Lincke, Wilhelm |
L. absolvierte 1884–85 eine Lehre in Berlin, besuchte bis 1888 die königliche Gärtnerlehranstalt in Potsdam, arbeitete 1888–89 als Gehilfe in einer Samenhandlung in Erfurt und war ab 1889 als Obergehilfe der Herzoglichen Hofgärtnerei in Gotha tätig, die er auch kurzzeitig leitete. 1891 setzte er in Berlin bei der städtischen Gartenverwaltung seine Ausbildung in der Landschaftsgärtnerei fort. Im gleichen Jahr von Berlin nach Magdeburg berufen, nahm er die Vermessungen des Herrenkrugparks und des Vogelgesanges für die Magdeburger Gartenverwaltung vor. 1894 erhielt er eine Anstellung als Stadtgärtner in der Elbestadt, 1897 erfolgte seine Ernennung zum Stadtobergärtner. 1903 übernahm er die Aufgaben des wegen Krankheit beurlaubten Gartendirektors Johann Gottlieb Schoch, wurde nach dessen Tod 1905 zum neuen Gartendirektor in Magdeburg berufen und übte dieses Amt bis 1930 aus. 1931 trat er in den Ruhestand. L. führte in Magdeburg die Ideen Schochs zum Ausbau der Herrenkrugwiesen weiter, der eine Bereicherung um einheimische und exotische Gehölze vorsah und sich 1905–26 unter reger Anteilnahme der Magdeburger Bevölkerung vollzog. Aufgrund heftiger Proteste sah sich L. 1908 veranlaßt, bereits gepflanzte “Fremdlinge” aus der Parklandschaft im Herrenkrug wieder zu entfernen und eine neue Wiesenparkplanung vorzulegen. In L.s Amtszeit fiel auch der Bau der Pferderennbahn im Herrenkrug mit repräsentativen Gebäuden (Tribüne, Kronprinzenpavillon, Direktorialgebäude und große Stallanlage), die 1907 den Betrieb aufnahm. Die sparsamere Bepflanzung der Herrenkrugwiesen mit Gehölzen, die 1926 abgeschlossen war, berücksichtigte stärker den ursprünglichen Charakter der Elbwiesen. Die geplante anschließende Ergänzung des Areals südlich der Rennbahn durch einen Wildpark wurde nicht realisiert. Unter L.s Ägide wuchs der Vogelgesangpark um Rosen- und Heidegarten, und die Stadt erhielt mit der Umwandlung des Westerhüser Parks einen weiteren Volksgarten. Als Nachfolger von Schoch setzte er die Pläne zur Vollendung der größten städtischen Parkanlage auf der Rotehorninsel fort, konzentrierte sich auf die Planungen für die Ausgestaltung des Stadtparks Rotehorn vom Ausstellungsgelände bis zum Adolf-Mittag-See mit Marieninsel und gestaltete 1922–1927 einen bis zur Sternbrücke reichenden Grünzug, in den Elbe und Elbwiesen eingebunden wurden. L.s Verdienst war es, daß durch geschickte Ergänzungen des Wegenetzes wichtige Blickbeziehungen der Planung Schochs betont und der Park mit reizvollen Elementen der Landschaftsarchitektur bereichert wurde. Damit folgte L. den Anregungen der Architekten Paul Mebes, Bruno Taut und Johannes Göderitz zum Ausstellungskomplex mit Pavillons, Bühnen, der Stadthalle, dem Pferdetor und dem Aussichtsturm.
Werke: Ein Ausschnitt aus Magdeburgs Entwicklung als Park- und Gartenstadt, in: Magdeburger Amtsblatt vom 08.09.1928.
Literatur: Magdeburgische Zeitung vom 24.01.1931; Gisela Hoke, Herrenkrug. Die Entwicklung eines Magdeburger Landschaftsparks, 1991 (B); Heidemarie Titz, Parkanlagen der Stadt Magdeburg I, 1994 (B); Gert Gröning u. a. (Hg.), Grüne Biographien, 1997, 228.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Petra Wißner
letzte Änderung: 10.02.2005