Trümpelmann, August Christian Friedrich Ernst Heinrich
geb. 09.09.1837 Ilsenburg/Harz,
gest. 28.03.1915 Magdeburg,
evangelischer Pfarrer, Schriftsteller.

Der Sohn eines Modelleurs in den gräflich-stolbergischen Eisenwerken und späteren Musikmeisters in Ilsenburg besuchte dort 1843–48 die Elementarschule, bezog 1848–51 das Lyzeum in Wernigerode und absolvierte anschließend bis 1857 die Landesschule Pforta. 1857–60 studierte T. evangelische Theologie und Philosophie in Halle u. a. bei August Tholuck, in dessen Haus er 1859/60 wohnte und bei dem er sich gründliche Kenntnisse der Geschichte und Entwicklung der evangelischen Kirche aneignete. Auf Vermittlung Tholucks arbeitete T. 1860–61 als Hilfsprediger und Stadtmissionar der deutsch- evangelischen Gemeinde in Lyon und war 1862–64 als Hauslehrer in Hamburg sowie 1864–65 als Hilfslehrer in Wernigerode tätig. Nach seiner Ordinierung bezog er 1865 das Pfarramt in Friedrichswerth im Herzogtum Gotha, wechselte 1875 als Pastor und Superintendent nach Uelleben bei Gotha und trat 1881 seinen Dienst als Oberpfarrer in Torgau sowie Superintendent und Kreisschulinspektor der Diözese Torgau an. 1892 wurde er zum ersten Pfarrer der St. Johannis-Kirche in Magdeburg und als Nachfolger von Friedrich Wilhelm Hildebrandt zum Superintendenten der Stadtephorie Magdeburg bestimmt. 1912 erfolgte seine Emeritierung. T. war auf vielfältige Weise volksbildnerisch und parochial tätig. Er verfaßte geistliche Volksschauspiele, in denen er sich Ereignissen aus der nationalen Geschichte widmete, aber auch regionalgeschichtliche Stoffe verarbeitete (“Die Zerstörung Magdeburgs”, 1902). Seine dramatische Dichtung “Luther und seine Zeit” (1869), die er 1887 zum Volksschauspiel umarbeitete, erreichte mehrere Auflagen und wurde mehrfach neu inszeniert. T. setzte sich in Broschüren und Beiträgen in Zeitschriften und Zeitungen zudem intensiv mit sozialen Zeitfragen auseinander. Seine wiederholten Stellungnahmen zu Anspruch und Gültigkeit der modernen wissenschaftlichen Weltanschauung, die er mit dem christlichen Glaubensvorstellungen zu verbinden suchte, waren um 1905 häufiger Anlaß zu kritischen Invektiven (vgl. “Die moderne Weltanschauung und das apostolische Glaubensbekenntnis”, 1901; “Dennoch! 3 Zeitpredigten”, 1906).

Werke: Die Schlacht bei Möckern, 1870; Perpetua und Felicitas. Erzählende Dichtung, 1873, 21880; (Hg.) Rothe, Geschichte der Predigt von den Anfängen bis auf Schleiermacher, 1881; Die an meinem Volksschauspiel “Luther und seine Zeit” geübte Censur, 1889; Die Predigt am Muldenstein. Drama, 1890; Was hat der Landmann von der Sozialdemokratie zu erwarten, 1891, 41894; Kloster und Schule. Festspiel, 1893; Ein Herzensbund und sein Bruch. Schauspiel, 1904; Welche Bedeutung gewinnt die Wiederkehr des Halleyschen Kometen für unser religöses Leben?, 1910.

Literatur: BBKL 12, Sp. 634f.; Franz Brümmer, Deutsches Dichterlexikon, 1877; N. N., Luther und seine Zeit. Volksschauspiel von A. T., in: Bll. HGusL 39, 1888, 202f., 210–212; Adolf Hinrichsen, Das literarische Deutschland, 21891; Alfred Frantz, St. Johannis. Die Hauptpfarr- und Ratskirche der Stadt Magdeburg, 1931 (*B).

Guido Heinrich

letzte Änderung: 02.03.2005