Dungert, Max
Wilhelm Waldemar |
Ab 1910 besuchte D. die Kunstgewerbeschule in Magdeburg. Seine Lehrer waren u. a. Rudolf Bosselt und Adolf Rettelbusch. 1919 wurde er Mitbegründer der spätexpressionistischen Künstlervereinigung Die Kugel in Magdeburg. Für die kurze Zeit seiner Mitwirkung in der Vereinigung vertrat er energisch deren Ziele. Nach Ende des I. Weltkrieges entstand eine zweite Welle des Expressionismus, in der ein leidenschaftlich-utopisches Streben dahin ging, die Welt mittels der Kunst zu verbessern. “Von dem Gedanken ausgehend, daß die Kunst weder Gesellschaftsfrage noch interessante Abend-Unterhaltung ist, sondern von neuem Religion werden soll, sehen wir in der Kunst das gewaltigste Mittel, die noch durch Grenzpfähle getrennten Völker einander nahe zu bringen, um so dem größten Zukunftsgedanken, dem einer geeinten Menschheit, den Weg zu bereiten. Wir werden mit allen unseren Kräften kämpfen für unsere Ziele: Freie Kunst – Freie Geister – Freie Menschheit” (aus: Unsere Ziele, 1. März 1919). Neben D. waren Franz Jan Bartels, Bruno Beye, August Bratfisch, Wilhelm Höpfner und Alfred John führende bildende Künstler in der Kugel. 1921 siedelte D. nach Berlin über und wurde dort Mitglied der Novembergruppe, an deren Ausstellungen er sich bis 1931 häufig beteiligte. Zeitweise unterhielten er und Bruno Beye eine Ateliergemeinschaft. Zwischen 1925 und 1928 befand er sich zu Studien- und Kuraufenthalten in Italien, Frankreich und in der Schweiz (Davos). Um 1930 gründete er eine private Zeichenschule und wurde Mitglied der Künstlergemeinschaft Porza. 1937 wurde eines seiner Werke bei der Aktion “Entartete Kunst” beschlagnahmt. 1943 nahm er Kontakt zu Carl Hofer auf. 1944 wurde er zum Kriegsdienst verpflichtet. Im II. Weltkrieg wurde sein Atelier zerstört. Sein Oeuvre läßt sich in zwei große Gruppen ordnen. Bei Schaffensbeginn war es stark vom Kubismus und Expressionismus mit einer Tendenz zur abstrakten Bildgestaltung beeinflußt. Wichtige Werke wie die Glasfenster für die Trümpy-Schule, die er zusammen mit den Architekten Alfred Gellhorn und Martin Knauthe realisiert hatte, und die Ausmalung eines Aluminium-Ausstellungsraumes in Dresden (beides 1925) sind nicht erhalten. Architektur- und konstruktivistische Abstraktionen machten ihn bekannt. Mit Beginn der 1920er Jahre nahm die Tendenz zu realistischer Bildauffassung in D.s Arbeiten zu, sie ist der Neuen Sachlichkeit nahe. Selbstporträts, Studien und Gemälde von Künstlerkollegen und namhaften Zeitgenossen wie Kurt Weill, Yvette Guilbert, Paul Hindemith zeigen seine besondere künstlerische Stärke. Zudem schuf er Landschaften und Stilleben.
Werke: im Bestand der Berlinischen Galerie, des KHM Magdeburg und der Galerie Bodo Niemann, Berlin.
Literatur: Vollmer 1, 1953, 609; 20 Köpfe von D., 1925; Anton Sailer, M. D. zum Gedenken, in: Die Kunst und das schöne Heim, o. J.; Heinz Kruschel, Bruno Beye oder Müssen Schönheit und Nutzen die ewigen Feinde sein? Annahmen und Beschreibungen, den Maler M. D. betreffend, 1981; M. D. 1896–1945 – ein Maler der Novembergruppe, Kat. Berlin 1993; Renate Hagedorn, “Die Kugel” – eine Künstlervereinigung der 20er Jahre, Kat. Magdeburg 1993 (B).
Bildquelle: *KHM Magdeburg.
Renate Hagedorn