Matthisson, Friedrich von (seit 1809)
geb. 23.01.1761 Hohendodeleben bei Magdeburg,
gest. 12.03.1831 Wörlitz bei Dessau,
Pädagoge, Schriftsteller.

M. war der Sohn des Pfarrers Johann Friedrich M., der vor der Geburt des Jungen starb. Nach erster schulischer Unterweisung im Heimatdorf schuf sein Großvater Mathias M., bei dem er in Cracau bei Magdeburg wohnte, die Voraussetzungen zum erfolgreichen Besuch des Pädagogiums des Klosters Berge bei Magdeburg. 1778 begann M. ein Studium der evangelischen Theologie und Philosophie an der Universität Halle. Nach Studienabschluß war er 1781–84 am Philanthropin in Dessau als Lehrer tätig. Bis 1794 arbeitete er als Hauslehrer im nord- und süddeutschen Raum sowie in Frankreich und in der Schweiz. Danach trat M. als Vorleser und Reisegeschäftsführer in den Dienst der Fürstin (ab 1807 Herzogin) Luise von Anhalt-Dessau in Wörlitz. Mit ihrem Tod 1811 endete diese Tätigkeit. Aufgrund enger Beziehungen zum württembergischen Hof war M. 1809 geadelt worden; ab 1812 arbeitete er als Mitglied der Theaterintendanz und als Bibliothekar des Herzogs Friedrich II. von Württemberg. 1828 kehrte er nach Wörlitz zurück. Dort starb er 1831. M.s weitgehend an Haller und Klopstock orientiertes poetisches Schaffen und seine Briefe sowie Tagebücher und Reiseschilderungen machten ihn zu einem bemerkenswerten Zeitzeugen. Verbreitung und Wirkung der Lyrik M.s belegen die für die Zeit um 1800 überlieferte “M.-Schwärmerei”. Gedichte wurden vertont, u. a. “Adelaide” von Ludwig van Beethoven. M.s Bemerkung zum “Kaplied” von Schubart, das den Verkauf deutscher Landeskinder zu Kriegsdiensten anprangert, es sei der “Marseillaise” vergleichbar, und das Gedicht “Zuruf”, ermutigend an die Jugend gerichtet, kennzeichneten seine Position. Diese Wertschätzung übersieht nicht die z. T. epigonalen Züge seiner Dichtung. Die Heimatverbundenheit M.s wurde in Gedichten, vor allem jedoch in seinen Schriften dokumentiert. Seine Bindungen zu den kulturellen Zentren der Provinz Sachsen und Anhalt, seine freundschaftlichen Beziehungen zum Magdeburger Hofrat Friedrich von Koepcken und zu Johann Wilhelm Ludwig Gleim in Halberstadt bekundeten nachhaltig die Zeitzeugenschaft M.s.

Werke: Lyrische Anthologie (20 Bde), 1803–07; Schriften (8 Bde), 1825–29; Gottfried Bölsing (Hg.), Gedichte. Nebst dem Tagebuche 1777–1800 (2 Bde), 1913.

Literatur: ADB 20, 675–681; Neuer Nekr 9, 1833; Mitteldt Leb 3, 228–241 (L, B); Kosch LL 10, Sp. 564f.; Killy 8, 14f.; Bernhard Sowinski, Literatur, in: Hermann Heckmann (Hg.), Sachsen-Anhalt Historische Landeskunde Mitteldeutschlands, 1986, 233; Otto Fuhlrott, F. v.M. – Dichter und Zeitzeuge kulturellen Lebens für die Provinz Sachsen und für Anhalt um 1800, in: Mathias Tullner (Hg.), Sachsen-Anhalt, Beiträge zur Landesgeschichte, H. 8, 1995, 49.

Bildquelle: *Gleimhaus Halberstadt.

Otto Fuhlrott