Gauger, Gerhard
geb. 12.04.1896 Stettin,
gest. 16.12.1949 Magdeburg,
Architekt, Stadtbaurat.

G. studierte, unterbrochen von der Kriegsteilnahme Herbst 1917 bis Februar 1919, von 1914 bis 1919 Architektur in Danzig und Braunschweig, war anschließend als Bauführer bei Wohnungsbauten in Stettin tätig, legte 1920 seine Diplom-Prüfung ab und trat im Oktober 1920 als Mitarbeiter im Privatbüro von Hans Lübke in Braunschweig ein. 1921–24 war G. im Architekturbüro von Fritz Schumacher in München mit städtebaulichen Entwürfen beschäftigt und absolvierte nebenbei ein privates Studium “Städtebau” mit Sonderprüfung. Im Juli 1924 übernahm er die Stelle des Leiters der Städtebauabteilung im Stadterweiterungsamt beim Magistrat der Stadt Magdeburg. Ende 1926 wurde er zum Stadtbaumeister befördert und trat 1930 als Nachfolger von Konrad Rühl das Amt des Leiters der Magdeburger Hochbauabteilung III (Stadterweiterungsamt) an. 1932 wurde er zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. G. gehörte seit 1934 zum Stab der Bezirksgruppe Magdeburg und fungierte als Leiter der Luftschutzberatungsstelle Magdeburg. Nach Auflösung des Stadterweiterungsamtes am 26.06.1933 vorzeitig in den Ruhestand versetzt, wechselte er 1934 als Beamter in die Städtische Polizeiverwaltung in Magdeburg. G. war in den 1920er Jahren an zahlreichen kommunalen Bauprojekten in Magdeburg beteiligt und profilierte sich mit städtebaulichen Entwürfen für den gemeinnützigen Wohnungsbau. Gemeinsam mit dem Magistratsbaudirektor Rühl zeichnete er für die Errichtung der Hermann-Beims-Siedlung (1925–28, 1930–32) – eine der bemerkenswertesten, nach Grundideen Bruno Tauts realisierten Großsiedlungen in versachlichter Bauweise in Deutschland –, der Siedlung Magdeburg-Südost (1923–24, 1925–28, 1930–33) und der Siedlung Eichenweiler am Schöppensteg (1932) verantwortlich. Für die Bancksche Siedlung (Curie-Siedlung) und die Siedlung Cracau oblag ihm zusammen mit Johannes Göderitz die städtische Bauberatung. Nach 1945 leitete er den umfangreichen Wiederaufbau des Magdeburger Zentraltheaters (Maxim-Gorki-Theater), dessen Wiedereröffnung Ende 1950 er nicht mehr erlebte. G. war mit der Schauspielerin Karen Fredersdorf verheiratet.

Werke: Entwurf Turnhalle mit Schwimmbad, Magdeburg-Fermersleben, 1928/29; Entwurf Radrennbahn am Biederitzer Busch, 1928/29; Grünflächenplan der Stadt Magdeburg, 1929; Entwurf Reichsbanner-Stadion, 1931 (alle mit J. Göderitz).

 Literatur: Mitteldeutsche Tageszeitung vom 02.01.1947; Martin Wiehle, Magdeburger Persönlichkeiten, 1993; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000. 

Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 28, Nr. 348, Bd. 1.

Bildquelle: *StadtA Magdeburg.

Hans Gottschalk

letzte Änderung: 28.09.2004