Bosselt, Paul Gustav Rudolf,
Prof. |
B. absolvierte ab 1885 eine Lehre als Ziseleur in einer Bronzegießerei in Berlin, war ab 1889 bei der Königlichen Porzellanmanufaktur in Charlottenburg beschäftigt und belegte nebenbei Abendkurse an der Königlichen Kunstgewerbeschule. Ab 1891 studierte er an der Frankfurter Kunstgewerbeschule bei Joseph Kowarzik und 1897/98 ergänzend an der Académie Julian in Paris. B. war von 1899 bis 1903 Gründungsmitglied der Darmstädter Künstlerkolonie und übernahm 1903 auf Vermittlung von Peter Behrens eine Professur an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. Von 1911 bis 1924 war B. Direktor der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg und reformierte deren Lehrprogramm im Sinne des Deutschen Werkbundes zugunsten von Naturstudium, Individualität und Handwerklichkeit. Das Ausbildungsprofil wurde mit neuen Fachklassen in Entwurf und Ausführung untergliedert, um der Arbeitsteilung in der Industrie Rechnung zu tragen. Nach Kritik des Magdeburger Stadtbaurates Bruno Taut an Lehrprogramm und -praxis verließ B. Magdeburg, war ab 1928 Direktor der Braunschweiger Kunstgewerbeschule und kehrte im September 1931 nach Berlin zurück, um die Nachfolge von Otto Marcus im Generalsekretariat des Reichsverbands bildender Künstler Deutschlands zu übernehmen. Im Juli 1933 von Max Kutschmann im Amt abgelöst, übernahm er die Leitung der Zeitschrift Kunst und Wissenschaft, nachdem er bereits seit 1927 als Mitarbeiter der Deutschen Korrespondenz, dem Organ der Deutschen Kunstgesellschaft, tätig gewesen war. B. schuf zahlreiche Grab- und Brunnenfiguren, Tierplastiken, Porträtbüsten, Gruppen und Köpfe, u. a. den Roland vor dem Magdeburger Rathaus. Insbesondere als Medailleur ausgewiesen und bedeutungsvoll, wich der Jugendstil seines Frühwerkes in den Magdeburger Jahren zunehmend einer konservativen neoklassizistischen Grundhaltung, die sich der Moderne nach dem I. Weltkrieg verschließt.
Werke: Plastik: Siegesgenien am Ernst-Ludwig-Haus Darmstadt, 1900/01; Jugend, 1904 (Museum Magdeburg). – Schriften: Ueber die Kunst der Medaille, 1905; Krieg und deutsche Mode, 1915; Probleme plastischer Kunst und des Kunst-Unterrichts, 1919.
Literatur: Saur AKL 13, 208f. (W); Vollmer 1, 1953, 276; Mortimer G. Davidson, Kunst in Deutschland 1933–1945, Bd. 1, 1988, 424 (B); Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993/94, 52; R. B., Bildhauer und Medailleur 1871–1938, Kat. Institut Mathildenhöhe Darmstadt, 1994; Vera Losse, R. B., Erneuerer der deutschen Medaillenkunst, Bildhauer und Reformpädagoge, 1995.
Bildquelle: *KHM Magdeburg.
Uwe Jens Gellner