Cabisius, Arno
geb. 15.09.1843 Magdeburg,
gest. 06.03.1907 Magdeburg,
Sänger, Regisseur, Theaterleiter.

C. entstammte einer musikalischen Familie und erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht von seinem Vater Julius (später Konzertmeister in Bremen). Die Ausbildung für die Bühne erfolgte durch Julius Stockhausen. Sein erstes Engagement führte ihn 1867 nach Mainz, dann folgten Danzig, Posen, Freiburg, Stettin, Lübeck und Prag. Sein Bariton und seine Erscheinung gefielen. 1886 übernahm er die Leitung des Stadttheaters Stettin. 1891 trat er die Nachfolge der Direktion von Adolf Varena am Magdeburger Stadttheater an, das er bis zu seinem Tod leitete. Wie dieser legte auch C., kongenial unterstützt durch den von ihm neu engagierten Kapellmeister Theodor Winkelmann, den Schwerpunkt seiner Arbeit auf das große Musiktheater. Der in der Spielzeit 1893/94 am Stadttheater erstmals komplett aufgeführte und ausschließlich mit eigenem Personal besetzte “Ring des Nibelungen” wurde zu einem überregional beachteten Ereignis. 1897 beschlossen die Stadtverordneten, das Theater- und Konzertorchester als Städtisches Orchester in kommunale Dienste zu übernehmen. Dieser Beschluß wurde 1900 bestätigt. 1901 fanden anläßlich der Feier zum 25jährigen Jubiläum des Stadttheaters die ersten Maifestspiele nach dem Vorbild Münchens statt. Das Programm, wie auch das der Festspiele 1905 unter dem neuen Kapellmeister Joseph Göllrich, war anspruchsvoll und brillant, u. a. mit Werken von Richard Wagner, Mozart und Beethoven. Das Fachblatt Bühne und Welt bezeichnete die “Personalverhältnisse … im Spieljahr 1898/99 als hervorragend gut”. Die Allgemeine Deutsche Musik-Zeitung attestierte dem Orchester, daß es “in jeder Beziehung Vortreffliches” leistete. Dem Theater wurde bescheinigt, sich zu einem “hervorragenden Kunstinstitut” entwickelt zu haben. Durch die überregionale Anerkennung des Theaters animiert, wurden auf Veranlassung des Magistrats der Stadt ab der Spielzeit 1898/99 Schüleraufführungen veranstaltet, die – von einem Theaterausschuß überwacht – sich bald großer Beliebtheit erfreuten. Magdeburg war damit nach Hamburg die zweite deutsche Stadt, die kommunal geförderte Theatervorstellungen für Kinder und Jugendliche als Teil öffentlicher Erziehungsarbeit anbot. C. bemühte sich, auch im Schauspiel der Wertung Rechnung zu tragen – allein das Interesse des Publikums richtete sich mehr auf das Musiktheater. Es gelang ihm lediglich, Akzente zu setzen. Überlieferungswürdige zeitgenössische Dramatik (Holz, Johannes Schlaf, Ibsen, Hauptmann, Schnitzler) “hatte Verwirrung in die Reihen der Theaterbesucher gebracht” (Hasse). C. war seit 1881 verheiratet mit der dramatischen Sängerin Elisabeth Kreuzer, die nach seinem Tod kurzzeitig die Theaterleitung übernahm.

Literatur: Kosch TL, 248; Ludwig Eisenberg, Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert, 1903, 148; Wilhelm Widmann, Geschichte des Magdeburger Theaterwesens, in: MonBl, 1925, 342–344; Max Hasse, Fs. zum 50jährigen Jubiläum des Magdeburger Stadttheaters 1876–1926, 1926, 36ff. (*B); Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 1, 1994, 169ff.; ders., Geschichte des Theaters in Magdeburg während der Weimarer Republik und im Dritten Reich, Diss. Berlin 1998.

Dagmar Bremer/Guido Heinrich