Körbs, Herbert |
K. stammte aus einem bürgerlichen Elternhaus. Er wuchs in Weimar auf und hatte als Statist mit zwölf Jahren seine ersten Kontakte zum Theater. Nach einer kaufmännischen Lehre nahm er privaten Schauspielunterricht bei Carl Schreiner. Sein erstes Engagement erhielt K. mit 22 Jahren am Nationaltheater Weimar und wechselte dann für zwei Spielzeiten ans Freiberger Theater. In den Freiberger “Lehrjahren” spielte er von der Klassik bis zur Operette alles, was ein ehrgeiziger junger Mann nur spielen konnte. 1932–40 war K. am Meininger Theater engagiert. Diese Meininger Zeit hat ihn ganz entscheidend geprägt, und er wurde zu einem vielbeschäftigten, wandlungsfähigen Charakterdarsteller. Hier lernte er die Schauspielerin und seine spätere Ehefrau Hildegard Dreyer (1910–98) kennen und stand mit ihr oft gemeinsam auf der Bühne, so auch 1935 als “das” klassische Liebespaar Ferdinand und Luise in Schillers “Kabale und Liebe”. Sein Regie-Debüt gab K. ebenfalls in Meiningen mit “Der Kaufmann von Venedig”. Damit war der Grundstein für eine ganz neue Aufgabe gelegt, von der sein weiterer beruflicher Werdegang wesentlich mitbestimmt wurde. Den damit verbundenen Herausforderungen hat sich K. in allen nachfolgenden Engagements mit großem Fleiß und viel Kreativität immer wieder gern und erfolgreich gestellt. 1940–44 war K. als Oberspielleiter und Schauspieler am Stadttheater Görlitz tätig und wurde noch im September 1944 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach dem Ende des Krieges waren das Stadttheater Jena (1945–49) und die Theater Halberstadt und Leipzig (Gastregien) seine Wirkungsstätten, bevor er 1950 für sechs Jahre am Stadttheater Zittau als Oberspielleiter und Schauspieler arbeitete. Am Theater Jena erfüllte er sich einen lang gehegten Wunsch und inszenierte mit “Figaros Hochzeit” seine erste Oper. 1957 holte ihn sein langjähriger Freund, der Intendant Heinz Isterheil, an das Magdeburger Theater. Es sollten seine erfolgreichsten und erfülltesten Jahre als Schauspieler und Regisseur werden. In mehr als 40 Stücken führte K. Regie (u. a. “Faust”, “Egmont”, “Mutter Courage”, “Nachtasyl”). Seine Faust-Inszenierung (1958 Großes Haus) mit Hasso von Steuben in der Rolle des Faust und mit ihm selbst, alternierend mit Heinz Isterheil, als Mephisto, stand fünf Jahre auf dem Spielplan und wurde zur erfolgreichsten Magdeburger Schauspielinszenierung der damaligen Zeit. Nahezu 48.000 Besucher sahen die insgesamt 48 Vorstellungen. Nicht selten führte K. Regie und übernahm auch gleichzeitig das Spielen einer Rolle. Mit überzeugender Gestaltungskraft beeindruckte und begeisterte er immer wieder das Publikum: ob als König Lear, Julius Caesar, Geßler, Herzog Alba – aber auch als Prof. Mamlock, als General in “Der Richter von Zalamea”, als Kardinal in “Der Stellvertreter” oder als Frank der Fünfte im gleichnamigen Stück von Dürrenmatt. Von 1956 an kamen für K. kleinere und größere Rollen bei Film und Fernsehen hinzu. Dieser Arbeit widmete er sich mit der gleichen Intensität wie seiner Theaterarbeit. In über 30 Spiel- und Fernsehfilmen wirkte er im Laufe der Jahre mit, so u. a. in “Der Hauptmann von Köln” (1956), “Gewissen in Aufruhr” (1969, mehrteiliger Fernsehfilm), “Die Abenteuer des Werner Holt” (1964), “Jeder stirbt für sich allein” (1970). Seine letzte Theater-Rolle spielte K. in Frank Wedekinds “Der Kammersänger” in der Regie von Rolf Kabel (1971, Podiumbühne), bevor er 1975 nach über 46 Jahren engagierter Arbeit am und im Theater in den Ruhestand trat.
Literatur: Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995; Archiv des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg; Unterlagen Familie Schmieder, Magdeburg (privat).
Bildquelle: *Archiv des Theaters der Landeshauptstadt Magdeburg.
Manfred Michael