Mendelsohn, Erich
geb. 21.03.1887 Allenstein/Ostpreußen,
gest. 15.09.1953 San Francisco (USA),
Architekt.

1907 absolvierte M. ein Studium der Volkswirtschaft in München, 1908 das Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Berlin und gehörte danach 1909–12 der Meisterklasse von Theodor Fischer an der Technischen Hochschule München an. 1912–17 eröffnete er ein eigenes Architekturbüro in München und siedelte 1918 nach Berlin über. Der Mitbegründer der Novembergruppe unternahm 1923–25 Reisen nach Holland, in die USA und die Sowjetunion und mußte 1933 als Jude nach England emigrieren. 1934 aus politischen Gründen pensioniert, hielt sich M. 1938/39–41 in Palästina auf und ging 1941 nach New York. In Amerika konnte er, wie viele deutsche Architekten der Moderne, seine Arbeit fortsetzen und war bis 1945 in New York sowie 1946–53 in San Francisco tätig, wo er an der University of California lehrte. 1931 nahm M. am Architekturwettbewerb “Heinrichshofen” in Magdeburg teil. Er hinterließ für die Stadt unausgeführte Projektplanungen für das Großkraftwerk Mikramag und die Zinkhütte im Industriegebiet Magdeburg-Rothensee. In der frühen Weimarer Zeit ergründete insbesondere M. die Möglichkeiten moderner Betonbauweisen und Materialkombinationen im Hochbau und erprobte erste Stahlbetonkonstruktionen, wie sie später an der Magdeburger Halle “Stadt und Land” ausgeführt wurden. Die Entwürfe dafür stammten vom Magdeburger Stadtbaurat Bruno Taut, der von den neuentwickelten Gestaltungsprinzipien M.s beeinflußt war und mit ihm im Zuge der “Frühlicht”-Publikationen zusammenarbeitete; die Ausführungen lagen in den Händen seines Nachfolgers Johannes Göderitz, der vielen architektonischen Vorgaben M.s folgte und diese Halle auch deshalb zu einem Muster gelungener Synthese zwischen Sachlichkeit und Expressionismus machte.

Werke: Observatorium, sog. Einsteinturm, Potsdam, 1921. – Schriften: Architekturen in Eisen und Beton, 1919.

Literatur: E. M. Das Gesamtschaffen des Architekten. Skizzen, Entwürfe, Bauten, 1930; Bruno Zevi, E. M. Opera completa, architetture e imagini architettoniche, 1970; Kathleen Andrews James, E. M. and the architecture of German modernism, 1997; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg, 2000.

Heike Kriewald