Höpfner, Wilhelm
Friedrich Ernst |
Der Sohn des Musikers Ernst H. verbrachte die ersten Jahre der Kindheit in Nürnberg, bis der Vater mit der Familie 1907 nach Magdeburg zurückkehrte und seine Tätigkeit am Stadttheater wieder aufnahm. Hier hatte H. auch seine ersten wesentlichen Kunsterlebnisse. 1918 belegte er ein Semester an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg bei Richard Winckel, setzte das Studium an der Staatlichen Kunstschule in Berlin fort und schloß es 1921 mit dem Examen als Zeichenlehrer für höhere Schulen ab. In Berlin erhielt er starke Anregungen durch Museen und Galerien. 1921 kehrte H. nach Magdeburg zurück und nahm eine Tätigkeit im Schuldienst auf. Noch im selben Jahr stieß er zur linksprogressiven Künstlervereinigung Die Kugel und lernte den Architekten Bruno Taut kennen. 1922 war H. erstmalig an einer Ausstellung der Berliner Sezession mit vier Radierungen beteiligt. Im selben Jahr übernahm er die Ausmalung des Schinkelsaales im Gesellschaftshaus Klosterbergegarten Magdeburg (nicht erhalten). Seit 1922 war H. auch freier Mitarbeiter an der Volksstimme, wo er mit satirischen, sozialkritischen Zeichnungen hervortrat. 1926–31 erneut in Berlin tätig, lernte er Käthe Kollwitz und Max Liebermann kennen und nahm 1929 mit vier Graphiken zu Brechts “Dreigroschenoper” an der Berliner Ausstellung der Preußischen Akademie der Künste teil. 1931 kehrte H. nach Magdeburg zurück und war erneut im Schuldienst tätig. Zwischen 1921 und 1937 unternahm er zahlreiche Auslandsreisen (u. a. sieben Italienreisen). Es entstanden zahlreiche graphische Folgen. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden fünf Arbeiten H.s als “entartet” beschlagnahmt, bis 1945 zeigte er selten seine Arbeiten in Ausstellungen. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft war H. ab 1945 wieder in Magdeburg ansässig und nahm seine künstlerische Tätigkeit und den Schuldienst wieder auf. Wie Bruno Beye und Hermann Bruse war H. an der Entnazifizierungskampagne und der Förderung des künstlerischen Nachwuchses beteiligt und arbeitete im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands in verschiedenen Funktionen mit. 1952–59 fungierte H. als Vorsitzender des Verbandes Bildender Künstler im Bezirk Magdeburg und hatte 1955 und 1959 erste große Einzelausstellungen in Halle und Magdeburg. 1961 erhielt der Künstler den Erich-Weinert-Kunstpreis der Stadt Magdeburg und wirkte 1964–68 wieder kulturpolitisch maßgebend als Vorsitzender des von ihm initiierten Graphikkreises im Kulturbund (später Freundeskreis Bildende Kunst). Nach seinem Tod gab es durch das Verdienst von Johanna H. viele große retrospektive Ausstellungen z. T. mit Katalogen im In- und Ausland. Mehr als 2.000 seiner druckgraphischen Arbeiten (vor allem Radierungen, seltene Lithographien und aus den letzten Schaffensjahren herausragende Materialdrucke) und Aquarelle sowie einige wenige spät entdeckte Ölgemälde sind erhalten. Seit 1984 vergibt die Winckelmann-Gesellschaft in Stendal den Höpfner-Preis zur Förderung junger Graphiker. H. wurde oft als der “Morgenstern der Feder und Nadel” apostrophiert, seine eigenwilligen, skurril-mehrdeutigen, aber auch poetischen Werke, die liebevoll menschliche Schwächen attackierten, nehmen einen Sonderplatz in der Kunstgeschichte des letzten Jahrhunderts ein.
Werke: graphische Folgen: Dreigroschenoper und Chaplin, 1928/29; Fabeln von Äsop und Krylow, 1950/54; Magdeburger Köpfe, 1954ff.
Nachlaß: Winckelmann-Museum Stendal (Höpfner-Zimmer); Thomas H., Berlin.
Literatur: Hdb SBZ/DDR, 338; Vollmer 6, 1962, 65; W. H., Druckgraphik. Aquarelle, Kat. KHM Magdeburg 1969; W. H., Druckgraphik und Materialdrucke, Kat. Kunstsammlung Cottbus 1979; Max Kunze (Hg.), W. H., Werkverzeichnis, Winckelmann-Gesellschaft Stendal 1980 (B); W. H., Acquarelli e incisioni, Kat. Galleria del Levante Mailand 1980; Helga Kliemann, W. H., Das frühe graphische Werk 1921–40, Kat. Galleria del Levante München, 1982; Helga Sauer, W. H., 1988.
Bildquelle: Sammlung und Archiv Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat); *KHM Magdeburg.
Jörg-Heiko Bruns
letzte Änderung: 09.02.2005