Kabel, Rolf, Dr.
phil. |
K. entstammte einer Beamtenfamilie, wuchs in Magdeburg auf und studierte nach dem Abitur ab 1949 an der Freien Universität Berlin Germanistik und Theaterwissenschaften. Während seiner Studienzeit absolvierte er mehrere Praktika am Magdeburger Theater und arbeitete als Regieassistent im Musiktheater an verschiedenen Inszenierungen mit. 1955 promovierte K. zum Dr. phil. mit der Arbeit “Die Entstehung des Magdeburger Nationaltheaters und sein Werdegang bis zum Jahre 1833”. Danach trat er zunächst als Referent beim Kulturbund in Stendal ein und war zudem als freiberuflicher Rezensent am Stendaler Theater tätig. 1956 wechselte er als Dramaturg an das Kreistheater Werdau/Crimmitschau. Mit Beginn der Spielzeit 1957/58 kam K. zunächst als Dramaturg an die Städtischen Bühnen Magdeburg, wo er später auch Spielleiter wurde. Er führte bei ca. 45 Stücken Regie, darunter waren zahlreiche Ur- oder Erstaufführungen. Hervorzuheben sind Inszenierungen von Erwin Sylvanus’ “Korczak und die Kinder” (1964 Podiumbühne, Fernsehaufzeichnung), von Rolf Hochhuths “Der Stellvertreter” (1966 Großes Haus) und von Bertolt Brechts “Die Mutter” (1967 Großes Haus). Mit dieser Inszenierung führte das Magdeburger Theater 1968 zu den Ruhrfestspielen in Oberhausen ein vielbeachtetes Gastspiel durch. K. beschäftigte sich besonders mit dem Schaffen des Magdeburger Dichters Georg Kaiser, der in den 1920er und 1930er Jahren zu den meist gespielten Autoren Deutschlands zählte. Von Kaiser inszenierte er “Napoleon in New Orleans” (1961 Großes Haus; 1965 Kammerspiele), “Der Silbersee” (1963 Pionierhaus), “Nebeneinander” (1963 Großes Haus) und “Die Spieldose” (1975 Podiumbühne). 1965 übernahm K. als künstlerischer Leiter die 1963 gegründete Podiumbühne, deren künstlerisches Profil er in den Folgejahren entscheidend mitprägte, so daß sie zu einem Publikumsmagneten für Besucher weit über die Stadtgrenzen hinaus wurde. Neben einer Reihe von sogenannten “Spätpodien” war das nicht zuletzt auch einer Co-Produktion mit dem Städtischen Puppentheater zu verdanken. 1970 inszenierte K. (Co-Regie: V. Fikowa a.G.) als Uraufführung “Der kleine Prinz”, ein Stück von Dieter Peust nach Texten von Antoine de Saint-Exupéry, in dem Schauspieler und Puppen gemeinsam agierten. Vor stets ausverkauftem Haus gab es 118 Aufführungen und sehr erfolgreiche Gastspiele in Bulgarien und Polen. K. war zudem in vielfältiger Weise als Autor aktiv und gab u. a. mit Christoph Trilse und Klaus Hammer das “Theaterlexikon” (1977) sowie mit Christoph Trilse die Publikation “Eduard Devrient – Geschichte der deutschen Schauspielkunst” (2 Bde, 1967) heraus.
Werke: Fs. 160 Jahre Magdeburger Theater, 1956; (Hg.) Aus seinen Tagebüchern. Eduard Devrient (2 Bde), 1964; (Hg.) “Solch’ ein Volk nennt sich nun Künstler …”. Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts (2 Bde), 1983.
Literatur: Archiv des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg.
Bildquelle: *ebd.
Manfred Michael