Moltke, Helmuth Karl Bernhard Graf (seit 1871) von
geb. 26.10.1800 Parchim/Mecklenburg,
gest. 24.04.1891 Berlin,
Generalfeldmarschall.

Der Sohn eines dänischen Generalleutnants war nach dem Besuch der Kadettenanstalt Kopenhagen zunächst dänischer Offizier, trat aber 1822 als Sekondelieutenant in die preußische Armee ein. 1832 wurde er nach dem Besuch der Kriegsschule in den Großen Generalstab kommandiert. Von 1836 bis 1839 war er als Hauptmann Militärberater in der Türkei. Von 1848 bis 1855 diente der Oberstleutnant (1851 Oberst) als Chef des Generalstabes des IV. Armeekorps in Magdeburg (1870 hier Ehrenbürger). Das Magdeburger Kaiser-Friedrich-Museum besaß zwei Porträts von M. (Franz v. Lenbach, 1857 und Paul Beckert, 1891 – beide Kriegsverlust). 1857 zum Chef des Generalstabes ernannt, verstand er es, diesen von einer einflußlosen Institution zum Zentrum der operativ-strategischen militärischen Planungen Preußens zu entwickeln. 1866 trug er als Leiter der militärischen Operationen maßgeblich zum Sieg bei Königgrätz bei. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 führte seine Strategie zum Sieg in den Grenzschlachten, bei Sedan und in den Schlachten gegen die Heere der französischen Republik. 1871 erhielt er den Grafentitel und den Marschallstab und wurde 1888 von seinen Pflichten als Generalstabschef entbunden. In den beiden Kriegen zeigte sich M. als moderner Stratege und als ein Heerführer von weltgeschichtlichem Rang. Er, der Technik und Wissenschaft als “Vasallen der Kriegsführung” betrachtete, erkannte die Bedeutung von Eisenbahnen und Nachrichtentechnik für den raschen Einsatz und die Führung von Massenheeren. Auch mit der sorgfältigen generalstabsmäßigen Vorbereitung und der raschen Mobilmachung sowie der Förderung der Selbständigkeit der Korps- und Armeeführer erfaßte er die neuen Bedingungen der Kriegsführung. Seine überragenden militärischen Erfolge ließen ihn zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten des deutschen Kaiserreiches werden. Er zählte zu den Befürwortern eines Präventivkrieges. M., gründlich und vielseitig gebildet, war auch ein beachtlicher Militär- und Reiseschriftsteller. Ein Fort der Festung Straßburg (1873), eine Kreuzerkorvette (1878) sowie ein Schlachtkreuzer (1911) trugen seinen Namen.

Werke: Gesammelte Schriften und Denkwürdigkeiten, Bd. 1–8, 1891–1893; M. – Militärische Werke, hg. vom Großen Generalstab, Bd. 1–4, 1892–1912.

Literatur: ADB 52, 447–458; NDB 18, 12–17; Priesdorff 7, 371–391 (B); Eberhard Kessel, M., 1957; Franz Herre, M. der Mann und sein Jahrhundert, 1984; Robert M. Förster (Hg.), Generalfeldmarschall v.M. – Bedeutung und Wirklichkeit, 1991.

Bildquelle: *Moritz Klinkicht/Robert Siebert, Dreihundert Berühmte Deutsche, 1912.

Martin Wiehle