Peters,
Otto |
Nach dem Studium an der Königlichen Bauakademie zu Berlin war der Regierungs-Bauführer beim Bau des Empfangsgebäudes für den Magdeburger Hauptbahnhof unter Ludwig Heim tätig. Er bestand das zweite Staatsexamen mit Auszeichnung und arbeitete anschließend als Leiter des Hochbaubüros der Staatsbahn Berlin-Nordhausen. Ein Stipendium des Staates ermöglichte ihm Studienreisen nach Italien und Frankreich. Danach trat er in die Dienste der Stadt Berlin und leitete u. a. die umfangreichen Bauten des Zentralvieh- und Schlachthofes. Wieder im Staatsdienst, war P. im Zentralbüro des Berliner Ministeriums für öffentliche Arbeiten tätig und wurde anschließend Landbaudirektor in Liegnitz und Potsdam. 1884 erfolgte P.’ Berufung als Stadtbaurat für Hochbau in seiner Vaterstadt Magdeburg, wo er später auch die Leitung für den städtischen Tiefbau übernahm, die er bis 1911 innehatte. 1897 erhielt er den Titel eines Königlichen Baurates, 1910 den eines Geheimen Baurates. Die 36 Jahre seiner Amtstätigkeit waren zugleich die entwicklungsreichsten für die Stadt Magdeburg. P. hat mehr öffentliche Bauten und Anlagen errichtet, geleitet und betreut als je einer seiner Amtsvorgänger und damit das Gesicht der Stadt entscheidend geprägt. Dazu gehören so bedeutende Bauwerke wie das Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Augusta-Stift, die Friedhofshalle auf dem Lemsdorfer Friedhof, die Feuerwache Sudenburg, die Gruson-Gewächshäuser oder die Volksbäder in der Großen Schulstraße, in der Feldstraße und in der Hamburger Straße. Mit der Ausführung von Bauwerken für die Königliche Baugewerkschule, die Maschinenbauschule und die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule erreichte er wesentliche Verbesserungen für die Berufsausbildung im Baugewerbe. Die großen Stadterweiterungen Südfront, Nordfront und Sterngelände wurden durch ihn auf den Weg gebracht. P. machte sich vor allem auch um die Hafenplanung verdient. Er griff die seit der Jahrhundertwende diskutierten Pläne für einen Mittelland-Kanal in seinem formulierten Stadtentwicklungskonzept auf. Als der 70jährige 1920 aus dem städtischen Dienst ausschied, lag ein im Stadtvermessungsamt gefertigter Stadtplan vor, der neben den Fluchtlinienplänen auch die Linienführung für das Kanalprojekt enthielt. Mit der neuen Bauzonenplanung von 1909, die auf der 1896 eingeführten Magdeburger Bauzonenordnung beruhte, schuf P. die stadtplanerischen Grundlagen für das Bauen in den 1920er Jahren. Dem Historismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts verbunden, vermochte P. sich auch in neue Strömungen und eine neue Bauauffassung einzufühlen, wie die Schöpfungen seiner “Bauhütte” dokumentierten. Soziale Ideen des frühen 20. Jahrhunderts fanden auch in zahlreichen Bauwerken P.s ihre Widerspiegelung. Er verstand es, innerhalb des Magistrats Akzeptanz für seine Projekte zu erreichen, die stets das Machbare ausloteten. In seiner Amtszeit wurden in Magdeburg nicht weniger als 32 Schulen gebaut, u. a. die Augusta-Schule, die Viktoria-Schule, das König Wilhelms-Gymnasium und die Bismarck-Schule. Die beiden neuen Rathausteile, die Königsbrücke, das Kaiser-Friedrich-Museum, das Generalkommando, das Krankenhaus Sudenburg, die Hafenanlagen, das Elektrizitätswerk sowie die gesamte städtische Kanalisation entstanden unter seiner Leitung. Als freier Architekt entwarf er das Gebäude der Provinzial-Feuersocietät in der Magdeburger Wilhelmstadt, die Pfarrhäuser für St. Katharinen und St. Ulrich sowie ein Geschäftshaus am Breiten Weg/Alte Ulrichstraße. P. war zudem ein vortrefflicher Kenner der Baugeschichte und publizierte die sehr erfolgreiche Studie “Magdeburg und seine Baudenkmäler” (1902). Er war Mitglied im Architekten- und Ingenieur- Verein zu Magdeburg und wirkte im örtlichen Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine mit. Sein Nachfolger im Amt war der Werkbundarchitekt Bruno Taut.
Literatur: Die Geschichte des Architekten- und Ingenieurs-Vereins zu Magdeburg. Ein Erinnerungsblatt zur 50-Jahr-Feier, in: Mitteilungen des Verbandes technisch-wissenschaftlicher Vereine zu Magdeburg, 1926; Magdeburgische Zeitung vom 03.10.1920, 22.10.1925, 09.02.1927; Magdeburger Amtsbatt. 1927, 94; Marta Doehler/Iris Reuther, Magdeburg – Die Stadt des Neuen Bauwillens, 1995 (B).
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Hans Gottschalk
letzte Änderung: 02.03.2005