des Klublebens und bei gleichzeitiger Abgrenzung nach außen, bürgerliche Gleichheitsideale verwirklichten und sich aufklärerischen Gedanken verpflichtet fühlten. K. gehörte dem Club bis zu seinem Tode als exponiertes Mitglied an und hatte wesentlichen Anteil an der Aufrechterhaltung des Gesellschaftslebens. Ab 1786 war er Leiter der Lesebibliothek der Literarischen Gesellschaft und beteiligte sich an deren wichtigsten Gemeinschaftsprojekten (Herausgabe der Nachrichten zur Litteratur, 1762–1763), und der Anzeige gemeinnütziger Bücher, 1774) sowie an verschiedenen anderen Zeitschriften- Projekten einzelner Mitglieder, so etwa an Johann Samuel Patzkes Wochenschrift Der Greis (1763– 1766). K.s Haus war oft Mittelpunkt des Gesellschaftslebens der Stadt. Er stand in engem brieflichen und persönlichen Kontakt mit vielen bekannten Dichtern seiner Zeit, so z. B. mit Klopstock, Gleim, Ramler, Friedrich von Matthisson und Wieland, zu dessen Teutschem Merkur er verschiedene Beiträge lieferte. K. hielt seine eigenen poetischen Versuche lange nicht für druckreif; sie erschienen als Sammlung erst nach seinem Rückzug ins Privatleben. Sein Oeuvre umfaßt neben dem von ihm als Hauptwerk betrachteten und Klopstock gewidmeten “Hymnus auf Gott” v.a. geistliche Lieder, poetische Episteln, anakreontische Gedichte und Skolien (Trinklieder) für gesellige Zusammenkünfte, die er in von ihm herausgegeben Sammelbände für die Literarische Gesellschaft einrückte. K.s dichterische Ideale waren Eleganz und Mühelosigkeit in Vers und Sprache, seine Vorbilder sah er z. B. in Horaz, in der französischen Poesie und in Klopstock, Ramler, Gleim und Friedrich von Hagedorn. Dem Geniekult des Sturm und Drang und den anderen zeitgenössischen literarischen Ausdrucksformen konnte er sich nicht mehr öffnen, er blieb Zeit seines Lebens Anhänger seines in der Jugend erworbenen Kunst- und Literaturverständnisses (vgl. “Versuch über die Manier unserer bekannteren Dichter”, 1796).
Werke: Hymnus auf Gott, nebst andern vermischten Gedichten: Abdrücke für Freunde, 1792, 21804; (Hg.) Skolien, 1794; Versuch über die Manier unserer bekannteren Dichter, in: Deutsche Monatsschrift, 2. Bd., 1796, 136–171; (Hg.) Skolien für den literarischen Clubb in Magdeburg, 1798; Episteln. Zum Anhange vermischte Gedichte. Abdrücke für Freunde, 1801, 21805; Meine Lebensgeschichte besonders in Rücksicht auf Geistes- und Charakterbildung. Für meine Kinder aufgesetzt im September 1794, in: Familie-Nachrichten für die Nachkommen A. H. Franckes, 6. St., 1916, 1–63.
Literatur: ADB 16, 675–678; Killy 6, 436f. (W); Karl Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung, Bd IV/1, 967; Karl Heinrich Jördens (Hg.), Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, Bd. 6, 1811, 757–768; Waldemar Kawerau, Magdeburgs literarische und gesellschaftliche Zustände im 18. Jahrhundert, in: MonBl 29, 1877, 307f., 314f., 323; ders., F. v.K., in: ebd. 32, 1880, 171f., 178–181; Franz Muncker, Aus F. v.K.s Autobiographie, in: Im neuen Reich II, 2, 1881, 562–567; Waldemar Kawerau, Aus Magdeburgs Vergangenheit. Beiträge zur Litteratur- und Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts, 1886; Erich Valentin, F. v.K. und die Magdeburger “Literarische Gesellschaft”. Auszüge aus der Selbstbiographie K.s (1794), in: MonBl 73, 1931, 65–68.
Bildquelle: Brigitte Klosterberg (Hg.), Licht und Schatten. August Hermann Niemeyer. Ein Leben an der Epochenwende um 1800, 2004, S. 65.
Heiko Borchardt
letzte Änderung: 19.04.2006