Fredersdorf, Karen |
F. wuchs in Magdeburg auf und besuchte dort die Schule. Ihr Vater war Kaufmann, die Mutter Hausfrau. Mit 18 Jahren ging sie an das Königliche Konservatorium in Dresden, studierte Gesang und nahm gleichzeitig Tanz- und Schauspielunterricht. 1917 trat sie am Hof-Theater Greiz ihr erstes Engagement als Operettensoubrette an. Bereits 1922 mußte F. ihre gerade erst begonnene Gesangskarriere aus gesundheitlichen Gründen beenden, so daß sie fortan nur noch als Schauspielerin arbeiten konnte. 1924 kehrte F. in ihre Heimatstadt zurück und wurde als “Anstandsdame” und “Heldenmutter” engagiert. Über 40 Jahre blieb sie ihrem Magdeburger Theater, vor allem aber ihrem geliebten Publikum treu. Ihrer ersten Rolle als Adelma in Gozzis “Turandot” (1924 im Wilhelmtheater) sollten über 200 weitere Rollen in ihrem langen künstlerischen Schaffen folgen. Von der jugendlichen Liebhaberin bis zu allen Altersrollen im Charakterfach reichte ihr umfangreiches Repertoire. Durch die intensive Gestaltung der von ihr verkörperten Figuren und durch ihre starke persönliche Ausstrahlung spielte sich F. nicht nur in die Herzen des Publikums, sondern wurde auch zur großen Dame des Magdeburger Theaters. Die Förderung des künstlerischen Nachwuchses lag ihr besonders am Herzen. So gab sie nach dem Krieg ihr fundiertes Wissen als Lehrerin für Sprechtechnik und Rollenstudium am damaligen Magdeburger Schauspielstudio an junge Menschen weiter. Bei so manchem von ihnen schuf sie die Grundlagen für die Liebe zum Beruf des Schauspielers und zum Theater. Bis ins hohe Alter war sie eine gefragte Lehrerin. 1951 verließ F. Magdeburg und folgte dem Ruf von Wolfgang Langhoff als “Mütterspielerin” an das Deutsche Theater Berlin. Auch hier überzeugte sie mit ihrem großen schauspielerischen Können, u. a. als Dame in Trauer in “Minna von Barnhelm” oder als die Kennedy in “Maria Stuart”. Die Sehnsucht nach ihrer Heimatstadt Magdeburg war stärker als die Verlockung der in Berlin gezahlten hohen Gage, und so kehrte F. 1954 wieder an das Magdeburger Theater zurück, um hier noch weitere 14 Jahre ihren Beruf auszuüben. Unvergeßlich blieb sie für viele als Cecile Mouret in der Komödie “Ihr 106. Geburtstag” von Jean Sarment (1959 in der Regie von Herbert Körbs, DDR-Erstaufführung, Pionierhaus). Gerhard Schneider schrieb darüber: “K. F. als 106jährige Cecile Mouret … übertraf alle Erwartungen dieser schwer angelegten Rolle. In künstlerischer, faszinierender Form gab sie der Greisin ein Fünkchen aufbewahrter Jugend und eine List, mit der sie das Familienmassiv der Mourets zum Wanken bringt. Brillant im Sprachlichen und in der Gestik, übte ihre Darstellung suggestive Kraft aus, was auch der mehrfache Beifall auf offener Szene bewies” (Liberal-Demokratische Zeitung vom 30.12.1959). 1968 stand F. in der Rolle der Lady Cicely in Georg Bernhard Shaws “Kapitän Brassbounds Bekehrung” in der Regie von Rolf Kabel zum letzten Mal auf den Brettern, die für sie nicht nur die Welt bedeuteten, sondern ihr ganzes Leben bestimmten. Nach ihrem offiziellen Ausscheiden wurde sie noch mehrmals als Gast verpflichtet. F. wurde zum Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen Magdeburg ernannt. In zweiter Ehe war sie mit dem bekannten Magdeburger Architekten Gerhard Gauger verheiratet.
Literatur: Rolf Kabel, Ein Leben für das Theater, Die Magdeburger Schauspielerin K. F. wird in diesen Tagen 90 Jahre alt, in: Volksstimme Magdeburg , Nr. 230 vom 30.09.1982, 5; Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995; Archiv des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg.
Bildquellen: ebd.; *Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat): Bleistiftzeichnung von Bruno Beye.
Manfred Michael
letzte Änderung: 19.08.2004