Kaiser, Friedrich Carl Georg |
K. war der fünfte von sechs Söhnen des Kaufmanns Friedrich K. Nach dem Schulbesuch des Pädagogiums des Klosters Unser Lieben Frauen in Magdeburg bis zur mittleren Reife, Abbruch der Lehre in einer Buchhandlung und in einem Export- Import-Geschäft hielt sich K. 1898–1901 in Buenos Aires auf und arbeitete im Büro der AEG. Nach seiner Rückkehr verbrachte er einige Monate in einer Nervenklinik in Berlin, anschließend lebte er bei seinen Brüdern Albrecht (Pfarrer in Trebitz) und Bruno (Rektor in Schulpforta) und bei den Eltern in Magdeburg. 1908 heiratete er die wohlhabende Kaufmannstochter Margarethe Habenicht, geb. Dschenfzig. Die durch die Heirat errungene wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglichte ihm die Niederlassung in Seeheim an der Bergstraße und Weimar. Die nun folgende künstlerisch sehr produktive Phase blieb zunächst ohne öffentliche Erfolge. 1917 gelang K. der Durchbruch mit der Aufführung des Dramas “Die Bürger von Calais” in Frankfurt/Main. Die nächsten Jahre waren sehr erfolgreich, seine Dramen wurden in ganz Deutschland aufgeführt. Die Verfilmung des Dramas “Von morgens bis mitternachts” entstand. K. geriet 1918 in finanzielle Schwierigkeiten, 1920 erfolgte die Verhaftung, 1921 wurde ihm der Prozeß wegen Unterschlagung gemacht. Eine Bürgschaft des Gustav- Kiepenheuer-Verlages ermöglichte 1921 der Familie K. die Niederlassung in Grünheide bei Berlin; hier konzentrierte sich K. auf sein literarisches Schaffen. Er unterhielt Arbeitskontakte mit Ernst Toller, Kurt Weill, Lotte Lenya, Bertolt Brecht u. a. und wurde als moderner Dramatiker gefeiert. Noch im Februar 1933 fand die Uraufführung des sozialromantischen Märchenstückes “Der Silbersee” gleichzeitig in Leipzig, Magdeburg und an weiteren deutschen Bühnen statt. Von den Nationalsozialisten provozierte Presse- und Theaterskandale führten zur Entfernung dieses und aller anderen Stücke K.s aus den Spielplänen. Nach 1933 durften seine Stücke nicht mehr gespielt werden; er erhielt kaum Arbeitsmöglichkeiten. 1938 ging K. mit Maria von Mühlfeld und der gemeinsamen Tochter Olivia ins Exil. In der Schweiz schrieb K. trotz fehlender eigener finanzieller Grundlage rastlos. Er arbeitete sowohl an seiner Dramatik als auch an lyrischen und epischen Texten. K. starb in Ascona. Die geplante Rückkehr nach Deutschland und die Zusammenarbeit mit Brecht erlebte er nicht mehr, seine Familie sah er nicht wieder. K.s Stücke “Der Fall des Schülers Vehgesack” (1914), “Rektor Kleist” (1914) und “Die Dornfelds” (1972) beziehen sich auf K.s Jugendjahre in Magdeburg. 1921–33 war er der meistgespielte deutsche Dramatiker; bis 1933 hatte er mehr als 40 Uraufführungen, teilweise in mehreren Städten gleichzeitig, vorzuweisen. Es folgten Inszenierungen seiner Dramen im Ausland, in New York, Moskau, Prag, Madrid, Tokio, London, Rom u. a. Städten. In seinen Stücken, vor allem in “Die Bürger von Calais” (1914), “Gas” (1918), “Von morgens bis mitternachts” (1916) u. a., setzte sich K. mit den Problemen der modernen Industriegesellschaft auseinander. Besonders geschätzt wurde er wegen seiner Sprachkraft und dramentechnischer Neuerungen. Er galt als großer Anreger in der Dramatik. Das Land Sachsen-Anhalt hat 1996 seinen Förderpreis für Literatur nach dem großen Dramatiker benannt.
Werke: Walter Huder (Hg.), G. K., Werke (6 Bde), 1971–1972; Klaus Kändler (Hg.), G. K., Werke (3 Bde), 1979; Gesa M. Valk (Hg.), G. K., Briefe, 1980–1989.
Nachlaß: Archiv der Akademie der Künste Berlin.
Literatur: BBKL 3, Sp. 952-956; Kosch LL 8, Sp. 835–839; Killy 6, 190–192; Armin Arnold (Hg.), Interpretationen zu G. K., 1980 (W, L); Peter K. Tyson, The reception of G. K. 1915–45 (2 Bde), 1984; Paul Raabe, Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus, 21992, 251.
Bildquelle: *Literaturhaus Magdeburg.
Gisela Zander
letzte Änderung: 09.02.2005