Schoch, Johann Gottlieb |
S. war ein Sproß der berühmten Wörlitzer Gärtnerfamilie. Bereits sein Großonkel Rudolf Gottlieb S., Hofgärtner und Verwalter des Wörlitzer Parks, war 1842 mit der Anlage des Vogelgesangparks in Magdeburg betraut worden. Seine Lehre absolvierte S. 1870–72 in einer Handelsgärtnerei in Wittenberg und Gotha sowie bis 1874 in der Gärtnerlehranstalt Wildpark Potsdam. Rüstzeug für die Botanik und Dendrologie erwarb er sich als Hörer wissenschaftlicher Vorlesungen an der Universität Berlin. Arbeiten und Studienaufenthalte führten ihn 1875 nach Muskau und München, 1876 nach England und Frankreich sowie 1880 nach Regensburg. Als herzoglicher Gartenkondukteur und Hofgärtner in Wörlitz und Oranienbaum empfahl S. sich für das Amt des städtischen Gartendirektors in Magdeburg, das er 1890 als Nachfolger von Paul Niemeyer antrat. 1903 übergab er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt an Wilhelm Lincke und starb nach schwerer Krankheit zwei Jahre später in Magdeburg. Als Vorsitzender des Magdeburger Gartenbauvereins (1890–96) nahm S. Pläne seiner Vorgänger wieder auf und fügte zahlreichen Grünanlagen der Stadt gartenarchitektonisch interessante Erweiterungen hinzu. Seine weit vorausschauenden Grünplanungen und Gartenanlagen prägen das Gesicht der Landeshauptstadt Magdeburg bis in unsere heutigen Zeit. 1894 begann unter seiner Regie der Bau des größten Friedhof Magdeburgs, des Westfriedhofes, dessen Einweihung durch den Superintendenten August Trümpelmann im Oktober 1898 erfolgte. Stadtbaurat Otto Peters legte 1893 seinen ersten Entwurf zum Westfriedhof vor, der von S. begutachtet und um die Idee erweitert wurde, den originären geologischen und örtlichen Gegebenheiten einen Friedhof in einem freien, natürlichen Gartenstil hinzuzufügen. Die Zusammenarbeit von S. und Peters war schließlich 1896 auch vor dem Magdeburger Stadtrat von Erfolg gekrönt. S. fügte seinen Planungen detaillierte Anweisungen zur Anlage von Wegen, Gebäuden, Pflanzungen usw. hinzu, die bis heute durch Rekonstruktionen und Sanierungen im denkmalgeschützten Areal des Westfriedhofes erhalten geblieben sind. Der Umbau des ehemaligen Festungsgeländes “Bastion Braunschweig” zum Königin-Luise-Garten erfolgte unter der Regie des zweiten Magdeburger Gartendirektors ebenso wie die Umgestaltung von städtischen Plätzen zu Grünanlagen. S. fertigte 1897 den Generalplan zur weiteren Gestaltung der Rotehorninsel. 1900 publizierte er ein ausführliches “Verzeichnis der Gehölze in den öffentlichen Gärten und Parkanlagen Magdeburgs”. Auf Empfehlungen S.s wurden um 1900 Anpflanzungen entlang der Schrote in der Wilhelmstadt realisiert und Schrebergärten angelegt. Auf diese Weise entstand ein innerstädtischer Grünzug vom Westen der Stadt bis in das südwestliche Diesdorf. Die Anlagen am Turm Preußen (Lukasklause) wie auch die Aufschließung des Biederitzer Busches als Stadtwald, der an das städtische Wiesengelände im Osten angrenzen sollte, wurden von S. großzügig planerisch bearbeitet. Damit legte er 1898 den Grundstein für das grüne Erholungsgebiet zwischen dem Herrenkrugpark und der Elbe- und Ehlelandschaft vor den nordöstlichen Stadttoren. Zahlreiche Veröffentlichungen wiesen seine Erfahrungen und sein Können als profunder Gestalter städtischer Parklandschaften und öffentlicher Grünanlagen unter den Bedingungen neuer Industriestädte um die Jahrhundertwende aus.
Werke: Schriften: Der Friedrich-Wilhelms-Garten zu Magdeburg, in: Zs. für Gartenbau und Gartenkunst 13, 1895, 209–212, 217–222, 225–228, 233–239; Die Erfahrungen mit Straßenbäumen in Magdeburg, in: Gartenkunst 2, H. 2, 1900, 21–28; Heimische Schutzgebiete und Landverschönerung, in: ebd. 4, H. 4, 1902, 65–71.
Literatur: Thieme/Becker 30, 212f.; Heinz Gerling, Denkmale der Stadt Magdeburg, 1991; Gisela Hoke, Herrenkrug. Die Entwicklung eines Magdeburger Landschaftsparkes, 1991 (B); Heidemarie Titz, Parkanlagen der Stadt Magdeburg I, 1994 (B); Gert Gröning/Joachim Wolschke-Bulmahn (Hg.), Grüne Biographien, 1997, 228; Hans-Joachim Krenzke, Magdeburger Friedhöfe und Begräbnisstätten, 1998.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Heike Kriewald