Krayl, Carl Christian
geb. 17.04.1890 Weinsberg bei Heilbronn,
gest. 01.04.1947 Werder/Havel,
Architekt.

K., ältestes Kind des Gerichtsnotars Ernst Ludwig K. aus Herrenberg bei Stuttgart, studierte nach dem Besuch der Volks- und Realschule ab 1909 zunächst an der Königlich-Württembergischen Kunstgewerbeschule in Stuttgart, wechselte an die Architekturabteilung der dortigen Technischen Hochschule und legte seinen Abschluß bei Karl Bonatz ab. 1912 begann er zunächst eine Tätigkeit im Büro des Baudirektors Carl Anton Meckel in Freiburg/Breisgau und etablierte sich dann Anfang 1914 im Architekturbüro Brendel in Nürnberg. Nach dem Wehrersatzdienst 1914–18 war er weiter bis 1919/20 bei Brendel tätig und wurde dessen Teilhaber. 1921 erhielt K. von Stadtbaurat Bruno Taut die Berufung zum Leiter des Entwurfsbüros im Hochbauamt der Stadt Magdeburg und siedelte im gleichen Jahr nach Magdeburg um. Nach 1923 realisierte er dort seine ersten größeren Bauobjekte, schied aus dem Hochbauamt aus und gründete 1924–27 eine Bürogemeinschaft mit dem Architekten Maximilian Worm. Bis 1933 konzipierte K. als freier Architekt Großsiedlungsbauten sowie andere Großprojekte in Magdeburg und nahm an zahlreichen bedeutenden Wettbewerben sowie nationalen und internationalen Ausstellungen teil. 1933–37 wurde er durch die Nationalsozialisten als “Kulturbolschewist” abgestempelt und arbeitslos. Die materielle Basis der Familie sichernd, zog K. 1938 nach Werder/Havel und war bis 1945 als technischer Angestellter bei der Reichsbahnbaudirektion Berlin tätig. Nach 1945 bestand eine kurze Zusammenarbeit mit Hans Scharoun in Berlin. Die Bedeutung K.s für Magdeburg gründet auf einer bereits vor dem I. Weltkrieg entstandenen lebenslangen Architektenfreundschaft mit Taut. Mit der künstlerischen Leitung am Hochbauamt verwirklichte K. 1921–23 erstmals die Idee von Tauts “farbiger Architektur” mit den für K. typischen dadaistischen, futuristischen, kubistischen und dekonstruktiven Details an Magdeburger Hausfassaden. Seine eigenständige Bautätigkeit begann 1923 in Bürogemeinschaft mit Hubert Hoffmann und Worm am Hotel “Weißer Bär” (1922/23), der Landeskreditbank (1923/24) und dem Bootshaus für den Freien Wassersportverein. Mit dem im Stil des “Neuen Bauens” konzipierten Siedlungsprojekt Jordan-Straße (Siedlung der Magdeburger Bauhütte GmbH in Magdeburg- Sudenburg) entwickelte sich mit K.s architektonisch-künstlerischer Eigenständigkeit seine Emanzipation ohne Preisgabe der geistig-ideellen Beziehungen zu seinem Mentor Taut. Die nachhaltige Bedeutung K.s für die Stadt Magdeburg ist geprägt durch sein soziales Engagement als Architekt der Arbeiterorganisationen und seine Verbundenheit mit der Natur. Hierher gehören die zwischen 1927 und 1933 entstandenen Großsiedlungen Neue Neustadt (Curie-Siedlung), Cracau und Fermersleben. Höhepunkte des auch international anerkannten Magdeburger Schaffens von K. sind der in Gemeinschaft mit Worm geplante Neubau der Allgemeinen Ortskrankenkasse (1926/27) und das Gewerkschaftshaus am Ratswaageplatz (1932). Mit letzterem und den “Oli-Lichtspielen/Daehnes-Hof” endete 1933 abrupt seine Magdeburger Tätigkeit. K. war in Magdeburg auch bühnenbildnerisch tätig, seine Messebauten wie der Hauswaldtsche Pavillon (Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung, Sozialfürsorge und Arbeit, 1922), noch in farbig verspielter Architektur, oder der Volksstimme-Pavillon im Stil der neuen Sachlichkeit (Deutsche Theaterausstellung Magdeburg, 1927) sind anerkannte Zeugnisse seines Schaffens. Auch zu erwähnen ist K.s 1921 expressionistisch ausgemalte und mit selbst entworfenen Möbeln im gleichen Stil gestaltete Magdeburger Wohnung im Bunten Weg 3.

Werke: Schriften: Neue Architektur in Magdeburg, in: Die Form 1, H. 15, 1926, 332–337; Allgemeine Ortskrankenkasse in Magdeburg, in: Die Bauwelt 19, H. 13, 1928, 17–24; Magdeburg – Siedlungsbauten 1927–30, in: ebd. 22, H. 13, 1931, 7–12.

Nachlaß: Bruno Krayl, Magdeburg (privat).

Literatur: Vollmer 3, 1956, 115; G. E. Konrad, Maximilian Worm und C. K., Architekten, 1928; Ute Maasberg, Im Auftrage der Farbe. Die Idee einer farbigen Stadt und ihre Realisation durch C. K., Diss. Hannover 1997; Regina Prinz, Neues Bauen in Magdeburg. Das Stadtbauamt unter Bruno Taut und Johannes Göderitz (1921–33), Diss. München 1997; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000.

Archivalien: StadtA Magdeburg: PA 3730.

Bildquelle: *Bruno Krayl, Magdeburg (privat).

Bruno Krayl

letzte Änderung: 10.02.2005