Dietze, Gustav Adolph von (seit 1888)
geb. 05.02.1825 Barby,
gest. 23.12.1910 Barby,
Landwirt, Amtsrat.

D. wurde als Sohn des Königlich Sächsischen Kammerkommissionsrates Johann Gottfried D. geboren, der gleichzeitig Erbherr auf Pomßen und Naunhof bei Leipzig war, 1801 die Domäne Barby pachtete und ab 1802 das Barbyer Schloß als “freies Eigentum” nutzte. In diesem Schloß waren seit 1804 immer wieder Könige (Friedrich Wilhelm IV., Wilhelm I.) und Prinzen (Louis Ferdinand, Karl, Albrecht, Friedrich Karl) aus dem preußischen Königshaus sowie der Herzog von Braunschweig Jagdgäste. Dieses Umfeld prägte den jungen D. Nach dem Tode seiner Mutter 1847 übernahm D. die Barbyer Domäne in Pacht und entwickelte sie als Fachmann (Autodidakt) auf dem Gebiet der Agrarwissenschaften zu einem preußischen Mustergut, über das in der Zeitschrift Berliner Leben berichtet wurde: “Die Feldkulturen sind die schönsten der Provinz Sachsen. Hierher kommen englische und französische Landwirte, um auf den Musterwirtschaften zu studieren und die Resultate deutscher Landbaukunde und deutscher landwirtschaftlicher Ingenieurkunde nach Albion und Frankreich zu verpflanzen.” Während der revolutionären Märztage 1848 stand er an der Spitze der Bürgerwehr in Barby, um politische Unruhen zu verhindern. Dafür wurde er noch im gleichen Jahr Ehrenbürger Barbys. Durch seine rege Bautätigkeit, eine zeitgemäße Architektur im Backsteinbau, vermittelte er der Stadt wesentliche wirtschaftliche Impulse. Nachdem er 1855 das Schloß dem preußischen Staat für die Errichtung des von Magdeburg nach Barby übergesiedelten Lehrerseminars abgetreten hatte, baute er den sogenannten “Marstall” (der im Schloß residierenden Herzöge von Sachsen-Weißenfels) zu seinem Wohnsitz aus, der 1868 durch einen nördlichen Anbau erweitert wurde. Hier empfing er u. a. den späteren deutschen Kaiser Wilhelm II. (der als Prinz und als Kaiser oft in Barby weilte) zu den traditionellen Jagden im “Hasenwinkel”. Otto von Bismarck und Graf Helmuth von Moltke weilten als seine intimen Freunde ebenfalls mehrmals in Barby. Der Freikonservative D. gehörte seit 1867 dem Reichstag des Norddeutschen Bundes und von 1871 bis 1878 sowie von 1887 bis 1890 dem Deutschen Reichstag an. 1888 erhob ihn Kaiser Friedrich III. in den Adelsstand. 1905 erwarb er mit den vereinigten Wirtschaftshöfen “Marstall” und “Colphus” große Teile der Domäne als Eigentum und war weiter Pächter der Domänen Zeitz und Monplaisir.

Literatur: Daheim – deutsches Familienblatt, Nr. 15 vom 07.01.1911; Karl Höse, Chronik der Stadt und Grafschaft Barby, 1913; Constantin v.D., Aus der Familiengeschichte der Barbyer D., Ms. Freiburg/Breisgau 1970.

Bildquelle: *Burkart von Dietze, Barby (privat).

Burkart von Dietze

geändert: 09.06.2004