Rühl, Konrad, Dr.-Ing.
E.h. |
R. studierte 1903–08 Architektur in Berlin-Charlottenburg und Karlsruhe und war anschließend 1908–19 als junger Architekt bei der Preußischen Staatshochbauverwaltung beschäftigt. In diese Zeit fiel 1912 seine Ernennung zum Regierungsbaumeister. Nach seiner Kriegsteilnahme 1915–18 übernahm er 1919 die Leitung des Stadterweiterungsamtes in Lübeck, die er bis 1921 innehatte. 1922 erfolgte der Eintritt in die Magdeburger Stadtverwaltung als Leiter des Hochbauamtes III, des Stadterweiterungsamtes. Hier begann für ihn auch durch persönliche Kontakte mit Johannes Molzahn, Walter Gropius, Georg Muche und Johannes Itten die Entwicklung zu einem Meister seines Faches, das er von 1923–28 als Magistratsbaurat im Dezernat für Städtebau in Magdeburg ausübte. R. zählte zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Akademie für Städtebau. 1934 erfolgte seine Pensionierung als Landesoberbaurat und Leiter der Hochbauabteilung der Rheinischen Provinzialverwaltung in Düsseldorf, an die er 1928 aus politischen Gründen gewechselt war. Im Rheinland begegnete er Hans Schwippert, Fritz Thoma, Heinrich Campendonk, Heinrich Nauen und Eisolde Mataré und nahm Malstudien bei Oskar Moll. 1936–37 folgte ein Aufenthalt in Bloemfontein (Südafrika). 1937 siedelte er nach Berlin über, wo er 1938–45 als Hilfsarbeiter bei der Reichsbahndirektion tätig und 1942–45 in das Reichsministerium Speer abkommandiert war. 1945–47 war er Leiter der Gruppe Staatsbauten im Oberpräsidium Nordrhein und 1947–52 schließlich Staatssekretär im Wiederaufbauministerium des Landes Nordrhein-Westfalen. 1952– 64 wirkte der Geschäftsführer und Vorsitzende der Landesgruppe Nord-West (Rheinland-Westfalen) des Deutschen Werkbundes e.V. als Mitbegründer und Mitherausgeber der Werkbund- Monatszeitschrift Werk und Zeit. Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen würdigten seine Architektur und seine Verdienste um den Städtebau in Deutschland, so das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD, 1950 die Verleihung des Titels Dr.-Ing. E.h. durch die Technische Universität Karlsruhe und 1952 die Cornelius-Gurlitt-Gedenkmünze aus Anlaß des 40jährigen Bestehens der Deutschen Akademie für Städtebau. In Magdeburg erwarb sich R. Verdienste um die neue städtebauliche Konzeption Bruno Tauts. In seiner Funktion wirkte er an der Seite von Johannes Göderitz 1922–28 am Generalsiedlungsplan Magdeburg sowie an verschiedenen Bebauungsplänen und Wohnbauten mit. Gemeinsam mit Gerhard Gauger entwarf er 1924/25 die Stadionanlage Cracauer Anger. Unter seiner Mitwirkung wurden die Pläne zur Hermann-Beims-Siedlung und zur Siedlung Südost umgesetzt. Theoretische Entsprechung fand seine Tätigkeit in der mit Gerhard Weisser erarbeiteten Veröffentlichung “Das Wohnungswesen der Stadt Magdeburg” (1927). In den Jahren 1952–64 publizierte R. über Fragen des Städtebaus und der Raumordnung in der Monatszeitschrift des Deutschen Werkbundes.
Werke: Blindenschule und Anstaltskirche Düren; Frauenkrankenhaus in Johannistal; Psychiatrische Kinderklinik in Bonn; Bauberatung und Hochbauten der ersten Autobahn Köln-Bonn, 1928–1933; Aufbauplanung zerstörter Ruhrstädte, 1942–1945. – Schriften: Der Wohnungsbau als städtebaulicher Faktor, in: Die Wohnung 1, H. 1, 1926, 3–8; Erinnerungen an Bruno Taut, in: Baukunst und Werkform 12, H. 9, 1959, 485–494 und ebd. 13, H. 11, 1960, 636.
Literatur: Vollmer 6, 1962, 387; Karin Kirsch/Helmut Menzel, Hermann-Beims-Siedlung, 1994; Martha Doehler/Iris Reuther, Magdeburg – Die Stadt des Neuen Bauwillens. Zur Siedlungsentwicklung in der Weimarer Republik, 1995; Olaf Gisbertz, Bruno Taut und Johannes Göderitz in Magdeburg. Architektur und Städtebau in der Weimarer Republik, 2000.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 35, Hh 16 Nr. 25.
Bildquelle: *StadtA Magdeburg.
Hans Gottschalk
letzte Änderung: 03.03.2005