Bethmann, Heinrich Eduard
geb. 1774 Rosenthal bei Hildesheim,
gest. 08.04.1857 Halle,
Schauspieler, Theaterdirektor.

B. debütierte im Mai 1792 bei der Theatergesellschaft des späteren Dessauer Theaterdirektors Friedrich Wilhelm Bosann in Kreuznach, mit der er anschließend auch die Rheingegend bereiste. Nach einem kurzen Engagement in Schwerin war er ab 1794 an der Berliner Bühne tätig. Dort lernte er die überaus erfolgreiche Hofschauspielerin Friedrike Unzelmann kennen, die er 1803 heiratete. Mit ihr trat er häufig in ersten Rollen (jugendlicher Liebhaber) auf und konnte sein Spiel vervollkommnen. Nach dem Tode seiner Gattin 1815 nahm B. als darstellender Künstler seinen Abschied von der Bühne und wurde pensioniert. 1824 kehrte er jedoch als Regisseur am neugegründeten Königstädtischen Theater in Berlin in den Theaterbetrieb zurück, übernahm 1828/29 Theaterdirektionen in Aachen und Leipzig und führte ab 1829 als Prinzipal eine Wandertruppe durch kleinere Städte der Provinz Sachsen und die angrenzenden Gebiete. Im November 1833 erhielt B. durch das “Theater-Comitee” um Oberbürgermeister August Wilhelm Francke einen Fünf-Jahres-Vertrag am Stadttheater in Magdeburg mit der Auflage, die kurz zuvor geschlossene Bühne mit neuem Repertoire in Schauspiel und Oper wiederzubeleben. B.s Versuch, nach dem Vorbild des Königstädtischen Theaters auch in Magdeburg eine Volksbühne zu installieren, die “Belehrung im Zuckerguß der Unterhaltung” (Wöhlert) bieten sollte, schlug fehl. Allein die Oper erlebte einen Aufschwung durch B.s verdienstvolles Engagement des jungen Richard Wagner, der 1834–36 als Musikdirektor in Magdeburg arbeitete und neben Aufführungen von Werken Mozarts, Herolds, Aubers, Heinrich Marschners, Bellinis und Rossinis auch seine eigene Oper “Das Liebesverbot” zur Uraufführung brachte. B.s Direktion in Magdeburg endete, durch Mißwirtschaft und vielfältige Konkurrenz aus dem Bereich der leichten Unterhaltung beschleunigt, bereits im Mai 1836. Er führte danach erneut eine Wandertruppe, zog sich aber bald ganz ins Private zurück und lebte unter dürftigen Verhältnissen bis zu seinem Tode als Pensionär in Halle.

Werke: Mein Weihnachtsgeschenk an das Königstädtische Theater, 1826.

Literatur: ADB 2, 573; Friedrich Johann von Reden-Esbeck, Deutsches Bühnen-Lexikon, 1879; Ludwig Eisenberg, Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert, 1903, 90f.; Wilhelm Widmann, Geschichte des Magdeburger Theaterwesens, in: MonBl 1925, 236–238; Wolfgang Wöhlert, Das Magdeburger Stadttheater von 1833 bis 1869, Diss. Berlin 1957, 8–28.

Bildquelle: *Philipp Stein (Hg.), Deutsche Schauspieler, Bd. 1, 1907.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 01.02.2005