Winkelmann, Theodor
geb 01.12.1851 Braunschweig,
gest. 04.04.1903 Magdeburg,
Dirigent, Kapellmeister.

W. war der Sohn des Braunschweiger Hofpianofortefabrikanten Christian W. Die frühe Begegnung mit Musik und Musikern im Elternhaus, wie dem Dirigenten und Pianisten Hans von Bülow, dem Pianisten und Komponisten Anton Grigorjewitsch Rubinstein, der 1862 das Petersburger Konservatorium gegründet hatte, sowie dem französischen Kapellmeister und Komponisten Henry Litolff, der den Braunschweiger Verlag G. M. Meyer übernommen hatte, prägten früh seine Neigung zur Musik und förderten seine Begabung. Ersten Unterricht erhielt W. in Braunschweig, sodann mit 15 Jahren eine Ausbildung im Musikinstitut von Carl Müller-Berghaus in Rostock und wiederum in Braunschweig beim Braunschweiger Konzertmeister Albrecht Blumenstengel und dem Braunschweiger Hofkapellmeister und Gründer der Braunschweiger Singakademie Franz Abt, der auch beim Musikfest 1856 in Magdeburg mitwirkte. Anfang der 1870er Jahre wurde W. zweiter Kapellmeister in Stralsund und ging danach als Geiger mit dem nach seinem Gründer und Leiter Benjamin Bilse benannten Orchester nach Rußland. 1882 führte die Ausgliederung eines Teiles der Kapelle zur Gründung der Berliner Philharmoniker. In Berlin übernahm W. anschließend eine erste Geigerstelle im Krollschen Theater. Von 1876 bis 1879 war W. Kapellmeister in Köln und, nach Engagements in Dortmund, Chemnitz und Basel, 1886 das erste Mal in Magdeburg. Nach Intermezzi in Berlin und Stettin folgte er 1891 dem Ruf des Intendanten Arno Cabisius, mit dem er bereits in Stettin zusammengearbeitet hatte, als erster Kapellmeister der Oper nach Magdeburg. Neben Fritz Kauffmann als Kapellmeister der Konzerte dirigierte er zwar auch Sinfonie-Konzerte, war aber vor allem herausragender Operndirigent, der sich sowohl in allen Opernstilen bestens auskannte als auch als Opernpraktiker von der Kritik gerühmt wurde. Besondere Verdienste erwarb sich W. in Magdeburg durch die Aufführung des gesamten Ringes von Richard Wagner bereits in der Spielzeit 1893/94, die das Theater in Magdeburg überregional bekannt machte, sowie durch einen Mozart-Zyklus in der darauffolgenden Spielzeit. Der größte Erfolg für Cabisius und W. wurden jedoch die nach Münchner Vorbild zum 25jährigen Jubiläum des Stadttheaters eingerichteten Mai- Festspiele 1901, bei denen innerhalb von zehn Tagen – vom 06. bis zum 16. Mai – ausschließlich Werke von Wagner aufgeführt wurden: wiederum der “Ring” sowie “Tristan und Isolde” und abschließend “Die Meistersinger von Nürnberg”. W. starb kurz vor der Wiederholung der Mai-Festspiele 1903, die in zweijährigem Rhythmus stattfinden sollten.

Literatur: Hobohm, Bd. 1, 279 und Bd. 2, 284; Wilhelm Widmann, Die Geschichte des Magdeburger Theaterwesens, in: MonBl 1925, 343, 351; Max Hasse, Durch die Jahrhunderte zum Magdeburger Stadttheater in: Fs. zum 50jährigen Jubiläum des Magdeburger Stadttheaters 1876–1926, 1926, 42ff. (*B); Erich Valentin, Musikgeschichte Magdeburgs, in: GeschBll 68/69, 1933/34, 42f.; Paul Frank, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, 141936, 691; Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 1, 1994, 175.

Christine Sommer

letzte Änderung: 02.03.2005