Mebes, Paul, Dr.-Ing. E. h.
geb. 23.01.1872 Magdeburg,
gest. 09.04.1938 Berlin,
Architekt.

Nach dem Besuch des Wilhelm-Raabe-Realgymnasiums in Magdeburg absolvierte M. 1887–90 eine Tischlerlehre und besuchte 1890–94 die Baugewerkeschule in Magdeburg sowie die Kunstgewerbeschule in Nürnberg. 1894–99 studierte er Architektur an den Technischen Hochschulen Braunschweig und Charlottenburg. Ab 1899 arbeitete M. als Regierungsbauführer und absolvierte 1902 seine zweite Staatsprüfung. 1902–05 im Staatsdienst tätig, führte ihn seine berufliche Laufbahn 1906–22 als Hochbautechnisches Vorstandsmitglied in den Beamten-Wohnungsverein zu Berlin GmbH. Dort konzipierte er 1907–10 seine ersten Wohnanlagen in Pankow, Niederschönhausen und Steglitz. 1909 erhielt er eine Bronzeplakette anläßlich der Internationalen Baufachausstellung in Leipzig. 1910 nahm er an der Allgemeinen Städtebau-Ausstellung in Berlin teil und bildete 1911 eine Bürogemeinschaft mit seinem Schwager Paul Emmrich. 1912 wurde er Mitglied des Deutschen Werkbundes. Seine Berufung an die Technische Hochschule Berlin erfolgte 1918 und die zum ordentlichen Mitglied der Akademie des Bauwesens 1919. Ein Jahr später wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Technischen Hochschule Braunschweig, Abteilung Architektur, verliehen. 1920–22 übertrug der Magistrat der Stadt Magdeburg dem zu dieser Zeit bekanntesten Magdeburger Architekten in Berlin die künstlerische Gestaltung der Mitteldeutschen Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit (MIAMA) in Magdeburg, die er gemeinsam mit Stadtbaurat Bruno Taut ausführte. 1923 wurde er dafür mit der Goldenen Medaille bzw. Staatsmedaille ausgezeichnet. 1928 übernahm er als Obmann den Sachverständigenrat der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Siedlungswesen e.V. und wurde 1930 Mitglied seines Verwaltungsrates. 1931 erfolgte seine Berufung zum ordentlichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste, zusammen mit Erich Mendelsohn, Ludwig Mies van der Rohe, Martin Wagner und Bruno Taut. 1932 verzichtete er auf die Mitgliedschaft in der Akademie der Künste, war aber weiter als Mitglied in mehreren Architekturvereinigungen und Preisgerichten für einzelne Architekturwettbewerbe tätig. 1933 verließ er die Deutsche Volkspartei, deren Mitglied er seit 1918 war. M. schuf auch Bauten der Industriearchitektur für die Hirsch-Kupfer- Messingwerke in Eberswalde, Halberstadt und Ilsenburg. Sein Hauptverdienst lag in seinem Engagement für ein modernes Siedlungswesen, das die Hinterhofarchitektur der Gründerzeitwohnbauten überwinden half.

Werke: Architektur und Handwerk im letzten Jahrhundert, 1908.

Literatur: Edina Meyer, P. M. Mietshausbau in Berlin 1906–1938, 1972 (W); Annegret Nippa, Bruno Taut, 1995; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000.

Hans Gottschalk