Günther, Walter Erich
geb. 11.12.1884 Meerane/Sachsen,
gest. nach 1947 n. e.,
Bautechniker, Architekt.

Nach dem Besuch der Bürgerschule in Meerane absolvierte G. eine Maurerlehre bei dem Baumeister Paul Gentzsch und besuchte 1904–05 die Königlich-Sächsische Baugewerkschule in Leipzig. Seine erste Anstellung als Bautechniker fand er bei dem Architekten und Baumeister Emil Otto in Zwickau (Entwürfe für Geschäftshäuser, Villen etc.). Ab Januar 1906 war er bei der königlichen Regierung in Magdeburg am Um- und Erweiterungsbau der Regierungsgebäude beteiligt und arbeitete danach bei der Kreisbauinspektion unter Baurat Harms bei dem Umbau des fiskalischen Gebäudes Tränsberg 43/45. Im November 1906 erhielt G. einen Dienstvertrag als Bautechniker in der Stadtbauinspektion I unter Stadtbauinspektor Otto Berner. Nach Ableistung seiner Militärdienstzeit in Bromberg kehrte G. in seinen Tätigkeitsbereich zurück. 1920 erfolgte eine dauerhafte Einstellung als Architekt. G. war unter Bruno Taut neben Karl Krayl, Curt Schütz und Willy Zabel in der Entwurfsabteilung beschäftigt, wurde 1926 zum Bauamtmann ernannt und erhielt 1929 die Einstufung als Beamter auf Lebenszeit. Ab 1927 war G. Leiter der Hochbauabteilung und hatte 1939–45 die kommissarische Leitung des gesamten Hochbauamtes für den abwesenden Julius Götsch inne. In seiner 30jährigen Dienstzeit entstanden unter seiner Leitung und Mitwirkung eine Vielzahl von Projekten kommunaler Hochbauten in Magdeburg: Büchereien, Feuerwachen, Alters- und Kinderheime, städtische Wohnbauten, Verwaltungsgebäude, Flughäfen, Museen, Bankgebäude, Warte- und Trinkhallen und Trafostationen, später auch Luftschutzbauten, für die G. Ausführungs- und Detailzeichnungen fertigte sowie die innen- architektonische Gestaltung besorgte. Bemerkenswert waren die mit Taut ausgeführten Entwürfe für zwölf Bücher- und Zeitungskioske neuen Stils (1921) und des vieldiskutierten Reklamegestells auf dem Bahnhofsvorplatz (1921/22), die Friedhofsanlage in Magdeburg-Südost (1922) und die Wettbewerbsentwürfe für das Bürohochhaus der Chicago Tribune (1922). G. nahm an zahlreichen Architekturwettbewerben teil, bei denen ihm Preise, Ankäufe und Belobigungen zuerkannt wurden. 1943 erfolgte eine nochmalige Beförderung zum Stadtbauoberamtmann. Im Juni 1945 wurde er nach den Richtlinien der Alliierten Militärregierung wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP aus dem städtischen Dienst entlassen und kam nach Staumühl in ein Civilian Internment Camp, wo ihn 1947 ein Spruchkammerverfahren erwartete.

Literatur: Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000; 

Archivalien: StadtA Magdeburg: PA 2470.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Hans Gottschalk