Wagner, Wilhelm Richard
geb. 22.05.1813 Leipzig,
gest. 13.02.1883 Venedig (Italien),
Komponist, Dirigent.

W., dessen Stiefvater Ludwig Geyer von August 1804 bis Januar 1806 als Schauspieler am Nationaltheater in Magdeburg weilte, hatte mehrmals Berührung mit Magdeburg. Im Spätsommer 1829 besuchte er seine Schwester Clara (1829/30 Schauspielerin am Theater). Neben der Begegnung mit dem Mozartverehrer Musikdirektor Johann Christoph Kienlen, “dessen Einwirkung auf mich mir unvergeßlich geblieben ist”, erwähnte er später, daß er durch Vermittlung seines Schwagers, des Schauspielers Heinrich Wolfram, eine Abschrift des Es-Dur-Quartetts op. 127 von Ludwig van Beethoven erhielt. Ende Juli 1834 wurde W. in Lauchstädt Musikdirektor der Theatertruppe des Direktors Heinrich Eduard Bethmann, die sich ab 10. Oktober in Magdeburg aufhielt. W. hatte das gesamte damals übliche Opernrepertoire zu dirigieren, gelegentlich (sowohl fremd- als auch selbstveranstaltete) Orchesterkonzerte mit Solisten. Nach der Auflösung der Truppe ging Wagner nach Leipzig zurück, wurde jedoch (wie auch Bethmann) vom Magdeburger Theaterkomitee wieder engagiert. Die Saison 1835/1836 endete mit der übereilt vorbereiteten, mißglückten einzigen Aufführung (am 29.03.1836) seiner in Magdeburg komponierten Oper “Das Liebesverbot”. Weiterhin komponierte W. in Magdeburg das Festspiel “Beim Antritt des neuen Jahres” (Aufführung 01.01.1835) und die Ouvertüre zum Schauspiel “Columbus” seines Freundes Guido Theodor Apel (Aufführung am 16.02.1835). Über Berlin folgte W. seiner Verlobten (seit Januar 1835) und späteren Frau, der in Magdeburg (Debüt am 01.11.1833) recht erfolgreichen Schauspielerin Minna Planer (geb. 05.09.1809 Oederan, gest. 25.01.1866 Dresden), nach Königsberg. In Magdeburg konnte der große Komponist und vielleicht bedeutendste Dirigent des Jahrhunderts W. einige für seine Laufbahn grundlegende Erfahrungen sammeln. Nach seinen eigenen Worten erlebte er die “erste Opernaufführung” seines Lebens, erwarb sich “vollkommene Sicherheit in der Orchesterdirektion” und machte sich mit anspruchsvollen bläserischen Möglichkeiten durch die “Vorzüglichkeit der preußischen Regimentsmusiker” vertraut.

Werke: s. o.

Literatur: Hobohm, Bd. 1, Tl. 2, 611–621; R. W., “Das Liebesverbot”. Bericht über eine erste Opernaufführung, in: Sämtliche Schriften und Dichtungen. Volksausgabe, Bd. 1, 1912, 20–31; R. W., Sämtliche Briefe, hg. im Auftrage des Richard-Wagner-Familie-Archivs Bayreuth von Gertrud Strobel und Werner Wolf, Bd. 1, 1967; Martin Gregor-Dellin (Hg.), R. W., Mein Leben, Vollständige, kommentierte Ausgabe, 1983, 101 u. ö.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Wolf Hobohm

letzte Änderung: 01.03.2005