Bratfisch, August |
B., seit 1897/98 bei der Eisenbahn beschäftigt, bildete sich nebenberuflich (vermutlich in Montigny) bis 1918 zum Maler und Graphiker. 1918/1919 aus Elsaß-Lothringen nach Magdeburg versetzt, arbeitete B. bis zu seiner Pensionierung 1948 im Reichsbahnausbesserungswerk Magdeburg-Salbke. In Magdeburg schloß sich B. der spätexpressionistischen Künstlergemeinschaft Die Kugel u. a. mit Max Dungert an (1919– 21). B. verhielt sich in seinem neuen Wohnort unauffällig: “Still, naiv, im künstlerischen Sinne Frömmigkeit ausstrahlend” (Rosenberg, 1957). Das findet sich in B.s erhaltenen Ölbildern der 1920–30er Jahre bestätigt, die akribisch ausgeführte Blumenstücke mit Insekten sind, wie auch in den frühen Menschendarstellungen aus der Zeit der Kugel (Robert Seitz, Franz Jan Bartels u. a.; Selbstbildnisse). 1945 in Magdeburg total ausgebombt, wurde B. mit Familie zuerst nach Blumenberg evakuiert und wenig später in Wanzleben ansässig. Erst jetzt entdeckte B. die Bördelandschaft als Thema seiner künstlerischen Arbeit, der er sich nun als Rentner vollends widmen konnte. Unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit entstand zuerst ein “Pflanzenatlas” mit 300 farbigen Porträts wildwachsender Pflanzen, der auch floristisches Interesse beansprucht. Es folgten eine Sammlung dokumentarischer Dorfansichten (Bleistiftzeichnungen) und eine Vielzahl stimmungsvoll aquarellierter Bördelandschaften. Bis zu seinem Tode rastlos tätig, schuf B. ein künstlerisch bemerkenswertes, die Zeit- und Landschaftsverhältnisse dokumentierendes Werk, das als eine Gesamtaufnahme, als künstlerische “Inventur” seiner neuen Heimat angelegt war und ihn zu Recht als den “Börde-Maler” ausweist.
Nachlaß: Börde-Museum Ummendorf.
Literatur: Maximilian Rosenberg, Die Kugel, in: Magdeburger Kulturspiegel 1957; Heinz Nowak, Wanzleben – Dorf, Amt, Stadt. Ein hist. Abriß, Ms. 1988 (Börde-Mus. Ummendorf); Renate Hagedorn, “Die Kugel” – eine Künstlervereinigung der 20er Jahre, Kat. Magdeburg 1993/94, 6, 22–23;Heinz Nowak, Der Pflanzenatlas des Malers A. B., in: Börde, Bode und Lappwald. Heimatschrift 1996, 65–73; Jörg-Heiko Bruns, Als zeichnender Chronist wurde er zum “Bördemaler”, in: Volksstimme Magdeburg vom 17.12.1998.
Bildquelle: *Börde-Museum Ummendorf: Selbstporträt.
Heinz Nowak